Interview mit Claudia Winkler, CEO, Lionstep

Wie Lionstep Arbeitgeber und Arbeitsuchende digital zusammenführt

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Die Headhunter-Firma Lionstep verspricht Firmen, neue Arbeitskräfte per Mausklick zu finden. Im Interview verrät CEO Claudia Winkler, wie das Unternehmen dabei vorgeht, wie es digitale Technik einsetzt und worauf es bei der Suche nach IT-Fachkräften ankommt.

Claudia Winkler, CEO Lionstep (Source: ZvG)
Claudia Winkler, CEO Lionstep (Source: ZvG)

Was macht Lionstep anders als andere Headhunter?

Claudia Winkler: Im Unterschied zu den meisten Headhuntern setzen wir sehr viel Technologie ein und haben damit viele Prozesse digitalisiert. Wie so oft verändert dies so einiges. Erstens sind wir dank des Einsatzes von Technologie in der Lage, Talente für unsere Kunden für einen Bruchteil des Preises zu finden – typischerweise sind wir 5 bis 10 Mal günstiger. Zweitens wird der ganze Suchprozess durch die Digitalisierung beschleunigt – wir finden die Kandidaten schneller. Normalerweise erhalten unsere Kunden innerhalb von 48 Stunden erstes Feedback zu interessanten Talenten. Und drittens haben wir in Kombination mit der Technologie eine globale Präsenz und können im Handumdrehen grenzüberschreitend suchen. Dies ist für lokale Headhunter oft nicht möglich.

 

Wie unterstützt Sie dabei die digitale Technik?

Wir setzen Technologie überall dort ein, wo wir sie sinnvoll einsetzen können. Dies fängt beim Erheben der Profile im Internet an, geht über das schnelle Matching der Profile zur Vakanz und hört bei der intelligenten Verteilung der Kandidaten-Anfragen an unsere ­Rekrutierungsexperten auf. Diejenigen Tätigkeiten, die ein Mensch immer noch besser kann als jede Maschine, werden von unseren internen Spezialisten aus­geführt.

 

Wo braucht es beim Recruiting noch Menschen?

Die Maschine ist überall dort gut, wo es darum geht, Muster in riesigen Datenmengen zu erkennen, den Überblick zu behalten und das Wesentliche zu erkennen. Das Zwischenmenschliche jedoch, das «zwischen den Zeilen lesen», das können Menschen viel besser. Für diese Aufgabe, das Pre-Screening der Kandidaten, setzen wir unsere menschlichen Recruiting-Experten ein.

 

Sie schreiben auf Ihrer Website, Zugang zu Millionen ­Talenten zu bieten. Wie leisten Sie das?

Wir alle hinterlassen täglich Spuren im Web. Einen Grossteil dieser Spuren hinterlassen wir bewusst, um uns im beruflichen Kontext zu profilieren und auszutauschen. Diese Spuren sammeln wir und stellen sie so zusammen, dass ein aussagekräftiges Profil ersichtlich wird. Verschiedene Tools geben uns so die Möglichkeit, auf eine sehr grosse Menge an Profilen zurückgreifen zu können. Zum individuellen Datenschutz werden diese anonym angezeigt.

 

Wie sieht die Nachfrage nach IT-Spezialisten bei Ihnen im ­Moment aus?

Die Nachfrage ist gewaltig. Die Digitalisierung zwingt fast jedes klassische Unternehmen dazu, interne IT-Spezialisten anzustellen. Oft muss dies auch schnell geschehen. Das inländische Angebot solcher Profile ist jedoch zu klein, um die gesamte Nachfrage abdecken zu können. Wir bei Lionstep haben dies erkannt und unterstützen Unternehmen auch bei der grenzüberschreitenden Suche nach Spezialisten. So beschleunigen wir als Lion­step auch das inländische Wachstum.

 

Wie unterscheidet sich die Rekrutierung in der IT-Branche von anderen Bereichen?

Aufgrund des Nachfrageüberhangs findet man nur schwer und langsam die passenden Profile. Viele Unternehmen suchen ausserdem sehr spezifische Profile. Dies erschwert die Suche zusätzlich. Da es kaum aktive Jobsuchende gibt, geht der Trend eindeutig zum aktiven Abwerben von Kandidaten. Diese zeitintensive Arbeit übernimmt Lionstep für seine Kunden.

 

Wie haben Sie Ihre Kandidatendatenbank aufgebaut?

Unsere passiven Talente und somit die anonymisierten Profile haben wir, wie beschrieben, zusammengetragen. Durch unser schnelles Wachstum können wir zusätzlich jeden Tag mehr Talente angehen und somit weitere aktive Kandidaten in unsere Datenbank aufnehmen.

 

Welche Bereiche des Recruiting-Prozesses hat Lionstep automatisiert?

Der Challenge im heutigen Recruiting liegt beim Angebot von Bewerbern. Schreiben Sie zum Beispiel eine Stelle für einen Java-Softwareentwickler aus, ist es gut möglich, dass sich auch nach einem Monat noch kein valider Bewerber gemeldet hat. Wir haben mit unserer automatisierten Erhebung von anonymen Profilen das aktive Suchen automatisiert und ermöglichen unseren Kunden hiermit den Zugriff auf einen sehr grossen, grenzüberschreitenden Talentpool. Ebenfalls automatisiert ist das Matching zwischen einer Vakanz und dem Talentpool. Im Handumdrehen erhält man eine umfassende Liste von passenden Profilen.

 

Wie läuft dieser Prozess ab?

Sobald ein Kunde an einem Profil interessiert ist, werden unsere Recruiting-Experten automatisch informiert und können sofort mit der Arbeit beginnen. Der Kunde erhält im Normalfall innerhalb von 48 Stunden das erste Feedback, das auch vollautomatisch in unser Tool zurückgespielt und für den Kunden ersichtlich wird. Die Automatisierung eines grossen Teils des Prozesses macht uns somit genauer, schneller und transparenter – und für unsere Kunden damit besser und günstiger.

 

Welche Herausforderungen gibt es sonst noch?

Die angewandten Technologien ändern sich stetig und in einem schnellen Tempo. Wir beobachten, dass es einige aktive Jobsuchende in diesem Markt gibt, die jedoch nicht über das momentan nachgefragte Know-how verfügen. Interne und externe Umschulungen und Weiterbildungen werden meiner Meinung nach immer wichtiger und essenziell für den Erhalt eines gesunden Arbeitsmarktes.

 

In der Rekrutierungsbranche gibt es klassische und neue Konkurrenten wie Xing oder Linkedin. Wie geht Lionstep damit um?

Wir bei Lionstep sehen uns oft als Ergänzung zu klassischen und neuen Services und Tools. Aufgrund unseres kompetitiven Preises muss der Kunde zum Glück keine Entweder-oder-Entscheidung treffen. Entscheidet sich ein zufriedener Kunde dann doch für uns als alleiniges Rekrutierungs-Tool, freut uns das natürlich. Auf der anderen Seite sind viele unserer Kunden auch Personalvermittler und auf den ersten Blick Konkurrenten. Uns freut hierbei, dass wir trotz der Konkurrenzsituation für beide Seiten einen positiven Mehrwert schaffen können.

 

Was raten Sie Firmen, die nach IT-Fachkräften suchen?

Nutzen Sie Active-Sourcing-Tools, um geeignete Profile zu identifizieren und kontaktieren. Überlegen Sie sich durchaus auch einmal, ob Sie Talente aus dem Ausland angehen möchten. Die Schweiz hat einen hervorragenden Ruf, das hilft. Wir bei Lionstep stellen unseren Kunden eine kompetente und grenzüberschreitende Suche zur Verfügung und übernehmen ebenfalls den zeitintensiven Teil der Ansprache, Kontaktaufnahme und des Pre-Screenings. Dies alles zu einem sehr kompetitiven Preis.

 

Wie nehmen Sie Kontakt zu den Kandidaten auf, die Ihre Kunden auswählen?

Wir kontaktieren unsere Kandidaten auf allen möglichen Kanälen: per Telefon, SMS, E-Mail oder Social Media. Alle Informationen beziehen wir aus öffentlichen Quellen. Wie bei vielen Dinge liegt der Erfolg in der Kontinuität und dem strukturierten Vorgehen. Einer erfolgreichen Kontaktaufnahme gehen viele Erfahrungswerte und ein Wissen darüber, was funktioniert, voraus.

 

Wie geht es weiter, nachdem Sie einen Kandidaten vermittelt haben?

Der Kandidatenkontakt liegt nun in den Händen unserer Kunden. Für uns ist der Prozess soweit abgeschlossen. Ob die erfolgreiche Vermittlung zu einem Abschluss kommt, ist von persönlichen Faktoren oder der Unternehmenskultur abhängig, die nur die betroffenen Personen erkennen und bewerten können. Um die Kandidaten-Kunden-Beziehung in Zukunft weiter wertbringend unterstützen zu können, lancieren wir im Juni das Lionstep-Kandidatenportal. Dort können Dokumente wie CV und Zeugnisse ausgetauscht werden. Bald werden auch Video-Interviews und Softskill-Assessments durchgeführt werden können.

 

Wie gehen Sie damit um, wenn es einmal nicht passt?

Wir beobachten oft, dass vermittelte Kandidaten intern für andere Positionen in Betracht gezogen werden. Sollte ein Kandidat für die spezifische Stelle nicht eingesetzt werden können, hat der Kunde immer noch die Möglichkeit, ihn für eine andere Stelle zu rekrutieren. Ebenfalls kann der Kandidat auch zu einem späteren Zeitpunkt angegangen werden, die Kontaktdaten sind offengelegt und der Kunde hat weiterhin Zugriff darauf. Sollte es tatsächlich einmal überhaupt nicht passen, sind wir bei Lionstep sehr kulant. Uns liegt sehr viel am Wohl unserer Kunden und deren Zufriedenheit. Wir sind erst dann glücklich, wenn es der Kunde auch ist.

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