Best of Swiss Apps 2015

Einmal werden wir noch wach

Uhr | Aktualisiert
von Marcel Urech

Morgen ist es endlich so weit: Die besten Schweizer App-Projekte werden in Zürich mit dem Best of Swiss Apps Award prämiert. Die Apps sind laut Jury so gut wie noch nie.

Best of Swiss Apps pulverisiert einmal mehr Rekorde. Der App-Award, der die besten Apps der Schweiz auszeichnet, fand noch nie so viel Anklang. Mit 203 Einreichungen gab es 2015 ganze 100 mehr als im letzten Jahr. Die Apps sind laut Jury so gut wie noch nie, und die Agenturen und Dienstleister arbeiten professioneller denn je. Die Veranstalter definierten zudem die Kategorien neu: Innovation, Technology, Design, Usability, User Value, Business, Campaigns, Games, Swissness, Enterprise, Wearables und Young & Wild.

Das Wachstum der grössten App-Marktplätze ist ungebrochen. Android ist laut Zahlen des Analysediensts App Annie weltweit führend, danach folgt iOS. Google lieferte im dritten Quartal 2015 etwa 90 Prozent mehr Downloads aus als Apple. Und dennoch generierte Apple im gleichen Zeitraum 80 Prozent mehr Umsatz mit Apps als Google. Obwohl 8 von 10 Smartphones weltweit auf Android laufen. Ein Grund für dieses Missverhältnis sind die aufstrebenden App-Märke in Asien – allen voran China. Die chinesischen Hersteller liefern Android ohne Play Store aus. Bei iOS ist der App Store hingegen immer mit dabei. Und was ist mit Windows Phone? Das Betriebssystem erreichte im dritten Quartal 2015 laut IDC einen Marktanteil von 1,6 Prozent. Microsoft hoffte auf Wachstum mit Windows 10. Dieses ist aber bis jetzt nicht spürbar.

Schweizer Entwickler müssen sich darum gut überlegen, für welche Plattformen sie ihre Apps bauen wollen. In der Schweiz lief 2014 jedes zweite Mobilgerät auf Android. Apples iOS erreichte letztes Jahr einen Marktanteil von 42 Prozent. Die restlichen 8 Prozent teilten sich Microsoft, Blackberry und der Rest. Das zeigt eine Studie der Universität St. Gallen, die wir in Netzwoche 17 vorstellen. Der Entscheid für eine Plattform hängt aber nicht nur von Zahlen ab. Wichtig sind auch die Präferenzen bezüglich Entwicklertools und Programmiersprachen. Die anvisierte Zielgruppe ist ebenfalls wichtig. Agenturen müssen sich zudem darüber im Klaren sein, welche Länder sie erobern wollen. Kaufkraft und Bedürfnisse sind schliesslich in jedem Markt anders. Ein möglicher Ausweg aus der Plattform-Problematik bilden Cross-Plattform-Frameworks wie Xamarin oder Phonegapp für klassische Apps und Unity für die Spielentwicklung. Sie erlauben es, einen Grossteil des Codes nur ein Mal zu schreiben, aber auf Android, iOS und Windows Phone zu nutzen.

Die Eingaben für Best of Swiss Apps 2015 zeigen, dass die Schweizer App-Branche erwachsen geworden ist. Sie wuchs mit dem Markt mit und professionalisierte ihre Strukturen. Das bedeutet auch, dass es für Hobby-Entwickler in der Schweiz immer schwieriger wird. Die Konkurrenz auf dem App-Markt wächst ständig, und wer kein starkes Team im Rücken hat, muss kämpfen. Was der Schweiz nach wie vor fehlt, ist eine Leuchtturm-App, die neue Kräfte in der App-Branche freisetzt. Wie das geht, haben Länder wie Schweden, Finnland und Israel vorgemacht. Microsoft übernahm im März 2014 vom Programmierer Markus «Notch» Persson die App Minecraft für 2,5 Milliarden US-Dollar. Und Activision Blizzard bezahlte für Candy Crush und King Digital Entertainment rund ein Jahr später 5,9 Milliarden Dollar. Wo wird es die nächste grosse App-Übernahme geben? Mit ihren Hochschulen, der Top-Infrastruktur und dem hohen Bildungsstand erfüllt die Schweiz dafür eigentlich alle Voraussetzungen. Vielleicht fehlt ja tatsächlich nur das nötige Quäntchen Glück.

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