Dossier: Home-Area-Network

"Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Over-The-Top-Services in der Schweiz auftauchen"

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Video on Demand, Musikstreaming, VoIP, Surfen im Internet: Die Anforderungen gerade an Heimnetzwerke werden weiter steigen. In den Bereichen Powerline und WLAN dürften die grössten Zuwächse zu verzeichnen sein. Candid Aeby von Studerus erklärt Chancen, aber auch Risiken in diesem Geschäft.

Candid Aeby, Produktmanager, Studerus.
Candid Aeby, Produktmanager, Studerus.

Warum wird im Consumer-Electronics- Umfeld die Netzwerktechnik immer wichtiger?

Candid Aeby: Da die meisten neuen Geräte einen Internetzugang erfordern, um über das Internet verfügbare Services oder auch nur Firmware-Updates empfangen zu können, ist die Vernetzung unvermeidbar. Eine neue Art von Service, genannt OTT (Over The Top), könnte hier auch noch eine wichtige Rolle spielen: OTT-Contents sind zusätzliche Inhalte, die über das Internet zugänglich sind, unabhängig vom Internetprovider, und die auf einem Endgerät wie dem Fernseher verfügbar sind. OTT ist aber nicht zu verwechseln mit Internet-TV wie Zattoo oder Wilmaa, wo normale Sender einfach online angeboten werden. Ein gutes Beispiel für einen OTT-Service wäre Video on Demand. In den USA sind Services wie die kostenlose Plattform Hulu oder der kostenpflichtige Service Netflix mit Flatrate Video on Demand bereits ein grosser Erfolg. Diese beiden Services sind in der Schweiz wegen urheberrechtlicher Probleme allerdings noch nicht verfügbar. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis OTT-Services auch in der Schweiz auftauchen werden.

Wollen Privatkunden überhaupt ihre komplette private Unterhaltungs- und Kommunikationswelt miteinander vernetzen? Warum ja, warum nicht? Wo liegen die Risiken?

Die Mehrheit der Privatkunden verspricht sich klare Vorteile von der Integration verschiedener Services und ist eindeutig an einer Heimvernetzung interessiert. Natürlich gibt es auch Skeptiker, die nicht an gewisse Trends glauben, oder Leute, die sich nicht für neue Technologien und Medien interessieren. Das Hauptrisiko einer vernetzten Heimkommunikation liegt in der Gefährdung der Privatsphäre, denn vernetzte Geräte sind einfacher angreifbar. Mit der Zunahme an WLAN-fähigen Geräten wie Smartphones hat auch deren Attraktivität für Hacker zugenommen. Dasselbe gilt für die eigenen vier Wände: Hat ein Hacker den vernetzten TV erst einmal geknackt, ist der Zugriff auf den angeschlossenen Netzwerkspeicher nicht mehr schwer. Ebenfalls denkbar wäre, dass jemand illegal die Nutzungsgewohnheiten eines Users studiert (zum Beispiel Schokolade über das Internet zu bestellen) und auf dem Fernseher plötzlich nur noch Schokolade-Werbung gesendet wird. Wer weiss, vielleicht brauchen wir bald auch einen Antivirenschutz für den vernetzten Kühlschrank und Fernseher.

Wie unterstützt Studerus den CE- und IT-Fachhandel im Netzwerkgeschäft?

Die Studerus AG unterstützt Fachhändler gemäss ihrem Leitsatz "The easiest partner to deal with" mit einer Reihe von überdurchschnittlichen Services: Unsere Fachhändler profitieren von einer lokalen Support-Hotline und einem Repair-Center vor Ort. So wenden sich die Endkunden direkt an uns, und der Fachhandel kann sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Dank eines lokalen Lagers sind unsere Produkte zudem sehr schnell lieferbar. Daneben unterstützen wir Fachhändler mit einem Onlineportal inklusive E-Shop, wo sie rund um die Uhr bestellen können. Endkunden sind nicht produkt-, sondern lösungsorientiert. Darum brauchen Fachhändler Material, mit dem sie den Endkunden die Vorteile einer bestimmten Lösung konkret zeigen können. Unsere Fachhändler profitieren von Videos und Broschüren mit konkreten Anwendungsbeispielen in verständlicher Sprache. Unsere Produktpalette umfasst neben Gigabit-Ethernet auch die neusten Powerline- und WLAN-Produkte, beispielsweise einen WLAN-Router mit Dual- Radio (2,4 und 5 GHz gleichzeitig) sowie 2 x 450 Mbps. Zusammenfassend kann man also sagen, dass Händler von einer umfassenden Lösung aus einer Hand profitieren und von einem Schweizer Service, der ihnen und den Endkunden das Leben einfacher macht.

Wie schätzen Sie die Marktentwicklung für Home-Netzwerk-Produkte in den nächsten zwölf Monaten ein?

Auf dem Markt gibt es immer mehr leistungsfähige Geräte. Gerade anspruchsvolle «Early-Adopters» wechseln jetzt von 300 auf 450 Mbps und tauschen ihre bestehenden Geräte mit dem neusten State-of-the-Art- Equipment aus. Diese Kunden sehen ganz klar die Performance-Vorteile der neuen Gerätegeneration. Es ist wohl ähnlich wie bei einem Auto: Sobald es auf dem Markt ein schnelleres Modell gibt, entsteht bei einer gewissen Kundengruppe das Bedürfnis, das ältere Auto loszuwerden und sich ein neues zu leisten. Gerade im Bereich WLAN erwarten wir eine positive Entwicklung – nicht zuletzt dank der Zunahme an Smartphones. Auch bei der neusten Powerline-Generation rechnen wir damit, dass sich der Umsatz für uns positiv entwickelt.