Citrix Synergy 2016

Die IT-Branche und ihre Komplexitätskrise

Uhr | Aktualisiert

Citrix hat in Las Vegas seine neue Strategie skizziert. Und diverse Produkte vorgestellt, um seine Vision umzusetzen. Viel Aufmerksamkeit generierte eine gemeinsame Ankündigung mit Microsoft.

Citrix-Chef Kirill Tatarinov bei seiner Eröffnungsrede der Synergy 2016 in Las Vegas. (Quelle: Citrix)
Citrix-Chef Kirill Tatarinov bei seiner Eröffnungsrede der Synergy 2016 in Las Vegas. (Quelle: Citrix)

Citrix hält vom 24. bis 26. Mai seine Hausmesse Synergy in Las Vegas ab. Die Konferenz findet im Venetian/Palazzo statt, dem zweitgrössten Hotelkomplex der Welt. Am ersten Tag drehte sich alles um die digitale Transformation und Citrix' Vision und Strategie für die Zukunft.

"Helden der digitalen Ära"

Die Eröffnungsrede von Kirill Tatarinov, der wie alle Tech-CEOs die Welt verbessern will, strotzte vor Marketingbotschaften. Der Citrix-Chef sprach über die Megatrends Cloud, Mobile, Big Data Analytics und das Internet der Dinge. Sein Unternehmen wolle anderen Firmen helfen, "Helden der digitalen Ära" zu werden. Tatarinov machte aber auch wichtige Ankündigungen, die einige der rund 5000 Analysten, Kunden, Blogger und Medienschaffenden vor Ort als wegweisend einstuften.

Bevor es aber so weit war, wies Citrix auf seinen Innovation Award hin, der zum elften Mal stattfindet. Dieses Jahr hat es Bâloise ins Finale geschafft. Der Basler Versicherungskonzern nutzt Citrix-Technologien, um die Mobilgeräte seiner 7400 Mitarbeiter sicher ins Unternehmensnetzwerk einzubinden. Mehr über das Projekt verraten Marc Baier, Head of Workplace Services bei der Bâloise-Gruppe, CTO Markus Marksteiner und CIO Olaf Romer in diesem Video:

Die Kontrahenten von Bâloise sind der mexikanische Getränkehersteller Arca Continental und die britische Wohltätigkeitsorganisation Action for Children. Den Gewinner gibt Citrix am Donnerstag bekannt.

Komplexitätskrise in der IT-Branche

"Die Cloud-Debatte ist vorbei", sagte Tatarinov in seiner Keynote. 90 Prozent aller Firmen würden heute Software und Dienstleistungen aus der Cloud beziehen. 40 Prozent statten ihre Mitarbeiter laut dem Citrix-Chef nicht mehr mit Geräten aus und setzen stattdessen auf Konzepte wie "Bring your own Device". 75 Prozent würden in Big Data und Analytics investieren. Und 30 Milliarden Geräte seien bald mit dem Internet verbunden, sagte Tatarinov, ohne seine Aussagen mit Quellen zu belegen.

Trotz all dieser Technologien sei das weltweite Wachstum der Produktivität seit 2005 auf durchschnittlich 1 Prozent pro Jahr gesunken – die tiefste Rate seit 1970. Das habe einen "productivity gap" von rund 2,7 Billionen US-Dollar verursacht. Der Grund dafür sei, dass die IT-Branche in einer "Krise der Komplexität" stecke. Unternehmen hätten ihre Systeme jahrelang auf Legacy-Architekturen aufgebaut, diese für das Business angepasst und seien nun mit der Flut neuer Geräte, Apps und Plattformen überfordert. Citrix sei in der Lage, diese Probleme zu lösen, sagte Tatarinov.

Neue Ankündigungen

Citrix steckt gemäss Tatarinov in der wichtigsten Transformation seiner Geschichte: Früher habe sich das Unternehmen auf einzelne Produkte und Dienstleistungen konzentriert, jetzt entwickle es sich zu einem Anbieter integrierter Lösungen für die digitale Transformation. "Was Unternehmen wollen, ist ein sicherer Zugang auf Daten und Apps, überall, mit jedem Gerät, in jeder Cloud." Genau das ermögliche Citrix. Um diese Vision zu verwirklichen, kündigte Tatarinov folgende Neuerungen an:

  • Citrix wird seine Lösungen für Microsoft Azure optimieren. Die wichtigste Konsequenz daraus: Windows 10 soll mit Xendesktop VDI bald virtualisiert aus der Azure-Cloud laufen. Das gilt für Microsoft-Kunden, die das Produkt "Windows Software Assurance" pro Nutzer lizenziert haben. Diese Option ermöglicht es, Windows 10 Enterprise in virtuellen Umgebungen zu nutzen – in Kombination mit Citrix neu auch direkt aus der Azure-Cloud.

Noch ist unklar, ob Microsoft auch seine Lizenzen ändern wird. Bis jetzt erlaubt es der Konzern nämlich nicht, Windows 10 Enterprise auf Hardware zu betreiben, die mit mehr als einem Unternehmen geteilt wird. Für Provider bedeutet das, dass sie sicherstellen müssen, ihre Hardware einzelnen Kunden dediziert zur Verfügung zu stellen. Echte Desktop-as-a-Service-Angebote mit Windows 10 und Multitenancy waren darum bis jetzt nicht möglich. Die dafür nötigen "Services Provider Licensing Agreements" (SPLA) gibt es nur für die Serverversion von Windows. Es ist davon auszugehen, dass Microsoft diese Vorgaben erst ändern wird, wenn der Konzern selbst ein Desktop-as-a-Service-Angebot startet. Das wird irgendwann geschehen.

  • Sharefile von Citrix harmonisiert nun besser mit Office 365. Citrix zeigte für diese Ankündigung ein Video von Satya Nadella, das allerdings kaum inhaltsleerer hätte sein können.
  • Die Citrix-Lösungen Xenapp und Xendesktop werden im Juni in der Version 7.9 veröffentlicht. Die Updates sollen unter anderem bessere Authentifizierungsmethoden ermöglichen.
  • Xendesktop 7.9 und Xenserver 7 werden auch auf dem Raspberry Pi funktionieren. Das ermöglicht es, Citrix-Technologien und virtualisierte Apps wie Skype for Business auf Hardware laufen zu lassen, die weniger als 100 US-Dollar kostet.
  • Xenserver 7 ist der erste Hypervisor auf dem Markt, der die Intel Iris Pro GPU unterstützt. Und das neue Produkt Netscaler CPX macht Netscaler als Docker-Container verfügbar.
  • Die Citrix-Lösungen Sharefile, Xenapp und Xendesktop sollen stärker zusammenwachsen. Netscaler WAN ist nun zudem integriert in Xenapp und Xendesktop HDX.
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