Das neue "Facebook für Aktienhändler"

Tradingfloor.com: Das sagen Branchenexperten

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Vor einer Woche erklärte uns Rune Bech, Macher der Website Tradingfloor.com, wie es zur Entwicklung seines "Facebooks für Aktienhändler" kam. Die Netzwoche wollte nun von Branchenkennern wissen, was sie von der neuen Website halten.

Vor einer Woche berichtete die Netzwoche, dass der Social-Media-Trend die Börsenwelt erreicht hat. Verantwortlich hierfür ist die dänische Saxo Bank, die vor kurzem ihre Aktienhandels-Website Tradingfloor.com lancierte. Dort können Aktienhändler aus der ganzen Welt ihre Erfahrungen mit Berufskollegen austauschen und ihre Wertpapiertransaktionen live mit anderen teilen. Eigene Investitionsstrategien können mit denen anderer Akteure verglichen und erfolgreiche Strategien kopiert werden.

Nebst dem Handel enthält die Website auch News, Marktdaten und Trade-Ideen von Analysten. Im Interview erklärte Rune Bech, Head of Digital Media and Content bei der Saxo Bank, dass das Besondere an der Website ihre totale Transparenz sei. "Ohne einen Account zu erstellen, können Sie auf unserer Website eine Liste mit den Profilen aller aktiven Trader einsehen", sagte er damals. Doch was halten die Akteure aus der Branche vom neuen Angebot? Die Redaktion unterhielt sich mit zwei professionellen Tradern über Tradingfloor.com. Beide arbeiten bei grossen institutionellen Anlegern in Zürich, bestanden aber darauf, anonym zu bleiben.

Echte Profis nutzen Bloomberg

Das Fazit des Gesprächs lautete wie folgt: Tradingfloor.com ist eine spannende Website und bietet interessante Einblicke. Um aber wirklich Handel zu betreiben, eignet sich die Plattform nur für private oder kleinere Akteure.

Profis würden bei ihrer Arbeit vor allem professionelle Dienstleistungen wie zum Beispiel ein Terminal des Anbieters Bloomberg verwenden. Mithilfe eines solchen können Marktdaten in Echtzeit übertragen und analysiert sowie Finanztransaktionen durchgeführt werden. Des Weiteren können dort auch News gelesen und Nachrichten versandt werden. Insgesamt sahen die Experten in Tradingfloor.com daher keine echte Konkurrenz zu Bloomberg. Allerdings gelte auch: Ein Bloomberg-Terminal kostet umgerechnet circa 1'500 Schweizer Franken pro Monat und Nutzer, was für Privatanleger zu viel ist.

Gerade für diese biete Tradingfloor.com daher ein grosses Potential, so die Spezialisten. Kleinere Anleger könnten durch den Austausch die besten Strategien gemeinsam erarbeiten und so von der im Interview von Bech erwähnten "kollektiven Intelligenz" profitieren. Dabei erhöhten die professionelle Gestaltung des neuen Saxo-Bank-Portals und ihre grosse Übersichtlichkeit das Potenzial für die privaten Akteure weiter.

Ein letzter Punkt, der bei der Analyse eines Portals wie Tradingfloor.com aber nicht vergessen werden dürfe, sei, dass die Saxo Bank damit wohl auch den Anteil des Handels über ihre eigenen Kanäle steigern wolle. Als klassischer Broker verdiene die Saxo Bank bei jeder Transaktion ihrer Kunden mit. Sie habe daher ein Interesse daran, die Nutzer zu möglichst vielen An- und Verkäufen zu bewegen. Hier könnte gerade durch die Social-Media-Komponente eine für die Online-Bank vorteilhafte Dynamik zu mehr Handel erzeugt werden.