Das ICT-Jahr 2011

Jahresrückblick 2011: April bis Juni

Uhr | Aktualisiert

In vier Teilen blicken wir zurück auf das ICT-Jahr 2011. Heute: Die Rache eines Ex-Mitarbeiters, der Master of Swiss Web 2011 und einer der grössten Datenverluste in der Geschichte des Internets.

In den Monaten April bis Juni berührt ein Thema die Leser des Netztickers am meisten: Der Hacker-Angriff auf das Sony Playstation Network, bei dem über 75 Millionen Nutzerdaten gestohlen werden. "Es tut uns sehr leid, dass wir unseren Kunden so viele Schwierigkeiten bereitet haben", entschuldigt sich Firmenvertreter Kazuo Hirai an einer Pressekonferenz. Hirai verbeugte sich dabei lange vor den anwesenden Journalisten - in Japan eine Geste tiefer Entschuldigung.

Switch sperrt Schweizer Websites, wenn sie schädliche Software verbreiten. Bereits über 700 sind bereinigt. Zudem muss Switch Verträge und jährliche Kostenrechnungen betreffend Switchplus offenlegen. "Die Entscheidung ist ein Erfolg für die Gruppe der elf Hosting-Provider, die sich mit Unterstützung von 40 weiteren Providern seit rund zwei Jahren gegen den Missbrauch der Marktmacht der Stiftung Switch beim Markteintritt der Tochterfirma Switchplus wehren", so Claudius Röllin, Inhaber und Chief Marketing Officer von Hostpoint.

UPC Cablecom, Duden und Migipedia

Mehr Bandbreite zum bisherigen oder sogar einem günstigeren Abonnement-Preis? Klar doch, verspricht UPC Cablecom seinen bestehenden Kunden. Die Umstellung erfolgt schrittweise - und UPC Cablecom informiert die betroffenen Kunden ganz klassisch per Brief.

Endlich! Der Duden kostenlos im Web. Eine Suchfunktion bietet Zugriff auf Wortdefinitionen, Wortverbindungen sowie Häufigkeitsangaben, Bilder und Audioangebote. "So machen wir auch online auf die Wichtigkeit korrekter Sprache aufmerksam", kommentiert Marion Winkenbach, verlegerische Geschäftsführerin des Dudenverlags.

Unter den über 600 Gästen an Best of Swiss Web 2011 erhält Migipedia von Liip AG & Jung von Matt/Limmat die meisten Stimmen. Die Macher brillieren bei Jury- und Leserwahl und beim Publikum. Auf den weiteren Plätzen landen Lost in Val Sinestra (Contexta/Hinderling Volkart), Sonapro (Namics AG), Postfinance Eventmanager (Liip AG/Lernetz AG/Zeix AG) und ExLibris Mobile Shopping App (Youngculture AG).

Tamedia, Ringier und Google

Tamedia betreibt ab 2013 die IT wieder selbst. Dies, nachdem Swisscom IT Services seit 2004 sämtliche Arbeitsplätze sowie Informatiksysteme und die Server des Unternehmens betreut hatte. Nicht betroffen sind Espace Media und Edipresse. Das ambitionierte Ziel: Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich erzielen. Sprecher Christoph Zimmer erklärt: "In den letzten Jahren konnten wir die IT-Kosten eines Eigenbetriebs mit den IT-Kosten bei einem externen Partner vergleichen. Unsere Erfahrungen in Bern und Lausanne zeigen, dass diese Grössenordnung realistisch ist."

Acht Monate nach der Lancierung ist 20 Minuten Mobile bereits wieder Geschichte. Der von Tamedia gemeinsam mit Sunrise lancierte Handy-Tarif wird wegen einer "unter den Erwartungen liegender Geschäftsentwicklung" eingestampft, so das Medienhaus.

Am 15. September 2010 lancierte das Medienunternehmen Ringier die Verkaufsförderungs-Plattform Vanilla.ch. Diese hatte sich nicht gemäss den im Businessplan formulierten Erwartungen entwickelt. Die Ringier-Geschäftsleitung hat deshalb entschieden, das Projekt zu beenden.

Google stellt auf seiner Entwicklerkonferenz IO in San Francisco die Chromebooks vor. Ab 15. Juni sind die ersten auf den Markt. Mit den Chromebooks will Goggle anderen Grossunternehmen wie Apple und Microsoft Konkurrenz machen - bis jetzt ohne durchschlagenden Erfolg.

SBB, Raiffeisen, iTunes und Gucci

Die SBB rollen ins Web 2.0: Eine neue Website geht online - mit Cover Flow, Widgets und einer dynamischen Suche. Am Bildschirmrand wird eine Leiste integriert, die personalisierbare Mini-Apps enthält. Nur die halbherzige Integration von Social Media überzeugt noch nicht ganz.

"iTunes store account hacked". So lautet ein Beitrag im Support-Forum von Apple. In nur einer Woche generierte dieser über 45'000 Aufrufe und mehr als 350 Antworten. Zu Wort melden sich iTunes-Nutzer, die über mysteriöse Abbuchungen auf ihrem Konto berichten. Pikant: Die Beträge wurden über Apps abgebucht, die sie gar nie installiert haben.

Schock bei der Raiffeisenbank Mitte März: Während vier Tagen hatten die Kunden der Bank keine Zahlungen über E-Banking tätigen können. Sprecher Franz Würth erklärt auf Netzwoche Online: "Das Problem beruhte auf einem komplexen technischen Problem im Datenabgleich zwischen dem Primär- und dem Back-up-System. Es sind keine eigenen Fehler oder solche der Partner dafür verantwortlich."

Die grösste Gefahr für eine Firmen-IT geht von den eigenen Mitarbeitern aus, besagt eine alte IT-Weisheit. So auch im Fall Gucci: Nachdem der 34-jährige Sam Chihlung Yin wegen Hehlerei von seinem Arbeitgeber entlassen wurde, kontaminierte er die IT des Unternehmens. Nun ist er entlarvt - und wurde in New York verhaftet.

Postfinance, Facebook und Osama bin Laden

Leila Summa, Social Media Director und Leitung Digital Marketing bei der Migros, lässt Zürich hinter sich und macht sich auf nach Hamburg, um dort einen neuen Job bei der grössten Social-Media-Plattform der Welt anzufangen. "Es ist der spannendste Job der Schweiz – mein jetziger Job. Nun zieht es mich aber ins Ausland", so Leila Summa auf Anfrage der Netzwoche über ihren Wechsel zu Facebook.

Postfinance migriert Kontoführung und Zahlungsverkehr auf ein neues Informatiksystem. Für die künftige Verarbeitung ihres Kerngeschäfts setzt Postfinance auf ein System der Firma Tata Consultancy Services mit Sitz in Mumbai. Die bestehenden Systeme werden in den nächsten vier Jahren schrittweise abgelöst, heist es vonseiten der Postfinance.

Al-Kaida-Chef Osama bin Laden wird von den USA zur Strecke gebracht. Die News gibt es zuerst auf Twitter - noch vor der Bekanntgabe durch Barack Obama. Ein pakistanischer IT-Berater twitterte live mit - ohne vom US-Angriff zu wissen. "Uh oh, now I'm the guy who liveblogged the Osama raid without knowing it", twittert dieser verdutzt.

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