W wie Weissraum
Theorie: Der "Weissraum", oft auch als "Negativraum" bezeichnet, stammt aus dem Buchdruck und meint die nicht bedruckte Fläche einer Seite. Dieser scheinbar ungenutzte Teil ist aber ganz und gar nicht nebensächlich. Vielmehr dient er dazu, Inhalte zu gliedern, zu gewichten, zu gestalten und damit einfach zugänglich zu machen. Der Umgang mit Weissraum ist anspruchsvoll und damit etwas für Fachleute – nicht nur bei Drucksachen, sondern auch im Web und bei Benutzeroberflächen.
Realität: Oft läuft das im Alltag aber so: Die Webdesigner lieben Weissraum. Sie wenden viel Zeit und Hirnschmalz auf, um reichlich davon möglichst manierlich zu platzieren. Manch ein Auftraggeber hingegen hält ihn eher für eine Designermarotte, für vergeudeten Platz, den man besser nutzen könnte. Weil halt befiehlt, wer bezahlt, werden die Seiten dann bis unter den Rand mit Text, bunten Böxchen, sinnfreien Stockfotos und allerlei anderem Tand befüllt. Und sollte noch ein Fitzelchen Weiss übrig sein, wird ihnen noch ein peppiges Hintergrundbild aus dem CI-Fundus untergeschoben.
Nun fühlt sich der Auftraggeber zwar angemessen abgeholt und hält seine Botschaft für effizient transportiert. Nur die Nutzer aber fragen sich, ob sie das, was sie suchen, nicht anderswo rascher, bequemer und hübscher verpackt finden – und schwupp, sind sie weg! Klar, man stösst hier und da auch auf Sites, die es übertreiben. Dort dominiert der Weissraum die Inhalte in unzulässiger Weise. Aber deutlich öfter ist das Gegenteil der Fall.
Fazit: Die Qualität einer Website korreliert nicht mit der Informationsdichte pro Pixel. Viel wichtiger wäre, die richtige Balance zu finden zwischen Form und Inhalt. Die Nutzer wollen nämlich Seiten, die ihnen gefallen und die Orientierung erleichtern. Hier kann Weissraum enorm helfen, sofern er mit Sinn und Verstand platziert wird. Und wenn das Design auch noch die Werte transportiert, für die der Betreiber steht – umso besser!
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