Webhosting der Zukunft

Wie Hosting-Provider um die Kunden kämpfen

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Branchenbeobachter erwarten sie seit Jahren, doch die grosse Konsolidierung im Schweizer Hosting-Markt blieb bislang aus. Dutzende Anbieter kämpfen mit technischen Herausforderungen und um die Gunst der Kunden – mit einer Vision vom Webhosting der Zukunft.

(Source: willem169 / Fotolia.com)
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In Sachen Hosting stellt die Schweiz einen Sonderfall dar. Denn mehr noch als in anderen Ländern legen Schweizer Kunden grossen Wert darauf, dass die bereitgestellten Dienste hierzulande – oder zumindest in den direkten Nachbarländern – gehostet werden, wie eine Studie des Marktforschers ISG zeigt. Ein lokaler Datenstandort scheint den Nutzern in der Schweiz wichtiger zu sein als ein möglichst tiefer Preis.

Das Schweizer Hosting-Geschäft müsste also florieren. Doch längst nicht alle Anbieter profitieren gleichermassen. Branchenbeobachter rechnen schon seit Jahren damit, dass die grossen Player die kleinen aufkaufen werden. Das grosse Fressen blieb aber aus – zumindest bislang. Zwar sei die Marktsättigung inzwischen hoch, sagt David Burkardt, Gründer und CEO von Cyon. Doch "die bereits vor Jahren erwartete Konsolidierungsphase hat bis heute nicht stattgefunden. Der Schweizer Markt wird weiterhin von vielen unabhängigen Anbietern geprägt."

Tatsächlich tummeln sich Dutzende auf Hosting spezialisierte Anbieter auf dem hiesigen Markt. Gemäss dem Vergleichsportal "providerliste.ch" gibt es in der Schweiz derzeit 68 Webhosting-Provider. Und auch Swisscom mischt mit. Was liegt also noch drin im Hosting-Geschäft? Sicherlich mehr, als man vielleicht meinen könnte. Im vergangenen Jahr kam eine Studie im Auftrag von Interxion auf einen Betrag: 50 Milliarden Euro – so viel Geld könnten Hoster und Managed-Service-Provider 2022 in Europa umsetzen.

Kunden erwarten immer mehr von ihrem Provider

Das Geschäft bleibt lukrativ. Aber es wird aufwändiger, weil die Kunden anspruchsvoller sind als noch vor 20 Jahren. "Die Ansprüche an Technik und Verfügbarkeit, aber auch an Dienstleistungen und Support sind in hohem Masse gestiegen", sagt Burkardt. Und die Welt der Webentwicklung verändere sich rasant. Die Erwartung an die Provider: mehr Leistung, mehr verfügbare Tools – bei möglichst gleichbleibendem Preis. Dies, obwohl die Hosting-Infrastruktur energieeffizienter und immer belastbarer werden soll.

Den Nutzern fällt kaum auf, wie schnell sich professionelle Websites verändert haben. Sie sind heute deutlich komplexer aufgebaut als noch vor zehn Jahren, bieten mehr Interaktionsmöglichkeiten und verfügen über mehr Applikationen und Datenbanken, wie Markus Gebert, CEO von Hostpoint sagt. Aber nicht nur dadurch sind die Anforderungen an die Provider gestiegen. "Die Sicherheit steht viel mehr im Fokus", sagt Gebert. "Beliebte CMS wie Wordpress und Co. sind häufig Ziele von Angriffen oder werden verschiedentlich missbraucht."

Komplexität gehört auf die Hinterbühne

Wie sieht das Webhosting der Zukunft aus? Im Idealfall benutzerfreundlicher als je zuvor. Die grösste Herausforderung für Hosting-Provider betrifft die Ergonomie, wie Boris Siegenthaler, CEO von Infomaniak, im Interview sagte: "Wir müssen aufpassen, dass wir keine Benutzeroberflächen entwickeln, die nur Geeks ansprechen." Ähnlich sieht es Hostpoint-CEO Markus Gebert. Für ihn liegt die Krux darin, die zum Teil technisch anspruchsvollen Angebote einfacher zu gestalten, damit sie ein breiteres Publikum ansprechen können.

Die Aufgabe ist schwieriger, als sie klingt. Denn auf der technischen Seite steigt der Automatisierungsgrad – und die Innovationszyklen werden kürzer, wie Cyon-CEO ­Burkardt sagt. "Und auf der anderen Seite legen die Kunden weiterhin viel Wert auf einen persönlichen und kompetenten Service." Diese beiden Seiten in Einklang zu bringen, dürfte über den Erfolg der Hosting-Provider entscheiden: die Fähigkeit, technisch auf der Höhe der Zeit zu bleiben und heute schon auf die künftigen Wünsche der Kunden einzugehen.

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