Interview mit Su Franke

"Social Media ist nicht mit Facebook gleichzusetzen"

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von Janine Aegerter

Su Franke arbeitet als Bloggerin und Dozentin an Hochschulen zum Thema Social Media. Im Interview spricht sie über das Engagement von Firmen im B2B-Umfeld von Social Media.

Su Franke arbeitet als Beraterin, Bloggerin und als Dozentin an Hochschulen (Quelle: Netzmedien)
Su Franke arbeitet als Beraterin, Bloggerin und als Dozentin an Hochschulen (Quelle: Netzmedien)

Frau Franke, wie schätzen Sie die Situation von Social Media im B2B-Umfeld ein?

Ich stelle fest, dass zurzeit die Bemühungen von Unternehmen in Bezug auf interne Kommunikation oder Corporate Blogs zunehmen. Der Nutzen von Social Media wird zunehmend auch für B2B erkannt.

Wieso ist das so?

Ich glaube, dass einerseits die Aufklärungsarbeit der letzten Jahre fruchtet. Andererseits ist Social Media Teil der normalen Onlinekommunikation geworden, und als Unternehmen kann man dies nicht mehr einfach so ignorieren. Zudem sehe ich oft, dass Menschen auf eigene Faust Facebook-Gruppen oder Google+-Communitys gründen, wenn es beruflich keine Möglichkeiten für einen internen Austausch gibt. Das sieht man beispielsweise häufig an Hochschulen. Diese Entwicklung setzt wiederum die Institutionen unter Druck, interne Plattformen dialogfähig weiterzuentwickeln. Die Menschen erwarten, dass sie sich austauschen können. Dabei werden vor allem Mehrwerte generiert und nicht nur Geplänkel, wie das manche befürchten.

Wie kann man ein Unternehmen vom Nutzen von Social Media im B2B-Umfeld überzeugen?

Die Unternehmen müssen verstehen, dass Social Media nicht mit Facebook gleichzusetzen ist und dass es nicht um einen neuen Marketingkanal geht, sondern um Internetpräsenz. Im B2B-Umfeld kann man sich mit dem Knowhow und der Erfahrung von Mitarbeitern präsentieren oder das öffentliche Gespräch anbieten. Damit werden Firmen über Themen besser auffindbar und es entsteht eine höhere Kundenbindung, nicht zuletzt, weil Firmen direkt ansprechbar werden. Zudem können Unternehmen damit Marktforschung betreiben und Netzwerke besser nutzen, nicht nur die eigenen. Inzwischen kommt Social Media auch intern an, macht das vorhandene Wissen intern nutzbar und unterstützt den Kulturwandel, der an vielen Orten wertvoll ist.

Und welche Gegenargumente haben die Unternehmen?

Keine. Manche Leute haben immer noch falsche Vorstellungen von Social Media. Viele glauben, es sei für ihr Business nicht relevant. Oder sie meinen fälschlicherweise, es gehe um Werbung. Das ist zu kurzfristig gedacht. Es geht um Onlinekommunikation. Ein Argument, das immer wieder auf den Tisch kommt, sind fehlende Ressourcen. Viele haben zudem Angst vor einem Shitstorm und wollen diese Gefahr abwenden, indem sie auf Social Media gar nicht aktiv sind. Das ist ein Trugschluss.

Welche Fehler machen Unternehmen im Zusammenhang mit Social Media?

Die Kultur in einem Unternehmen kann ein grosses Hindernis sein. Beispielsweise in einem hierarchisch organisierten Betrieb, in dem die Unternehmenskommunikation von oben nach unten stattfindet. Dort wird es schwieriger, wenn auf einmal jeder zu Wort kommen kann oder gar kommen sollte, es aber nicht gewohnt ist. Wichtig ist daher, dass ein Unternehmen eine Social-Media-Strategie entwickelt, die festlegt, was sind die Ziele, wie und mit welchen Ressourcen sie erreicht werden können. Oft gibt es in Firmen mehr Verbote bezüglich Social Media als Ermunterung. Logisch, dass dann auch die Mitarbeiter extern den Start nicht unterstützen. Manchmal ist es besser, erst intern anzusetzen und die Vorteile der Social-Media-Mechanismen zu nutzen und Erfahrungen zu sammeln.