Hausmesse in Las Vegas

EMC World 2012

Uhr | Aktualisiert
von Matthias Niklowitz, Las Vegas

Der Speicherkonzern EMC hat an seiner Hausmesse in Las Vegas 43 neue Produkte vorgestellt. Die wirklichen News kamen aber von woanders her. Der Channel wird bei EMC der immer wichtiger.

EMC informierte an der Hausmesse in Las Vegas über die zukünftigen Entwicklungen.
EMC informierte an der Hausmesse in Las Vegas über die zukünftigen Entwicklungen.

"Für uns ist der Channel zunehmend wichtig", sagte EMC-CEO Joe Tucci an der Hausmesse seines Unternehmens in Las Vegas an einer Analystenveranstaltung. An den grosse Keynotes dominierten die alten neuen Themen "Big Data", Cloud Computing, Analytics und Flash-Speicher.

Wachstumstempo bleibt bestehen

Die Produkte dürften es laut den Analysten der britischen Barclays-Bank, EMC leicht machen, sein Wachstumstempo beizubehalten. Alleine auf die Data Domain-, die Isilion- und Vmax-Produkte dürften in diesem Jahr 30 Prozent des Umsatzes entfallen – mit steigender Tendenz. Bei Midrange-Produkten gehen laut Analystenschätzungen bereits 80 bis 90 Prozent des Umsatzes über Partner und Wiederverkäufer.

Die Analysten führen denn auch die Kombination von voller Produkte-Pipeline, Akquisitionen und den richtigen Produkten für die drängendsten Probleme der Kunden als Grund für die unterschiedlichen Markteinschätzungen an. EMC-Finanzchef David Goulden zeichnete ein vergleichsweise rosiges Bild für dieses Jahr. Im Gegensatz dazu hatten Netapp wie auch Cisco kurz zuvor einen ziemlich enttäuschenden Ausblick bei der Präsentation der Quartalszahlen abgegeben.

Wichtiger Channel

Für EMC ist der Channel in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Den Verlust von Dell als Wiederverkäufer spürt der Konzern nicht. Inzwischen wird die Hälfte des Umsatzes über den Channel erzielt. "Unsere Umfragen bei den Wiederverkäufern zeigen, dass EMC im Channel Marktanteile auf Kosten von Netapp, HP und Dell hinzu gewinnt", heisst es von den Analysten von Barclays.

Im Channel konkurriert das aktuelle EMC-VNX-Midrange-Portfolio gegen die Modelle von HP und Netapp. EMC schloss hier einige Lücken in der Palette: Mit der VF Cache-Software lässt sich die Performance von Applikationen deutlich steigern, indem die Daten (auch) auf der Basis von Flash-Speichertechnologien ge-tiert werden.

Ergänzt wird das durch das Projekt "Thunder", bei dem Flash-Speicher auch mit Servern verbunden werden können, um spezielle Real-Time-Applikationen (Analytics, Business Intelligence usw) lauffähig zu machen. Und die "ExtemIO"-Produkte ergänzen das bisherige, auf Festplatten basierte Array-Portfolio und könnte laut den Analysten der Credit Suisse zum wichtigsten Produkt im Enterprise-Portfolio werden.

Flash setzt sich durch

Flash-Speicher sind heute noch um Grössenordnungen teurer als Festplatten-Speichersysteme. Laut den Analysten von Barclays kostet ein Gigabyte SAN-Speicher-Platz heute 1.35 US-Dollar und damit weniger als ein Drittel als noch 2008. Bis 2015 dürften hier die Preise noch einmal um die Hälfte zurück gehen. NAS- und iSCSI-Speicher sind bereits für gut einen Dollar pro Gigabyte zu haben.

Allerdings greifen laut einigen Kunden, die ihre Flash-Projekte an der EMC-Veranstaltung präsentierten, solche simplen Kostenvergleiche zu kurz: Denn wenn man für die Realtime-Applikationen die Kosten pro IOPS heranzieht, sind Flashspeicher bereits jetzt über 20-mal günstiger als Festplatten. Ganz grosse Rechenzentrumsbetreiber wie Google, Apple oder Salesforce.com weisen zudem darauf hin, dass Flash-Speichersysteme bis zu einer Auslastung von über 90 Prozent eine gleich niedrige Latenz haben. Festplattensysteme werden hingegen immer langsamer, je mehr sie beansprucht werden und traditionelle High-End-Modelle mit 15K-Platten, die bei 10 Prozent Auslastung "nur" sieben mal langsamer sind als Flash-Speichersysteme, sind bei typischen Enterprise-Auslastungen von 80 Prozent bereits rund 1000 mal langsamer. Das Management von Texas Memory Systems, einem wichtigen Hersteller der Flash-Speicherbausteine, erwartet denn auch bereits in den nächsten 18 Monaten eine Konvergenz der Preise von Festplatten und Festspeichern.

Integrierung in bestehende Infrastruktur

Offen ist dabei noch die Frage, wie Flash-Speicher in die bestehende Infrastruktur eingepasst werden. Unter den EMC-Kunden dominieren vier Verwendungsweisen: Als DRAM-Ergänzung, als Cache für Festplatten-Arrays, als DAS-Speicher und gemeinsame (lokale) Speicherpools. Für die Wahl ist es entscheidend, ob und wie gut die Software für die Flash-Speicher angepasst ist. Als einfacher Ersatz für Festplatten-Arrays bringen Flash-basierte Systeme laut den EMC-Kunden wenig – die möglichen technologischen Performance-Vorteile gehen bei den System-Management-Layern wieder verloren, wenn diese nicht optimiert sind.