39. Delegiertenversammlung

ICTswitzerland sagt Cyberkriminalität den Kampf an

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fICTswitzerland hat den Start einer neuen Kommission verkündet. 18 Mitglieder aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft wollen sich für die Schweizer IT-Sicherheit einsetzen. Der Branchenverband begrüsste zudem neue Mitglieder.

Marcel Dobler, Präsident von ICTswitzerland. (Source: Netzmedien)
Marcel Dobler, Präsident von ICTswitzerland. (Source: Netzmedien)

73 stimmberechtigte Delegierte trafen sich in Bern zur 39. Delegiertenversammlung von ICTswitzerland. Durch die Traktanden führte Marcel Dobler, Nationalrat (FDP) und Präsident des Verbands. Er begrüsste die Gäste zu seiner ersten Delegiertenversammlung, nachdem er das Präsidium im vergangenen Jahr übernommen hatte. Dobler bedankte sich bei seinen Mitstreitern und insbesondere bei seinem Vorgänger Ruedi Noser für die Zusammenarbeit.

2017 sei ein intensives Jahr gewesen. Für den Verband und für die digitale Wirtschaft insgesamt. Doch statt zurückzublicken, wollte Dobler nach vorne schauen: "Wir haben die Weichen für die Zukunft gestellt", sagte er.

Startschuss für die Kommission Cybersecurity

Das Präsidium des Verbands nahm die Delegiertenversammlung zum Anlass, den Start der neuen Kommission "Cyber Security" zu verkünden. "Bei der IT-Sicherheit besteht Handlungsbedarf und wir wollen hier den Lead übernehmen", sagte Dobler.

Das neu geschaffene Gremium besteht derzeit aus 18 Mitgliedern aus der Privatwirtschaft (Six Group, Cisco, Swiss Re, UBS u.a.), Verwaltung (VBS, ISB), Verbänden (Economiesuisse, Asut u.a.) und aus der Wissenschaft (ETH und SATW). Marcel Dobler fungiert als Präsident der Kommission.

Marcel Dobler, Präsident von ICTswitzerland. (Source: Netzmedien)

"Viele Schweizer Unternehmen sind in Sicherheitsfragen zu wenig sensibilisiert", mahnte Dobler. Dies wolle die Kommission ändern. Ziel sei es auch, Standards zu bestimmen und die Einführung einer Meldepflicht für Cyber-Vorfälle zu prüfen.

Neue Mitglieder an Bord

Zu den Kommissionsmitgliedern zählen auch die vier neuen Mitglieder von ICTswitzerland. Neu an Bord sind der Zürcher Sicherheitsanbieter Open Systems, der Lausanner Softwarehersteller Elca Informatik, den Bassersdorfer IT-Dienstleister Ispin und der Schlieremer IT-Dienstleister Zühlke Engineering.

"Die Familie wächst", sagte Dobler, als er die Neuzugänge begrüsste. 31 Unternehmen und 21 Verbände zählt der Dachverband nun zu seinen Mitgliedern. Unter den Verbandsmitgliedern kam die Information Security Society Switzerland (ISSS) neu hinzu.

Präsenz markieren und Start-ups fördern

Auf der Tagesordnung stand auch ein kurzer Ausblick auf die Schweizer Präsenz an der Hannover Messe und an der Cebit. "Die Digitalisierung verschmilzt mit der Industrie. Und es ist gut möglich, dass die Hannover Messe bald mit der Cebit fusioniert", sagte Dobler. Deswegen organisiere ICTswitzerland gemeinsam mit dem Industrieverband Swissmem erstmals einen Swiss-Pavillon für Schweizer Unternehmen an der Hannover Messe. Auch eine Charterflugreise an die Messe stehe auf der Agenda.

"Auch an der Cebit laden wir Sie herzlich ein, uns zu besuchen", ergänzte Dobler. Wer für den Messeauftritt Partner werden wolle, könne sich gerne melden. Die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse unterstütze acht KMUs, die dort ausstellen und die Schweiz repräsentieren werden. ICTswitzerland werde zudem erneut einen Pitching-Tag veranstalten, um Start-ups auf die Messe vorzubereiten. "Wir wollen die Schweiz als Start-up-Nation besser platzieren", sagte Andreas Kaelin, Geschäftsführer von ICTswitzerland.

Andreas Kaelin, Geschäftsführer von ICTswitzerland. (Source: Netzmedien)

Teilerfolg in der Bildungspolitik

Bei der Bildungspolitik konnte ICTswitzerland einen Teilerfolg verbuchen, wie Alain Gut, Präsident der Kommission Bildung, erklärte. Der Verband begrüsse zwar, dass Informatik an Schweizer Gymnasien zum Pflichtfach aufstieg. "Leider ist die Informatik am Gymi jedoch nur obligatorisch und noch kein Grundlagenfach", sagte Gut. Das Fach sei deswegen nicht prüfungsrelevant und die Kantone könnten selber entscheiden, wie sie es einführen wollten.

Alain Gut, Präsident der Kommission Bildung von ICTswitzerland. (Source: Netzmedien)

Ein zweites Fokusthema für den Verband betrifft die Anzahl Frauen in ICT-Berufen. Die Ausgangslage sei klar, erklärte Gut: "Alle Studien sagen voraus, dass die Jobs in den kommenden Jahren weniger kaufmännische Kenntnisse und mehr Know-how in den MINT-Fächern voraussetzen. Dies trifft Frauen gleich doppelt."

Deswegen habe ICTswitzerland ein Positionspapier publiziert, das mehr Frauen in der Informatik fordert. Um dies zu erreichen, wolle der Verband "den Hebel in den Schulen ansetzen", wie Gut sagte. Es brauche andere pädagogische Konzepte ohne geschlechterspezifische Stereotype. "Aber auch die Hochschulen müssen ihre Lehrgänge so verkaufen, dass sie damit Frauen ansprechen", sagte Gut.

Wechsel an der Spitze von ICT-Berufsbildung

"Die Lehrlingsausbildung bleibt das A und O, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken", sagte Jörg Aebischer, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. Der Berufsverband der Schweizer ICT-Wirtschaft habe seine Aufbauphase erfolgreich abgeschlossen und wichtige Erfolge erzielt. So seien etwa neue Berufe wie der Mediamatiker oder der Digital Office Manager entstanden.

Jörg Aebischer, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. (Source: Netzmedien)

Aebischer gibt sein Amt per Ende Juni auf. An seine Stelle tritt Serge Frech.

Ein prominenter Abschied

Wie jedes Jahr waren einige Neuwahlen zu beschliessen. So trat etwa Marcel Borgo, ehemaliger Schweiz-Chef von HPE, aus dem Verband aus. An seine Stelle wählten die Delegierten Borgos Nachfolger Carlo Giorgi – selbstverständlich ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen. Einen Abgang wollte das Präsidium jedoch besonders hervorheben, wie Franz Grüter, Nationalrat (SVP) und Vizepräsident von ICTswitzerland anmerkte.

Franz Grüter, Vizepräsident von ICTswitzerland. (Source: Netzmedien)

Willy Zwaenepoel, ordentlicher Professor für Betriebssysteme an der ETH Lausanne, folgt einem Ruf als Dekan an der Universität Sydney. Grüter bedankte sich für das Engagement des Forschers. "Er hat uns viele Türen geöffnet", sagte Grüter. Zwaenepoel sei nicht nur erfolgreich in der Lehre, sondern auch als Unternehmer. Grüter dankte Zwaenepoel im Namen der Schweizer ICT-Branche. "Willy ist ein ganz feiner Mensch, 'en guete Cheib', mit dem man auch mal gerne ein Bier trinkt", sagte Grüter schmunzelnd.

Zum Jubiläum etwas ganz Besonderes

Der Termin für die nächste Delegiertenversammlung steht bereits fest. Am 28.3.2019 findet die vierzigste Ausgabe statt. Veranstaltungsort: To be discussed. "Fürs Jubiläum werden wir uns etwas ganz Besonderes ausdenken", versprach Kaelin.

Bis dahin gebe es aber noch viel zu tun, ergänzte Marcel Dobler: "Wir werden weiterhin für unsere Anliegen kämpfen."

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