Vis-à-vis: Im Gespräch mit Thomas Berli, Country Manager von Acer Schweiz

"Wir freuen uns über Partner, die mit Acer die Zukunft aktiv gestalten wollen"

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Thomas Berli ist seit 16 Jahren bei Acer Schweiz. Er war für das Consumer-IT-Business verantwortlich, bevor er im Oktober zum Country Manager berufen wurde. Die bisherige Stelleninhaberin Silvia Stäubli hatte ihren Posten kurz zuvor überraschend aufgegeben. Für Berli stehen die Zeichen bei Acer nun klar auf Neustart.

Thomas Berli ist seit 16 Jahren bei Acer Schweiz. Er war für das Consumer-IT-Business verantwortlich, bevor er im Oktober zum Country Manager berufen wurde. Die bisherige Stelleninhaberin Silvia Stäubli hatte ihren Posten kurz zuvor überraschend aufgegeben.

Offenbar war es im Rahmen der Reorganisation in der EMEA- und der DACH-Region zu Unstimmigkeiten gekommen. Die Gründe für den Weggang Stäublis  erklärt Thomas Berli im Gespräch mit IT-Markt nicht genau. Doch für Berli stehen die Zeichen bei Acer klar auf Neustart.

In welcher Verfassung war die Schweizer Niederlassung, als Sie im Oktober übernommen haben?

Thomas Berli: Frau Stäubli hat das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen. Es gab, wie Sie auch wissen, einige Probleme und Umstrukturierungen in der Acer-Organisation der EMEA-Region, die natürlich auch auf unsere Organisation ausgestrahlt haben. Als ich übernahm, war es auch meine Aufgabe, den Kunden und den Mitarbeitern gegenüber Stabilität zu signalisieren. Und wir haben die Situation für einen Neuanfang genutzt.

Wie hat sich das Schweizer Geschäft von Acer seit Oktober entwickelt?

Das Geschäft hat sich positiv entwickelt und wir sind auf gutem Weg, weiter zuzulegen. Wir sind nach wie vor gute Nummer zwei bei den mobilen Computern, wie uns die Zahlen aus der Marktforschung bestätigen. Zudem sind wir die Nummer eins bei Beamern.

Was waren die Gründe für die gute Geschäftsentwicklung seit Oktober?

Wir profitierten von einem guten Weihnachtsgeschäft und sind gut ins neue Jahr gestartet.

Wo stecken die Probleme bei Acer in der Schweiz, und wie wollen Sie diese lösen?

Acer wurde in der Schweiz vor allem im Preissegment zwischen 499 und 699 Franken wahrgenommen. Doch diese Wahrnehmung wird unserem Sortiment nicht gerecht, und wir leiden noch immer unter dem Image des Billiganbieters, der wir so nicht sind. Acer ist heute ein Vollsortimentanbieter von Computern für den Consumer- und für den KMU-Bereich. Wir arbeiten natürlich mit unseren neuen Sortimenten und Kampagnen daran, unser Image entsprechend zu ändern. Im Weiteren haben wir Nachholbedarf im Geschäftskunden-Segment. Und wir wollen den B2B-Bereich als zweites Standbein verstärkt ausbauen.

Mit welchen Massnahmen wollen Sie mit Acer wieder auf die Siegerstrasse zurückkehren?

Wir haben in den letzten Monaten die Weichen für die nötigen Veränderungen gestellt. Durch verstärkte Kommunikationsaktivitäten werden wir etwa den Channel wieder besser über die Eigenschaften und die Vorteile unserer Produkte informieren. Auch die Channelbetreuung werden wir weiter intensivieren. Die Investition in ein neues CRM-System wird uns helfen, die Qualität der Betreuung zu optimieren. Wir werden die Channelpartner verstärkt und proaktiv unterstützen und ihnen durch Tools wie das Acer Synergy Partner Portal mit Informationen über das Produktangebot, mit Marketinginstrumenten und Promotionen bei der Marktbearbeitung helfen. Durch regelmässige Newsletter werden Partner zudem über Neuigkeiten und Promotionen aus dem Hause Acer informiert. Die Verfügbarkeit der Geräte wird durch eine sehr gute Zusammenarbeit mit ausgewählten Distributoren sichergestellt. Zudem werden wir unsere Roadmap im Geschäftskundenmarkt genauer definieren und den Channel auch durch zusätzliche Mitarbeitende in diesem Bereich besser betreuen. Wir werden auch in Projekten mit Geschäftskunden aggressiver auftreten. Um den Geschäftskundenbereich zu stärken, haben wir im Oktober Sebastian Seyferth als neuen Commercial Head verpflichtet. Er kommt von Acer Deutschland und hat viel Erfahrung in diesem für Acer immer wichtiger werdenden Geschäft.

Wie stellen Sie sich die Entwicklung im Geschäftskundenbereich vor? Dort hatte Acer ja Pläne, die Marktanteile zu verdoppeln, doch die entsprechende Position war von Mai 2012 bis Oktober verwaist …

Wir haben uns bewusst Zeit gelassen, weil während der angesprochenen Zeitdauer Acer-EMEA in einer umfassenden Restrukturierungsphase steckte. Einerseits wurden auf organisatorischer Ebene in der Führungsetage personelle Änderungen vorgenommen und es wurde die DACH-Region gegründet. Andererseits wurden neue Projekte wie etwa ein neues Reportingsystem, eine neue Homepage und neue Produkt­linien mit Tablets und Ultrabooks lanciert. Diese Projekte sollten abgeschlossen sein, bevor wir im Geschäftskundensegment wieder loslegen wollten. Durch die angekündigten Massnahmen sind wir zuversichtlich, dass wir im B2B-Geschäft wieder Marktanteile hinzugewinnen können.

Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken von Acer Schweiz?

Kurz gesagt: Gute Mitarbeiter, tolle Produkte, breites Sortiment, eigene Serviceabteilung mit 35 Technikern, schnelle Entscheidungen.

Was meinen Sie mit schnellen Entscheidungen?

Acer kann dank der schlanken Struktur bei Projekten effizient reagieren und Partner mit äusserst attraktiven Preisen und Produkten zur Gewinnung des Auftrags unterstützen und begleiten. Durch unsere schlanke Struktur ergeben sich auch kurze Entscheidungswege und eine geringe Bearbeitungszeit bei Projektanfragen der Partner.

Acer hat letztes Jahr deutlich Marktanteile verloren. Was sind die Gründe für die schlechte Geschäftsentwicklung?

2012 war kein einfaches Jahr. Der PC-Markt schrumpfte um fast 13 Prozent. Zudem gab es Mitbewerber, die aggressiver auf dem Markt aufgetreten sind als wir. Auch hat die Einführung von Windows 8 noch nicht den erwarteten Boom gebracht. Und natürlich haben wir bei den Netbooks massiv verloren, weil sie grossenteils durch Tablets abgelöst wurden. Bei den Netbooks hatten wir 2011 noch einen Marktanteil noch 70 Prozent. Das konnten wir nicht kompensieren.

Und wie will Acer in der Schweiz wieder wachsen?

Wir haben unser Produktportfolio massiv erweitert und sind jetzt in einer sehr viel besseren Ausgangslage als noch letztes Jahr. 2013 wird ein spannendes Jahr mit verschiedenen OS, Komponenten, Formfaktoren etc. Es gab noch nie so viel Auswahl bei Acer. Wir erwarten auch, dass Windows-8-Produke im zweiten Halbjahr noch einmal kräftig zulegen werden. Auch dank neuer Formfaktoren und durch die bessere Verfügbarkeit von Touchpanels.

Welche Acer-Produkttrends gibt es im Consumer-Bereich?

Wir bringen neue Geräte mit Android-OS mit 7- und 10-Zoll-Bildschirmen sowie Windows-8-Modelle mit 10- beziehungsweise 11-Zoll-Displays auf den Markt. Wir rechnen damit, dass wir dieses Jahr etwa dreieinhalb Mal so viele Tablets verkaufen werden wie 2012. Zudem lancieren wir neue Notebooks mit Touchfunktion und neue All-in-One-PCs. 2013 wird jedes dritte Acer-Produkt mit Touchscreen ausgeliefert werden. Im vierten Quartal werden wir zudem das erste Acer-Phablet mit 5,5-Zoll-Bildschirm in der Schweiz auf den Markt bringen.

Welche Acer-Produkttrends gibt es im Geschäftskunden-Business?

Wir werden unsere Business-Tablet-Range erweitern. Zudem bringen wir neue Ultra-Small-Form-Factor-PCs, neue Monitore der 6er-Serie, Travelmate-Notebooks mit Win7/8 Dualload, die dieses Jahr auch mit der vierten Generation Intel-Chipsatz ausgestattet sein werden. Der Trend geht hin zu Hybrid-Notebooks, die Funktionen von Tablets und Ultrabooks kombinieren. Acer hat dazu bereits entsprechende Geräte wie im Ultrabookbereich die S7-Serie und im Tabletbereich die W511P und W700P und wird auch künftig in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnehmen.

Wie wird sich das IT-Jahr 2013 aus Ihrer Sicht entwickeln?

Es wird sicher kein einfaches Jahr. Aber das ist es ja nie. Ich glaube, der Markt wird sich auf dem Niveau von 2012 halten oder sich leicht rückläufig entwickeln. Wir werden aber mit unserem motivierten Acer-Team alles daran setzen, das Jahr 2013 erfolgreich zu meistern.

Wie schätzen Sie das Wirtschaftsklima und die Konjunktur dieses Jahr ein?

Ich schätze das Wirtschaftsklima als stabil ein. Die Euro-Krise scheint kontrollierbar und auch die Wechselkursproblematik zwischen Euro und Schweizer Franken scheint die Nationalbank im Griff zu haben. Ich schätze auch die Konjunkturaussichten als leicht positiv ein.

Ein Schlusswort?

Acer bietet heute ein komplettes Sortiment mit Fokus auf Touch- und Touch-und-Type-Produkte sowie verschiedene Formfaktoren, verschiedene OS und Komponenten. Kein anderer Hardwareanbieter hat im Consumer-Bereich ein so vollständiges Angebot. Aber auch für KMUs bieten wir das ganze Portfolio, das im Business benötigt wird: Notebooks mit entsprechendem Zubehör wie Dockingstation, Desktops in allen Preiskategorien und Formgrössen mit den dazugehörigen Monitoren, Beamer und auch Tablets mit Windows-8-Professional. Acer ist zudem ausschliesslich dem indirekten Verkauf verpflichtet. Wir freuen uns über die Treue unserer Partner, freuen uns aber auch auf neue, die mit uns die Zukunft von Acer in der Schweiz aktiv gestalten wollen.

Persönlich

Thomas Berli ist 52 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Hobbys sind B­iken im Sommer, Skifahren im Winter. Berli absolvierte eine technische Ausbildung mit Weiterbildung in Verkauf und Marketing. Er ist seit der Gründung 1997 bei Acer Schweiz mit an Bord und seit Oktober 2012 Country Manager der Schweizer Niederlassung.

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