Beyond ICT

"Warum sitzt du so viel vor dem Computer?"

Uhr | Aktualisiert
von Daniela Fritz

In der Rubrik "Beyond ICT" verraten Branchenkenner etwas aus ihrem Leben abseits von Technik und Unternehmensalltag. Heute stellt sich Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen, den persönlichen Fragen.

(Quelle: Balthasar Glättli)
(Quelle: Balthasar Glättli)

Herr Glättli, was war Ihr bisher schönstes Erlebnis in Ihrer Karriere?

In meiner politischen Karriere war dies sicher die Wahl in den Nationalrat – auch wenn es zuerst überschattet war vom bitteren Umstand, dass die Grünen in einigen Kantonen Sitze verloren hatten.

Was würde der zehnjährige Balthasar Glättli zu seinem jetzigen Ich sagen?

Warum sitzt du so viel vor dem Computer? Komm doch mal Schach spielen mit mir!

Warum kommen Sie morgens gerne ins Büro?

Das Nationalratsmandat, der Abschluss meines Studiums im zweiten Anlauf und die Tätigkeit im Rahmen meiner Firma Politbüro Kampagnen & Webdesign sind drei fordernde Jobs, die mir Freude machen und mich ständig zwingen, Neues zu lernen. Das ist nämlich eine meiner liebsten Beschäftigungen.

Wie würden ihre Mitarbeiter Sie beschreiben?

Sehr engagiert – aber oft fünf Minuten zu spät. Rasche Auffassungsgabe. Gibt ehrliche Feedbacks. Eher ein E-Mail- als ein Telefonmensch.

Worüber haben Sie kürzlich gelacht und worüber haben Sie sich geärgert?

Gelacht habe ich über den Eva-Comic im Tages-Anzeiger, der die Türsteher-Debatte rund um meine Nationalratskollegin Badran aufnahm. Geärgert hat mich SVP-Kollege Hans Fehr, der mir vorwarf, wir «Linken und Grünen» seien schuld an der verkachelten Asylpolitik: Dabei hatten wir ja die Verschärfungen immer bekämpft! Und das aktuelle Asylgesetz stammt von Christoph Blocher.

Wenn Sie mit jemandem tauschen könnten, wer wäre das?

Höchstens vielleicht mal für einen Tag mit dem kleinen Balthasar, der ich mal war. Er versteckte sich für Stunden hinter einem spannenden Buch oder vergass alles andere beim Zeichnen von Plänen und Austüfteln von Spielen. Sonst bin ich glücklich – ich habe gelernt, dass Glück nicht das ist, was man erstreben, sondern was man leben sollte.

Welches Land möchten Sie noch bereisen?

Vielleicht die USA – aber mit genügend Zeit.

Welchen persönlichen Herausforderungen möchten Sie sich noch stellen?

Die aktuell grösste Herausforderung ist es, im fortgeschrittenen Alter und begleitend zur Politik das Studium abzuschliessen, das ich vor Jahren zugunsten meiner ersten Firmengründung abgebrochen hatte.

Was wird sich bei den Grünen in den nächsten fünf Jahren verändern?

Netzpolitik wird ein Mainstream-Themenfeld innerhalb der Grünen. So wie Technikfolgeabschätzung und Grundrechtsfragen ja eigentlich schon lange Kernthemen sind: Denken wir nur an die Kritik an der Atomenergie, die immer auch eine Kritik am dafür notwendigen zentralistischen und kontrollierenden Atom-Schnüffelstaat war.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Sollte ich wiedergewählt werden, wäre ich sicher weiterhin mit viel Freude und einem deutlich grösseren Rucksack an Erfahrung im Nationalrat tätig. Sollte das nicht klappen, wer weiss, wo mich das Leben hintreibt. Dann fange ich vermutlich ganz etwas Neues an!

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