Im Interview mit Michael Höhener

"Auch mit kleinen Budgets ist auf Google Adwords nach wie vor viel möglich"

Uhr | Aktualisiert
von Simon Zaugg

Steigende Keyword-Preise und immer vielfältigere, aber auch kompliziertere Optionen – Google Adwords verkommt zur Angelegenheit für Profis und grosse Werbekunden. Für Adwords-Profi Michael Höhener ist das nur die halbe Wahrheit. Er macht Anbietern mit kleineren Budgets Mut.

Herr Höhener, was sind die wichtigsten Entwicklungen bei Google Adwords in den letzten Jahren?

Heute ist den Werbekunden primär wichtig, auf der ersten Suchseite zu erscheinen. Ob die Text-Anzeige zuoberst, auf dem teuersten und scheinbar attraktivsten Platz oder irgendwo am rechten Rand erscheint, ist nicht mehr so zentral. Doch was im Anzeigentext steht, wird immer wichtiger. Google belohnt diejenigen Werbekunden, die die relevantesten Suchresultate bieten und den Nutzer mit möglichst wenigen Klicks zum gesuchten Inhalt bringen. Sie profitieren von günstigeren Klickpreisen und «höheren» Anzeige¬positionen. Und auch die Qualität der Besucher ist wichtiger geworden: Klick ist nicht gleich Klick.

Wie transparent sind denn diese Bedingungen aktuell?

Die sind sehr transparent. Der Kunde sieht auf den Rappen genau, was wie viel gekostet hat. Der Nachteil ist, dass die Auswertungen sehr viele Daten liefern, für den Kunden oft zu viele. Es ist komplexer geworden. Doch insgesamt hat Google meiner Ansicht nach in den letzten Jahren einen guten Job gemacht.

Von einem Start-up-Unternehmer habe ich gehört, dass Adwords für ihn zu teuer geworden seien und er deswegen eher auf andere Marketingmethoden setzt. Was sagen Sie dazu?

Auch Google spürt die Konkurrenz im Nacken. Die Mitbewerberdichte ist gewachsen. Das hat dazu geführt, dass die Klickpreise in die Höhe getrieben wurden. Man muss sich aber schon fragen, wo die grosse Masse heute sucht. Gerade in der Schweiz hat Google noch höhere Marktanteile als etwa in den USA, Deutschland oder Japan, wo auch Yahoo durchaus interessante Möglichkeiten bietet. Zusätzlich hat Google die Optionen enorm verbessert und vervielfältigt. Klar ist: Auch mit kleinen Budgets ist mit Adwords viel möglich. Kleine Anbieter können beispielsweise regio¬nal beschränkte Kampagnen machen oder eine Kampagne nur auf Smartphone und/oder Tablet-PC-Nutzer ausrichten. Man darf nicht vergessen: 2012 werden voraussichtlich 85 Prozent aller Handys einen Internetzugang haben. Die mobile Suche hat sich in diesem Jahr bereits vervierfacht. Jede dritte mobile Suche hat eine lokalen Bezug. Dank der vielen individuellen Optionen, insbesondere des umfassenden Keyword-Tunings und der Optimierungsstrategien, kann mit wenig Budget viel erreicht werden.

Andererseits ist Adwords sehr kompliziert geworden.

Ja, für einen Laien ist es heute sehr schwierig. Ein Beispiel: Eine meiner heutigen Kundinnen hat anfänglich einen Kurs gemacht und musste dann einsehen, dass es zu kompliziert ist. Ein anderer Kunde hat sich erst ein dickes Buch gekauft – mit demselben Resultat. Es lohnt sich nicht, es selbst zu machen, wenn man nicht genügend Zeit für regelmässige Weiterbildung (wöchentlich/täglich) hat und sich nicht voll dahinterklemmt.

Und auch nach dem Aufsetzen der Kampagne muss der Werbekunde ständig dranbleiben, Stichwort Betreuung der Keywords.

Vielleicht nicht gerade täglich. Doch es gibt immer wieder neue Suchbegriffe und Wortkombinationen. Dann ermöglichen die Adwords-Auswertungstools, die Aktivitäten von Website-Besuchern zu messen. Das bedeutet natürlich Aufwand. Andererseits können die Werbekunden mit dem Wissen dieser Messungen auch andere Marketingmassnahmen optimieren.

Welchen Einfluss hat das kürzlich eingeführte Social Network Google+?

Schon seit längerem gibt es Schnittstellen zwischen den Facebook-Like-Buttons und den Suchergebnissen: Was mehr "geliket" wird, hat ein höheres Ranking. Und jetzt hat auch Google ein Netzwerk. Das Ganze geht in Richtung Empfehlungsmarketing. Social-Marketing ist zweifellos stark im Kommen. Google geht es meines Erachtens jetzt hauptsächlich darum, dort Fuss zu fassen, was laut den Zahlen nur schon in der Beta-Phase sehr erfolgversprechend aussieht. Bereits sind 25 Millionen Mitglieder auf Google+, und auch x-tausende Firmen haben nach Unternehmens-Accounts, analog der Fanpages bei Facebook, gefragt.

Momentan ist Google+ noch werbefrei. Wird das so bleiben?

Google hat stets darauf geachtet, störende Werbung möglichst zu vermeiden und eher unauffällige Werbung zu schalten. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass Adwords-Anzeigen auch auf Google+ kommen werden. Aus einem einfachen Grund: Die Nutzer werden zunehmend toleranter gegenüber personalisierter Werbung, es wird sogar gewünscht. Bei Facebook funktioniert das Prinzip bereits.