Entwicklung von Apps – Gold Rush oder harte Arbeit?
Das Seminar "ICT – Recht und Praxis" hat viel Publikum angelockt und das Thema App-Stores aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Der Google-Play-Vertreter erläuterte dabei die Dinge aus Sicht des Suchmaschinisten.
Das Europa Institut der Universität Zürich hat letzten Donnerstag ein Seminar zum Thema ICT – Recht und Praxis durchgeführt. Thema der Veranstaltung waren Wertschöpfungsketten und rechtliche Bestimmungen von Apps. Rolf Auf der Maur, Rechtsanwalt und Vizepräsident der Simsa, führte dabei zusammen mit dem Rechtsanwalt Peter Neuenschwander durch den Nachmittag.
Christof Zogg, Leiter E-Business bei den SBB und Mitbegründer von Best of Swiss Apps, referierte über die technischen Grundlagen und neuen Wertschöpfungsketten von Apps. Mit eindrücklichen Beispielen demonstrierte er die Möglichkeiten, die Apps bieten können. Beispielsweise die simple bis nutzlose App Yo, die lediglich das Wort "Yo" an Freunde schicken konnte und Investitionen in Millionenhöhe erhielt. Fälle wie dieser lösten laut Zogg einen regelrechten Gold Rush auf die Entwicklung von Apps aus. Immer mehr Hobbyentwickler versuchten folglich ihr Glück und waren in den allerwenigsten Fällen erfolgreich.
Neue Finanzierungsmöglichkeiten
Die Finanzierung von Apps habe sich verändert so Zogg, der früher bei Microsoft Schweiz als Director Developer and Platform Group für das Thema Apps zuständig gewesen war. Apps, die etwas kosten, hätten in Apples App-Store anfänglich noch zum Erfolg führen können. Heute seien aber sowohl für Android als auch für iOs die allermeisten Apps kostenlos.
Aber wie verdient man dann Geld mit diesen Apps? Als nächstes finanzierten sich Apps durch Werbung. Durch einfach programmierbare Balken kann man seine App mit Werbung füllen und so Einkommen generieren. "Für die Entfernung dieser lästigen Werbung können die Benutzer dann bezahlen", so Zogg. Mit den In-App-Käufen setze sich nun eine neue Finanzierungsmöglichkeit an die Spitze. Bereits 70 bis 80 Prozent seien nach diesem Prinzip aufgebaut: Die App kann dabei mit gewissen Basis-Funktionen gratis heruntergeladen werden und per Einkäufe in der App noch ausgebaut werden. Für die Spielfreudigen kann so der Weg zur höheren Highscore-Position beschleunigt werden.
Rechtliche Probleme bei In-App-Käufen
Gregor Pryor, Partner bei der Anwaltskanzlei Reed Smith in London, führte die von Zogg angedachten Hinweise zu In-App-Käufen weiter und erzählte über die problematischen Folgen, die das Aufkommen, dieser Finanzierungsmethode mit sich bringt: In Apples App-Store können die Nutzer nach der Eingabe des Passworts für 15 Minuten In-App-Käufe tätigen. Dies erlaubt beispielsweise Kindern, während dieser Zeit solche Käufe zu tätigen, nachdem die Eltern eine App heruntergeladen haben. Das führte teils zu exorbitanten Rechnungen für die Eltern. Apple musste dieses Jahr zur Entschädigung rund 32,5 Milllionen US-Dollar zurückbezahlen. Auch Google und Amazon wurden verklagt.
Diese Situation rief auch Konsumentenschützer der EU auf den Plan, wie Pryor weiter ausführte. Die Europäische Kommission startete darauf eine Ermittlung, um den Sorgen der Kunden in der EU gerecht zu werden. Daraus resultierten vier EU-Vorgaben gegenüber den App-Store-Anbietern, primär Apple und Google. Bei der Umsetzung vermochte Apple laut Pryor jedoch nicht zu überzeugen: Google zum Beispiel habe die Beschriftung "Free" bei Apps mit In-App-Verkäufen komplett entfernt. Apple hingegen habe unter den "Free"-Knopf einen kaum leserlichen Hinweis für die möglichen Zusatzkosten eingefügt.
Die Sicht von Google
Google-Vertreter und Rechtsanwalt Lutz Heidelberg, der den Google-Play-Store gegenüber der EU-Komission wegen der In-App-Käufe vertreten hatte, versuchte daraufhin, die ganze Sache zu relativieren. Auf besonnene Art und Weise erklärte er, dass In-App-Käufe ja meist bewusst und auch für den Kunden zufriedenstellend ausgeführt würden. Dies habe er den Regulatoren der EU nach einer "langen Brieffreundschaft", wie er sagte, klar machen und so die Lage beruhigen können. Im Gegenzug habe Google die Vorgaben der EU bestmöglich umgesetzt.
Die Panel-Diskussion am Schluss der Veranstaltung verlief eher zögerlich, auch das Publikum, das vornehmlich aus Rechtsanwälten bestand, stellte kaum Fragen. Rolf Auf der Maur konnte aber mit einigen interessanten Fragen die Stimmung aufrecht erhalten. Auf die Frage, wie man für seine App eine Auszeichnung gewinnen könne, meinte Zogg: "Rovio Entertainment entwickelte 52 kaum bekannte Apps, bevor ihnen mit Angry Bird der grosse Erfolg gelang."
Der Gold Rush von Apps entpuppte sich auf den zweiten Blick also als harte Arbeit, die viel mit Glück und Geduld zu tun hat. Ausserdem gibt es rechtlich gesehen noch viele Unklarheiten und Stolpersteine bei den Apps und App-Stores.

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