Movers and Shakers

Finanzplatz 2025

Uhr
von Thomas Puschmann, Head of Swiss FinTech Innovation Lab, Universität Zürich

Thomas Puschmann gehört zu den « Movers and Shakers » der Schweizer FinTech-Szene und erklärt, wie er die Digitalisierung des Bankings sieht.

Thomas Puschmann, Head of Swiss FinTech Innovation Lab, Universität Zürich
Thomas Puschmann, Head of Swiss FinTech Innovation Lab, Universität Zürich

In den letzten Jahren hat sich parallel zum bestehenden Finanzsystem ein vollständig neues Finanzsystem entwickelt, das, gemessen am Volumen noch relativ klein ist und kaum Berührungspunkte zum bestehenden hat ( z.B. sind derzeit nur ca. 3 Mio. Nutzer in Kryptowährungstransaktionen involviert; das Gesamtvolumen ist mit weniger als 1 % gemessen am weltweiten Volumen des Finanzsystems ebenfalls noch sehr klein ). Die Anbieter dieses neuen Systems sind häufig noch unbekannt. Beispiele sind etwa die Kryptowährungsbörsen Bitfinex oder Coinbase oder Wallet-Anbieter wie Uphold oder Ledger.

Neue Technologien

Einen wesentlichen Treiber der skizzierten Entwicklungen bildet dabei die IT. So entsteht etwa derzeit mit sogenannten « distributed Apps » ( dApps ) eine ganz neue Kategorie an Softwaresystemen für Distributed Ledger ( DLT ) -basierte Lösungen wie z.B. dezentrale Börsen. Obwohl diese noch in den Kinderschuhen stecken, könnte diese Entwicklung schon bald grosse Veränderungen in der Finanzindustrie bewirken. Denn in diesen Systemen kommt digitalem Geld eine wichtige Funktion zu. So kann digitales Geld z.B. die Auslösung eines Prozesses automatisch anstossen, was zu neuen Fragestellungen führt: Wir kennen die Kriterien bei der Vergabe von Krediten an Menschen, nicht aber, wie diese bei der Vergabe an digitale Dienste oder Maschinen ausgestaltet sein sollten ? Dadurch entsteht ein komplexes Netzwerk automatisierter Rechte und Pflichten zwischen Softwaresystemen, Konsumenten und Institutionen.

Neue Regulierung

In komplexen digitalen Ökosystemen ist die Regulierung ein entscheidender kritischer Erfolgsfaktor, sowohl aus nationaler Sicht, aber auch bezüglich seiner Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kontext. Aus Regulierungssicht erscheinen vier Bereiche relevant. Erstens eine umfassende Sicht auf das globale Finanzsystem, das den Einbezug aller Eckpfeiler des neu entstehenden Finanzsystems berücksichtigt. Zweitens zielt eine harmonisierte Regulierung auf eine im internationalen Kontext abgestimmte Sicht, wie sie etwa von IWF oder einer internationalen Sandbox angestrebt wird. Den dritten Eckpfeiler bildet eine angemessene Regulierung, die eine Abwägung von Risiko und Innovation erfordert, was zugleich ein tiefes Verständnis neuer Technologien erfordert ( zum Beispiel Innovationslabor der Bank of England ). Schliesslich bedarf es viertens, einer Zunahme digitalisierter Regulierungen. Der Regulator wird damit zum Überwacher von Algorithmen.

Der Finanzplatz 2025 steht vor einem grossen Umbruch und aus Sicht der Schweiz bietet sich die einmalige Chance, diesen international mitzugestalten. Forschung und Industrie sollten dies Hand in Hand angehen.

Webcode
ZB201825