Starker Franken

"Wir werden die Preise im Ausland zum Teil anpassen müssen"

Uhr | Aktualisiert

Über 50’000 Kunden in rund 75 Ländern erhalten mehrmals pro Jahr Socken von Blacksocks zugestellt. Den starken Franken bekommt auch der stark exportorientierte E-Commerce-Player zu spüren, wie Geschäftsführer Samy Liechti im Interview mit der Netzwoche erläutert.

Samy Liechti, Blacksocks
Samy Liechti, Blacksocks

Herr Liechti, wie beurteilen Sie die derzeitige Lage für exportorientierte Schweizer E-Commerce-Unternehmen?

Es ist sehr schwierig momentan. Mit unserem Geschäftsmodell des Socken-Abos gehen wir längerfristige Kundenbeziehungen ein. So können wir nicht ganz so einfach die Preise anpassen können wie Händler, die lediglich einmalige Lieferungen anbieten. Auf der einen Seite gewinnen wir, weil wir unsere Ware in Euro einkaufen. Man darf aber nicht vergessen, dass die Rohstoffpreise für Baumwolle oder Wolle sich in den letzten 2 Jahren mehr als verdoppelt haben. Entsprechend müssen für den Einkauf mehr Euro in die Hand nehmen als früher. Mit dem Abo haben wir aber nicht nur Eurokosten,  denn ein beachtlicher Teil unserer Kosten fällt in Schweizer Franken an. Hier spreche ich sowohl von direkten Kosten wie Verpackungen, Konfektionierung und Porto, als auch von indirekten Kosten wie Löhne und Miete. Schwierig wird es mit Dollar- und Pfund-Umsätzen. Hier müssen wir die Fremdwährungen umtauschen, da wir keine Verwendung für Dollar und Pfund haben. In den USA mussten wir einige Dollar-Preise erhöhen. In Grossbritanien werden wir sämtliche Preise erhöhen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schweizer Kunden das Gefühl haben, sie müssten nun viel billiger einkaufen können, obwohl das Original Socken-Abo seit 12 Jahren  gleich viel kostet. Damals haben wir mit einem Eurokurs von 1.44 kalkuliert. Als der Euro 1.69 war, haben wir die Preise auch nicht angepasst.

Zeigt die derzeitige Frankenstärke Auswirkungen auf Ihren Geschäftsgang respektive drückt auf die Marge?

Wir versuchen, in unseren Exportmärkten so lange wie möglich die Preise nicht zu erhöhen. Entsprechend sind die Volumen weiter gewachsen. Auf einigen Produkten verdienen allerdings wir gar nichts mehr. Im Moment möchten wir aber das Auslandwachstum nicht abwürgen.

Ergreifen oder ziehen Sie zurzeit Massnahmen in Betracht, um den starken Franken zu "antizipieren"? Wenn ja, welche?

Wir werden die Preise im Ausland zum Teil anpassen müssen. Dank des starken Frankens können wir die Preise in der Schweiz seit 12 Jahren gleich behalten, obwohl die Post mehrfach aufgeschlagen hat, die Schweizer Mehrwertsteuer erhöht wurde, die Verpackungen teurer wurden und sich die Rohstoffpreise erhöht haben.

Welchen ausländischen Markt bearbeiten Sie derzeit am intensivsten? Und mit welchen Erfolgsaussichten?

Am erfolgreichsten sind wir zurzeit in den USA und in Deutschland. Wir merken aber, dass die Stimmung in den USA sehr schlecht ist, so dass wir froh sind, dort trotzdem weiterhin zweistellig zu wachsen. Deutschland ist traditionell sehr preissensibel. Hier werden wir die Preise nicht anheben können, sind aber froh, dass wir auch hier zünftig zulegen können.

Was sind die grössten Hürden für ein exportierendes Schweizer E-Commerce-Unternehmen nebst der starken Währung? Auf was muss beispielsweise ein Start-up heute besonders achten, wenn es aus der Schweiz heraus im Ausland wachsen will?

Es gibt im Zollbereich sehr viele Verfahren und Vorschriften, die immer wieder ändern. Hier den Durchblick zu kriegen ist schwierig, ihn zu behalten noch schwieriger. Zudem haben wir oft den Eindruck, dass einzelne Zöllner selbst überfordert sind. Wir haben immer wieder mit einzelnen Zollämtern Probleme. Korrekt verschickte, deklarierte und zollfreie Socken-Lieferungen werden zurückbehalten oder für bereits verzollte T-Shirts wird dem Kunden nochmals eine Zollrechnung vorgelegt, was natürlich Ärger gibt. So geschehen kürzlich beim Zollamt Köln.

(Interviewfragen wurden schriftlich beantwortet)