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Zu zweit geht es schneller – und besser

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von Constantin Gonzalez, Principal Solutions Architect, Amazon Web Services (AWS)

Die digitale Transformation erfordert Know-how. Entweder können dafür neue Mitarbeiter eingestellt werden, oder die eigenen Mitarbeiter erhalten entsprechende Schulungen. Mit modernen Programmiermethoden lässt sich der Wissenstransfer erheblich beschleunigen.

Constantin Gonzalez, Principal Solutions Architect, Amazon Web Services (AWS)
Constantin Gonzalez, Principal Solutions Architect, Amazon Web Services (AWS)

Unternehmen, die die digitale Transformation vorantreiben, brauchen dafür Mitarbeiter mit den entsprechenden Fähigkeiten. Wie in allen grossen Veränderungsprozessen müssen Firmen dabei eine wichtige, strategische Entscheidung treffen: die Belegschaft durch externe Spezialisten erweitern oder das bestehende Team durch Trainings auf die kommenden Herausforderungen vorbereiten. Letzteres bietet viele Vorteile. Schliesslich kennen die derzeitigen Mitarbeiter bereits das Unternehmen, seine spezielle Firmenkultur und die daraus entstehenden Herausforderungen. Gerade wenn es um umfangreichere Transformationen geht, die Kernprozesse und alte Gewohnheiten auf den Kopf stellen, spielt dieser Faktor eine grosse Rolle. Davon abgesehen kostet es viel Zeit und Geld, neue Leute einzustellen und möglichst schnell einzuarbeiten. Da derzeit Spezialisten gerade im IT-Bereich stark gefragt sind, ist es momentan schwierig, die richtigen Leute zu finden und einzustellen. Einem AWS-«Executive Insights»-Papier zufolge geben 51 Prozent der Unternehmen an, Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Positionen zu haben, weil es auf dem Markt an qualifizierten Kandidaten mangelt.

Es lohnt sich also gleich in mehrfacher Hinsicht, die aktuellen Mitarbeiter in neuen IT-Fähigkeiten zu schulen, die für das Gelingen der Transformation nötig sind. Cloud-Anbieter bieten dazu eine Vielzahl an Kursen an. Ein entscheidender Punkt ist allerdings, die neu erworbenen Kompetenzen von einzelnen Angestellten möglichst effizient im Unternehmen zu skalieren. In Sachen «Grundausbildung» haben viele Firmen dafür ihre Hausaufgaben hervorragend gemacht: Sie besitzen womöglich ein Cloud Center of Excellence, sehr gute, mit DevOps-Skills ausgebildete Teammitglieder, ein automatisiertes Deployment sowie definierte Prozesse für die Infrastruktur-Bereitstellung und die kontinuierliche Integration. Grosse Schwierigkeiten bereitet es jedoch, dass dabei gesammelte Know-how in die Tiefe der Unternehmensstruktur zu tragen. Gute Gründe also, sich mit verschiedenen aktuellen Methoden des Wissenstransfers beim Programmieren zu beschäftigen.

Neue Paarungen für mehr Know-how – ein Beispiel

Ein in der Praxis bewährter Ansatz ist das «Kopplungsmodell». Es kann sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch bei der Zusammenarbeit mit einem Auftragnehmer eingesetzt werden. Dabei verbindet sich ein grösseres Team, das sich in bestimmten Bereichen fortbilden möchte, mit einem anderen Team, das die Fähigkeiten bereits hat. Die so zusammengesetzte Gruppe arbeitet anschliessend gemeinsam an einem konkreten Projekt. Jedes Mitglied des Lernteams arbeitet dabei zu zweit mit einem Mitglied des Expertenteams zusammen. Das Programmieren im Zweier-Paar ist mittlerweile eine gängige Methode und als agiles Verfahren sehr effizient. Auf den ersten Blick erweckt die Methode den Anschein, wenig effizient zu sein, aber Teams, die diese Paarprogrammierung praktizieren, geben in der Regel an, dass sich die Produktivität tatsächlich erhöht. Es reduziert sich die Nacharbeit für die Fehlerbehebung und die Tatsache, dass Ideen von gleich zwei Programmierern in den Code einfliessen, führt zu einem besseren, sauberen Design. Im Prinzip kommt also ein ähnliches Verfahren wie bei Peer Code Reviews zum Einsatz. Es gilt seit jeher als gute Möglichkeit, qualitativ hochwertigen Code zu produzieren.

Teamarbeit statt zentrale Policy

Es sollte jedoch kein zentrales Dogma geben, das durch alle Hierarchieebenen über Policies den Mitarbeitern aufgedrängt wird. Stattdessen sollten erfahrene Praktiker ihr Wissen an die Kollegen weitergeben und es so im Unternehmen verbreiten. Unternehmen sollten sich deshalb mit verschiedenen Systemen der Wissensvermittlung im IT-Umfeld beschäftigen und eigene Experimente anstellen – vom Programmieren im Zweier-Team bis zu komplexeren Methoden. In jedem Fall führt ein solches Vorgehen dazu, dass sich gute Ideen und Methoden effizient von Mitarbeiter zu Mitarbeiter verbreiten. Besonders mit Blick auf die digitale Transformation ist dieser Ansatz am effizientesten.

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