20 Jahre Netzwoche

IT-Management bedeutet visionäres Denken

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von Stefan Stöckler, Dozent für Wirtschaftsinformatik & Studienleiter MAS in Business Information Management, FHS St. Gallen

Die Krise gilt als Treiber digitaler Transformation. Davon profitieren Unternehmen aber langfristig nur mit klugem IT-Management. Welche Kompetenzen dieses erfordert, erklärt Stefan Stöckler, Dozent für Wirtschaftsinformatik und Studienleiter des MAS in Business Information Management an der FHS St. Gallen.

(Source: zVg)
(Source: zVg)

Personen im IT-Management sind es gewohnt, rasch und flexibel zu handeln. Auf neue Anforderungen zu reagieren, gehört zum Handwerkszeug in diesem Beruf. Die Covid-19 bedingten Lockdown-Massnahmen mit all ihren Auswirkungen haben jedoch viele Unternehmen beziehungsweise vor allem deren IT-Abteilungen an den Rand des Machbaren geführt.

Die Krise wurde vielfach zum Treiber der Digitalisierung stilisiert. Manch eine Firma musste Homeoffice-Möglichkeiten, Onlineshops oder interne Kommunikationskanäle aufbauen oder verbessern. Vieles wurde plötzlich möglich, anderes blieb auf der Strecke oder zeigte nicht die erwartete Wirkung. Daher stellen sich die Fragen, ob die digitale Transformation nun "virusgetrieben" in vielen Unternehmen stattgefunden hat und ob die IT-Managerinnen und -Manager das notwendige Know-how mitbringen, um diese Entwicklung langfristig mitzugestalten und erfolgreich am Leben zu erhalten.

Keine rein technische Disziplin

Viele Verantwortliche im IT-Management haben vorgebaut und die richtigen Entscheidungen getroffen, sodass innerhalb kürzester Zeit Innovationen möglich waren. Die Basis für diese Entwicklungen bildet zum Beispiel das Wissen in den Bereichen Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse. Zudem müssen IT-Manager Automatisierungs- und Optimierungspotenzial erkennen und aktuelle Technologien – von Cloud-Services bis hin zu IoT – beherrschen. Weiter sind vertiefte Kenntnisse über Unternehmensarchitekturen und Systemlandschaften sowie über Datenschutz und Datensicherheit notwendig.

Das IT-Management ist schon länger keine rein technische Disziplin mehr. Um ein Unternehmen fit für den Markt, aber auch robust gegenüber Krisen wie der aktuellen zu machen, genügt es nicht, auf die richtige Software oder den passenden Serviceprovider zu setzen. Vielmehr muss die IT-Strategie mit Weitblick schon in die Gesamtstrategie eingebaut und diese damit zu einer digitalen Unternehmensstrategie geformt werden.

IT-Management bedeutet jetzt und in Zukunft, sich mit den Geschäftsmodellen der Firma und vor allem mit deren Weiterentwicklung visionär auseinanderzusetzen, Innovationen – getrieben durch die technischen Neuerungen – einzubringen und Optimierungspotenziale zu erkennen und umzusetzen.

Eindrücklich kann das am Beispiel des lokalen Handels aufgezeigt werden. Wer die digitale Transformation nicht schon vorbereitet hatte, war trotz aller technischen Möglichkeiten in der Krise eingeschränkt.

Unternehmensstrategie mitgestalten

Ein Geschäftsmodell, das darauf basiert, dass Ware in einem Ladengeschäft angeboten, dort von den Kunden ausgewählt und schliesslich gekauft wird, kann nicht plötzlich auf der Grundlage eines Onlineshops funktionieren. Dieser ist zwar relativ rasch aufgebaut, aber die Geschäftsprozesse passen nicht. So müssen sich Firmen beispielsweise überlegen, welche Payment-Methoden angewendet werden sollen, wie Lieferungen aber vor allem auch Retouren abgewickelt werden und wie die Präsentation der Produkte erfolgen soll.

Wer also erst in der Krise beginnt, ist zu spät dran. Das IT-Management hat sich mit all diesen Fragen gemeinsam mit der Unternehmensleitung frühzeitig und vor allem ständig zu beschäftigen und muss Potenziale und Gefahren neuer, innovativer Geschäftsvarianten aufzeigen. Gleichzeitig gilt es aber auch, Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes zu klären oder vertragsrechtliche Konsequenzen abzuschätzen.

Die Aus- und Weiterbildung muss daher breitbandig auf diese Rolle vorbereiten und die verantwortlichen Personen befähigen, im ständigen Wandel der Technologie die Unternehmensstrategie mitzugestalten. Gutes IT-Management hat die Unternehmen schon vor Corona krisenfest gemacht.

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