Silo-Denken und fehlende Schnittstellen

Insurtech-Start-ups stehen vor grossen Hürden

Uhr

Die Digitalisierung schafft für die Versicherungsbranche neue Chancen und Herausforderungen. Für Start-ups mit einem digitalen Geschäftsmodell gibt es immer noch viele Hürden. So lautet der Tenor hochrangiger Vertreter, die am «Insurtech Executive Round Table» in Zürich teilgenommen haben.

Von links: Alex Stöckl, Creathor; Christian Kessler, Kessler & Co.; Dennis Just, Knip; Nils Labusch, Barmenia Versicherungen
Von links: Alex Stöckl, Creathor; Christian Kessler, Kessler & Co.; Dennis Just, Knip; Nils Labusch, Barmenia Versicherungen

Die Digitalisierung krempelt die Wertschöpfungskette von Versicherungen um. Das hat Creathor Venture dazu bewogen, Vertreter der Branche nach Zürich einzuladen. "Wir investieren in alle IT-Themen ausser Gaming und E-Commerce", sagte Cédric Köhler, Partner des Investmentfonds. Creathor Venture ist in der Schweiz, Deutschland und Schweden aktiv. Der Fonds ist auf Seed-Investitionen und Start-ups spezialisiert. In der Schweiz war Creathor Venture etwa bei Doodle und Ricardo mit im Boot.

Personalisierung schafft Nähe

Das Treffen fand in den Räumlichkeiten der Anwaltskanzlei Wenger & Vieli statt. Es waren hochrangige Vertreter von Axa Winterthur, Die Mobiliar, Zurich Insurance, Swiss Life und Helvetia anwesend. Und mit Knip und Humanoo auch Start-ups.

Die Schweizer Versicherungsbranche sei gesund, sagte Köhler. Zwei Treiber würden den Markt aber gerade stark verändern: neue Technologien und ineffiziente Wertschöpfungsketten. Die Digitalisierung sei Herausforderung und Chance zugleich.

Dennis Just zeigte mit einem Impulsvortrag auf, was das in der Praxis bedeuten kann. "Wir hatten anfangs Probleme mit der Akzeptanz unseres digitalen Marktmodells", sagte der Gründer von Knip. "Die Kunden wollten einen physischen Kontakt." Mittlerweile sei es dem Versicherungsbroker aber gelungen, Nähe zu seinen Kunden aufzubauen. Mit einer Personalisierung seiner Dienstleistungen und einem Ausbau des Angebots. Warum aber kommt die Digitalisierung in der Versicherungsbranche nicht richtig voran? "Es herrscht ein Silo-Denken, oft fehlt es an Schnittstellen, und viele Firmen akzeptieren noch immer keine digitalen Unterschriften", sagte Just.

Kein Erfolg ohne Mehrwert

Auch ein Roundtable zeigte, dass die Branche noch viele Herausforderungen meistern muss. "Robo-Advisor müssen einen Mehrwert bringen – sowohl für den Kunden als auch für den Anbieter", sagte Christian Kessler. Er ist in der Geschäftsleitung von Kessler & Co. und trägt dort die Verantwortung für Innovationen. Die Digital-Broker-Szene sei heute grösstenteils im B2C-Markt tätig. Kessler & Co. bearbeite hingegen den B2B-Markt und spüre die neue Konkurrenz darum kaum. "Aber wir müssen am Thema dranbleiben, der Markt verändert sich heute rasend schnell", sagte Kessler.

"Digitalisierungsprojekte dürfen nicht in einer einzelnen Abteilung angesiedelt sein", sagte Nils Labusch, Leiter "Digitalisierung Markt" bei den Barmenia Versicherungen. "Sie betreffen das ganze Unternehmen." Er habe vor zwei Jahren noch gedacht, dass reine Onlinemodelle die Zukunft seien. Nun denke er anders. "Es wird immer Kunden geben, die lieber mit einem Versicherungsmakler sprechen wollen." Neue digitale Produkte seien aber eine ideale Ergänzung der alten Absatzkanäle, sagte Labusch.

Webcode
DPF8_24525