Auf Besuch in Tel Aviv

Wie Reduxio den Speichermarkt erobern will

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Reduxio will Storage, Back-ups und Datenmanagement neu erfinden. Der Hersteller tritt mit einer Appliance an, deren Betriebssystem auf einer Metadaten-Architektur basiert. So will Reduxio Snapshots überflüssig machen. Und einen Wiederanlaufzeitpunkt von einer Sekunde garantieren.

Mark Weiner, CEO, Reduxio. (Source: Netzmedien)
Mark Weiner, CEO, Reduxio. (Source: Netzmedien)

Vor fünf Jahren tat sich eine Gruppe von Speicherexperten mit einem gemeinsamen Ziel zusammen. Sie teilten die Vision, Storage neu zu definieren. Die Idee wuchs zu einem Unternehmen heran. Reduxio brachte sich in Stellung, um den Speichermarkt aufzumischen.

Drei Jahre nachdem Mark Weiner, Amnon Strasser und Nir Peleg ihre Firma gegründet hatten, enthüllten sie ihr erstes Produkt. Ein Hybrid Flash Array mit der Bezeichnung HX 550. Das Besondere an dieser Appliance: Sie soll Datensicherung, Datenwiederherstellung und Datenmanagement bündeln und mit einem raffinierten Betriebssystem auftrumpfen. Der Hersteller will mit einem neuen Ansatz die anderen Speicher- und Back-up-Anbieter in den Schatten stellen. Mit Funktionen, die wie Science-Fiction anmuten.

Auf die Sekunde genau zurück in der Zeit

Reduxio nennt seine Lösung für Datenwiederherstellung Backdating. Sie übertreffe die Verfahren anderer Anbieter von Disaster-Recovery-Lösungen, versprach Jacob Cherian, Vice President Product Strategy bei Reduxio, gegenüber Medienvertretern an der IT Press Tour in Tel Aviv.

"Backdating funktioniert wie eine Zeitmaschine", sagte Cherian. Die Funktion ermögliche es, Daten im Sekundentakt wiederherzustellen. Wird ein Unternehmen zum Opfer eines Malware-Angriffs, könnte es mit einer Appliance von Reduxio seine Daten bis zu einer Sekunde vor dem Vorfall wiederherstellen.

Jacob Cherian, Vice President Product Strategy, Reduxio. (Source: Netzmedien)

Backdating soll Snapshots überflüssig machen

Der Hersteller sei deswegen in der Lage, ein Recovery Point Objective (RPO) von einer Sekunde zu garantieren. Über einen längeren Zeitraum dürften Daten nicht verloren gehen, versprach Cherian. Das Recovery Time Objective (RTO) tendiere bei Reduxio gegen Null. Daten liessen sich also ohne merkliche Verzögerung wiederherstellen.

Mit diesem Trumpf in der Hand will Reduxio insbesondere Unternehmenskunden ansprechen, die mit kritischen Daten arbeiten. Doch nicht nur die hohe Ausfallsicherheit soll Kunden überzeugen. Die Funktion basiert auf einer Technik, die bewährte Ansätze über den Haufen wirft, wie Cherian anmerkte.

Der Clou besteht darin, dass Backdating die Daten weder kopiert noch verschiebt. Im Gegensatz zu Snapshots beanspruche die Wiederherstellungsmethode von Reduxio weniger Speichervolumen und Rechenleistung, erklärte Nir Peleg, CTO und Mitgründer von Reduxio. Der Technologiechef des Herstellers zeigte auf, wie das funktionieren soll. Und gab Einblick in seine Vorstellung vom Speicher der Zukunft.

Nir Peleg, CTO und Mitgründer von Reduxio. (Source: Netzmedien)

Der Schlüssel liegt im Betriebssystem

Reduxios Devise lautet, Storage und Datenmanagement so effizient wie möglich zu betreiben. Dies zu erreichen, sei die Aufgabe von Reduxios Betriebssystem TimeOS. Es teilt alle Daten in "Chunks" auf und speichert sie in einem "Bucket", wie Peleg zu verstehen gab. Jedes dieser Datenstücke erhält einen Zeitstempel, ein Metadaten-Tag und einen Hashwert, um die Datei eindeutig identifizieren zu können.

Jedes Datenstück soll nur einmal im Bucket vorliegen. Deduplizierung sei deswegen von Anfang an im System angelegt. Statt Kopien von Daten kämen nur zusätzliche Metadaten hinzu, sagte Peleg. Diese sollen jeden Schreibvorgang dokumentieren und nur wenig Platz beanspruchen, wie der CTO erklärte. "Die Metadaten belegen etwa 1 bis 4 Prozent des gesamten Speichervolumens."

Mehr Effizienz beim Datenmanagement

Die Tags, Zeitstempel und Hashwerte speichert das System ausserhalb des Buckets in einer separaten Datenbank im Primärspeicher. Zu diesen Tags zählt auch ein Pointer, der gewissermassen als Wegweiser zu den Daten im Bucket fungiert. Weil all diese Metadaten auf einer SSD lagern, seien schnelle Operationen, insbesondere das Lesen von Daten, auch bei grossen Datenmengen möglich, sagte Peleg.

Das Betriebssystem soll einen weiteren Vorteil fürs Datenmanagement bringen: Ein automatisches Storage-Tiering sorge dafür, dass aktive Daten auf den schnelleren SSDs der Appliance lagern und inaktive Daten auf die langsameren HDDs wandern, erklärte Peleg.

Kein Warten auf die Datenmigration

Die dritte Version von TimeOS ging Ende Juni an den Start und brachte den Nutzern zwei weitere Funktionen. Die erste soll die Migration von Daten erleichtern. Wer auf ein System von Reduxio migriere, könne die Daten schon während ihrer Übertragung lesen. "Sie können eine Applikation sofort starten und müssen nicht abwarten, bis die Migration zum Abschluss kommt", sagte Peleg. Der Hersteller taufte das Feature NoMigrate.

Die zweite Neuerung nennt Reduxio NoRestore. Sie kombiniere das Datenmanagement für Primär- und Sekundärspeicher in einer Plattform, sagte Jacob Cherian. Die Idee dahinter: Nutzer könnten ihre Daten zusätzlich absichern. Mit einem zweiten Array von Reduxio, einem beliebigen iSCSI-Server eines anderen Herstellers oder in der Public Cloud. Die neue Funktion soll es ermöglichen, auf Daten im Sekundärspeicher nahezu ohne Verzögerung zuzugreifen, falls das Primärspeichersystem ausfällt. Auch in diesem Fall verspricht der Hersteller RPO und RTO im Bereich von Sekunden – "egal ob On-Premise oder in der Cloud", sagte Cherian.

Auf dem Weg in die Hybrid Cloud

Reduxios Roadmap zeigt in Richtung Hybrid Cloud, wie CEO Mark Weiner anmerke. Der Hersteller tüftelt derzeit an einer Software namens Connector. Diese soll eine weitere Technik der Datenwiederherstellung speziell für Multi-Cloud-Umgebungen bieten. Ziel sei es, Applikationen als virtuelle Instanzen in einer Public Cloud zu speichern und diese von dort aus als zusätzliches Back-up zu nutzen. In einem ersten Schritt soll dies mit VMware, später auch mit Microsofts Hyper-V möglich sein. Die Software komme etwa im dritten Quartal 2018 auf den Markt, sagte Weiner.

Herzstück des Herstellers bleibt allerdings seine Appliance. Seit sie vor zwei Jahren auf den Markt kam, gewann Reduxio etwa 200 Kunden, wie der CEO durchblicken liess. "Viele von ihnen kauften gleich mehrere Systeme", sagte er.

Mark Weiner, CEO von Reduxio. (Source: Netzmedien)

Das Geschäft ziehe an. Derzeit setze der Hersteller jährlich über 10 Millionen US-Dollar um. Doch dies sei erst der Anfang, sagte Weiner. Auch Jacob Cherian unterstrich die Aufbruchstimmung des Herstellers. In Anspielung auf den Film "The Matrix" sagte er: "Wir haben uns für die rote Pille entschieden."

Reduxio sucht übrigens weitere Mitarbeiter. Wer sich berufen fühlt und einen Sinn für Humor mitbringt, kann sich gerne melden, wie der Hersteller in diesem Video zeigt.

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