Microsoft muss sich neu erfinden

Die zehn grössten Herausforderungen für den neuen Microsoft-CEO

Uhr | Aktualisiert

Microsoft hat Satya Nadella zum CEO ernannt. Wird es ihm gelingen, den US-Konzern erfolgreich zu transformieren? Das Beratungshaus Forrester verrät, welche Fragen Nadella unbedingt beantworten muss.

Gipfelbesteigung (Quelle: www.flickr.com/photos/paxson_woelber/6361117043 / Creative Commons Attribution 2.0 Generic)
Gipfelbesteigung (Quelle: www.flickr.com/photos/paxson_woelber/6361117043 / Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Satya Nadella ist neuer Chef von Microsoft. Der 46-jährige Inder, der seit über 20 Jahren beim US-Konzern arbeitet, steht vor grossen Herausforderungen. Das Beratungshaus Forrester hat eine Liste mit zehn Fragen veröffentlicht, die er dringend beantworten muss.

1. Kann Microsoft im Mobile- und Hardwaremarkt zum Leader aufsteigen?

Forrester sieht im Mobile-Markt die grösste Herausforderung für Nadella. Vor allem Bring your own Device setzt Microsoft unter Druck, da es die Dominanz des US-Konzerns im Enterprise-Bereich untergräbt. "Google gewinnt mit Preis und Offenheit, Apple mit Margen und Integration", schreibt Forrester. "Microsoft muss anders gewinnen." Das hauseigene Betriebssystem Windows Phone erfülle die Anforderungen von Unternehmen und Entwicklern - vor allem bei IT-Sicherheit und Endpoint-Management - nicht. In diesen Bereich müsse Microsoft investieren, fordert Forrester.

2. Wird Microsoft Office für Android und iOS verfügbar machen?

Bei der Veröffentlichung von Office 2013 versprach Microsoft, im ersten Halbjahr 2013 zumindest einen Teil seiner Büro-Suite für Android und iOS zu veröffentlichen. Das ist nie passiert. Auch Sharepoint und Dynamics sind nicht verfügbar. Konkurrenten sind weiter: Salesforce vertreibt mit Salesforce1 eine Software, die zwar nicht auf Windows Phone, dafür aber auf iOS und Android läuft.

 

Microsoft müsse darauf so schnell wie möglich antworten, so Forrester.

3. Wie gewinnt Microsoft neue Unternehmenskunden?

Mit der Cloud hat Microsoft zwar Erfolg. Wird es dem US-Konzern aber auch gelingen, genug Neukunden zu gewinnen? Forrest zweifelt. Der Berater empfiehlt Microsoft, sich auf KMUs, Start-ups und Entwicklungsmärkte zu konzentrieren. Ein Weg, um vielversprechende Firmen ins Microsoft-Boot zu holen, sind die Cloud-Lösungen Office 365, Onedrive (früher Skydrive) und Outlook. Microsoft müsse diese Apps in eingeschränkten Versionen kostenlos anbieten. Sobald die Anforderungen der neu gewonnenen Nutzer steigen, könne Microsoft diesen kostenpflichtige Verträge anbieten.

4. Wird Sharepoint zur führenden Plattform für das Management von Kundenbeziehungen?

Laut Forrester werden Unternehmen in Software investieren, die die Interaktion mit Kunden verbessert. Microsoft Sharepoint erfülle diese Anforderung nicht. Das sei aber nicht schlimm, schreibt Forrester, da auch die Konkurrenz schlafe. Trotzdem müsse Microsoft handeln und den Fokus von Sharepoint öffnen. Die Collaboration-Plattform soll stärker auf Menschen ausgelegt werden, die Sharepoint im Unternehmen nicht verwenden. Firmen könnten die Software so auch nutzen, um mit Kunden zu kommunizieren. Sharepoint müsse zudem für mobile Browser optimiert werden.

5. Wie gelingt es Microsoft, Windows 8 in Unternehmen zu etablieren?

Windows 8 hat sich in Firmen noch nicht durchgesetzt. Forrester fordert Microsoft dazu auf, sich auf ein User-Interface zu konzentrieren, wie dies bei Windows XP und Windows 7 der Fall ist. So könne es Microsoft gelingen, Windows 8 auch im Business zu etablieren.

6. Wie kann Microsoft seine Cloud-Angebote in Unternehmen etablieren?

Microsoft ist es gelungen, sich vom Desktop-Software-Anbieter zum Cloud-Giganten zu wandeln. Im Unterschied zu einigen Konkurrenten ist der Konzern aber nicht im Cloud-Zeitalter geboren und muss noch viel Programmiercode aus der On-Premise-Ära pflegen. Forrester empfiehlt Microsoft, stärker auf die Wolke zu setzen. Produkte wie Office 365, Exchange, Lync, Sharepoint und Yammer sollen vom Desktop getrennt und mit einem "Cloud-first-Ansatz" entwickelt werden, schreibt Forrester.

7. Wird Microsoft Unternehmen helfen, auf die Cloud umzusatteln?

Forrester spricht von einer "ecosystem management challenge" und meint damit die Herausforderung, Firmen für die Cloud zu begeistern. Dafür müsse Microsoft enger mit seinen Partnern zusammenarbeiten und seine APIs (Application Programming Interfaces) besser dokumentieren. Der Konzern müsse zudem Windows Server näher mit Windows Azure und der Azure SQL Database zusammenbringen, empfiehlt Forrester.

8. Wie wird die Consumer-Sparte zum Ergebnis von Microsoft beitragen?

Im Gegensatz zu Konkurrenten wie IBM, Oracle und SAP verfügt Microsoft auch über Consumer-Produkte wie Xbox, Skype, MSN und die Handy-Sparte von Nokia. Die Frage ist nun, ob es Microsoft gelingt, dies zu seinem Vorteil zu nutzen. Forrester schlägt dafür eine stärkere Integration von Skype und Lync vor. Microsoft könnte es zudem schaffen, werbefinanzierte Angebote aus seinen Consumer-Produkten in die Geschäftswelt zu transformieren, urteilt Forrester.

9. Wie bringt Microsoft Dynamics in die Cloud?

Dynamics CRM sei zwar ein wichtiges Software-as-a-Service-Angebot von Microsoft, urteilt Forrester, aber im Vergleich zu den Angeboten von Salesforce und Netsuite hinke es hinterher. Forrester empfiehlt Microsoft, Dynamics besser in die Azure-Cloud zu integrieren. Und da gibt es noch ein Problem: Das Dynamics-Entwickler-Team sei bei Microsoft organisatorisch vom Marketing-, Sales- und Cloud-Bereich getrennt und erhalte intern wohl nicht die Ressourcen, die ihm zustehen.

10. Sollen Office und Windows getrennt entwickelt werden?

Bei Microsoft habe es jahrelang eine Konkurrenzkampf zwischen den Office- und Windows-Teams gegeben. Nun seien die beiden Sparten wieder näher zusammen gerückt, und Forrester zweifelt den Nutzen davon an. Die Windows-first-Kultur bei Microsoft müsse abgelegt und Plattformen wie Android und iOS endlich besser unterstützt werden. "Microsofts Weltherrschaftsgetue und das Ziel eines einzigen, integrierten Enterprise-Stacks ist heute nicht mehr praktikabel", schreibt Forrester. "Der Wert und die Relevanz von Microsoft-Produkten in Unternehmen wird so weiter sinken."

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