Jahresmedienkonferenz

Swissgrid treibt Netzausbau voran

Uhr | Aktualisiert
von Marcel Urech und sda

Die Stromzukunft stellt die nationale Netzgesellschaft Swissgrid vor grosse Herausforderungen. Zum einen muss das Übertragungsnetz erneuert und ausgebaut werden. Zum andern soll der Strommarkt nicht mehr an den Landesgrenzen enden.

Hier baut Swissgrid seine Netze aus (Quelle: Screenshot von swissgrid.ch)
Hier baut Swissgrid seine Netze aus (Quelle: Screenshot von swissgrid.ch)

Fast zwei Drittel des Übertragungsnetzes wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren erstellt. Die Anforderungen an das Übertragungsnetz hätten sich in den letzten Jahren jedoch stark verändert, sagte Swissgrid-Chef Pierre-Alain Graf an der Jahresmedienkonferenz am Donnerstag in Zürich.

Es bestehe deshalb ein erheblicher Erneuerungs- und Ausbaubedarf. "Wir müssen bestehende Engpässe beseitigen, Lücken schliessen und Kraftwerksanschlüsse so schnell wie möglich realisieren", betonte Graf. Die Schweiz als Stromdrehscheibe brauche ein modernes Übertragungsnetz.

Neue Leitungen auf der "grünen Wiese" sollen jedoch nur dort realisiert werden, wo kritische Lücken im Übertragungsnetz zu schliessen sind. Neubauprojekte seien eine langwierige Angelegenheit und würden oft durch Einsprachen blockiert oder verzögert, stellte Graf fest.

Stromhandel im Internet

Der Netzausbau ist nicht die einzige Herausforderung für den Netzbetreiber. Ungeachtet des Ausgangs der Verhandlungen über ein Stromabkommen mit der EU treibt Swissgrid auch die Koppelung der europäischen Märkte für den Day-Ahead-Handel (Stromlieferung für den nächsten Tag) voran.

Ohne diese Koppelung müssen Stromhändler laut Graf für den grenzüberschreitenden Energietransfer nach der Beschaffung der Energie die Transportkapazität im Netz separat ersteigern. In gekoppelten Märkten werde Energie und Transportkapazität gemeinsam gehandelt. Das bringe nicht nur einen volkswirtschaftlichen Nutzen, sondern trage auch zur Versorgungssicherheit bei.

Bereits im Juni 2013 hat Swissgrid gemeinsam mit der europäischen Strombörse Epex Spot eine Plattform für den Handel innerhalb eines Tages eingerichtet. Schweizer Stromhändler können damit ihren Strom direkt auf den Interaday-Märkten in Frankreich und Deutschland anbieten. Die Marktanbindung im Day-ahead-Handel ist für 2015 vorgesehen.

Flexible Dienstleistungen

Für den stabilen Betrieb des Stromnetzes muss immer gleich viel Strom ins Netz eingespeist werden. Solar- und Windenergie unterliegen jedoch starken Angebotsschwankungen. Zum Ausgleich brauche es immer mehr flexible Dienstleistungen, die bei Bedarf zu- oder abgeschaltet werden können, erklärte Graf.

Swissgrid unterstützt deshalb die Entwicklung eines Marktes, der neben Erzeugungskapazitäten auch Flexibilität honoriert. "Wer Strom flexibel produzieren kann, soll dafür entschädigt werden", sagte Graf. Ein Flexbilitätsmarkt schaffe Anreize für Lieferanten von unregelmässig anfallender Energie und bessere Bedingungen für die Schweizer Elektrizitätswirtschaft in Europa.

Mit den zahlreichen Speicherseen und Speicherkraftwerken verfüge die Schweiz schon heute über sehr flexible Kraftwerkskapazitäten. Doch das heutige Marktdesign werde den neuen Anforderungen immer weniger gerecht, ist Graf überzeugt.

Das vergangene Jahr stand für Swissgrid ganz im Zeichen der Integration von 17 Netzgesellschaften. Das hinterliess auch Spuren in der Jahresrechnung. Mit den Netzübernahmen stieg die Bilanzsumme auf einen Schlag von 692,5 Millionen auf 2,972 Milliarden Franken.