"Quasi blind auf zwei Augen"

Cyber-Abwehr des Bundes in der Kritik

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von Coen Kaat

Der Bund muss sich Kritik bezüglich seiner Cyber-Abwehr anhören. Sie soll quasi blind sein auf zwei Augen, meint etwa SVP-Nationalrat Franz Grüter.

(Source: Peshkova / iStock.com)
(Source: Peshkova / iStock.com)

"Selbstverständlich gehört es zu unserem Alltag, dass wir täglich irgendwo gehackt werden, und zwar nicht nur einmal. Unsere Systeme werden laufend angegriffen", zitiert die NZZ am Sonntag den Bundesrat Ueli Maurer. "Die Tatsache, dass wenig passiert, ist ein Zeichen dafür, dass unsere Abwehr und unsere Leute nicht so schlecht sein können."

Das Parlament scheint jedoch nicht vollends von dieser Einschätzung überzeugt zu sein. So entschied sich der Ständerat vergangene Woche für den Aufbau eines Cyber-Security-Kompetenzzentrums. Das Geschäft geht nun an den Nationalrat.

SVP-Nationalrat und Präsident des Verwaltungsrats von Green.ch Franz Grüter gibt der Cyber-Abwehr des Bundes derweil "ein ganz schlechtes Zeugnis", heisst es in dem Bericht. "Sie ist quasi blind auf beiden Augen."

Die NZZ am Sonntag fasst die Kritik in vier Punkten zusammen:

  • Der Bund habe kein Konzept im Kampf gegen Cyber-Attacken – auch wenn er derzeit an einer zweiten Auflage der nationalen Cyber-Strategie arbeite. Der Wirtschaftsverband Swico äusserte Ende der vergangenen Woche bereits seine Verbesserungswünsche zur Strategie. Darin forderte der Verband unter anderem eine Meldepflicht bei Cyber-Zwischenfällen.

  • Die Massnahmen seien Stückwerk. "Der Bund geht völlig unkoordiniert vor", zitiert die NZZ am Sonntag Nationalrat Grüter. Jedes Departement arbeite für sich. Wie die Zeitung von einer anonymen Quelle erfahren haben will, sollen sich die einzelnen Departemente zudem gegenseitig konkurrieren.

  • Es mangelt an Fachleuten. Bundesrat Guy Parmelin habe zwar beschlossen, bis 2020 in dem Bereich 100 zusätzliche Stellen zu schaffen. Davon seien bis jetzt aber erst drei besetzt. Das habe damit zu tun, dass der Bund für IT-Security-Ingenieure nicht der attraktivste Arbeitgeber sein soll.

  • Die Hard- und Software des Bundes sei an den entscheidenden Stellen nicht sicher genug. So mangle es etwa in den Bereichen Verschlüsselung.

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