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«eMediplan» – der maschinen- und menschenlesbare Medikationsplan

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von Urs Oswald, Berater bei Indema; Roger Tschumi, Leiter Entwicklungsprojekte bei Argomed Ärzte

Die Medikation ist ein zentraler Aspekt im Behandlungsprozess von Patienten. Wenn mehrere ­Gesundheitsversorger in den Behandlungspfad eines Patienten involviert sind und der Patient mehrere Medikamente täglich einnehmen muss, steigt aufgrund der Komplexität und der zahlreichen Schnittstellen der Koordinationsaufwand – und das Risiko für Medikationsfehler nimmt zu.

Eine besondere Herausforderung sind Ein- und Austritte in Spitälern. Beim Eintritt eines Patienten ist die aktuelle Medikation oft unklar und unvollständig. Dazu kommt, dass die Erfassung im Klinikinformationssystem manuell erfolgt, was zu Fehlern führt und eine ineffiziente Patientenaufnahme darstellt. Während der Behandlung im Spital wird die Medikation fast in jedem Fall verändert. Die Patienten erhalten zwar eine Medikationsliste beim Austritt, verlieren aber bei zusätzlichen Medikamenten vom Hausarzt und allenfalls vom Spezialarzt nicht selten die Übersicht und halten sich nicht an die vorgesehene Therapie.

Der Schweizer "eMediplan" als Lösung

Ein vollständiger, aktueller und korrekter Medikationsplan führt nachweisbar zu einer höheren Qualität im Medikationsprozess. Als Lösung bietet sich der offene Standard des Schweizer ­"eMediplans" an, der alle Medikamente eines Patienten in einer für ihn verständlichen, einheitlichen Darstellung abbildet. Zudem ist ein QR-Code aufgedruckt, der von allen Beteiligten auch elektronisch eingelesen werden kann. Mit dem QR-Code werden die Medikationsdaten strukturiert zwischen – bisher inkompatiblen – Informations- und Expertensystemen ausgetauscht. Der Vorteil ist ein einheitlicher, maschinen- wie auch menschenlesbarer Medikationsplan, der die Effizienz der Medikamentenanam­nese steigert und die Fehlerquelle der manuellen Eingabe an jeder Schnittstelle eliminiert.

Verbundene Prozesse und höhere Qualität für ­Behandelnde und Behandelte

Wird der überarbeitete "eMediplan" nach dem Austritt zeitnah den Nachbehandelnden elektronisch zur Verfügung gestellt, können diese mit deutlich weniger Rückfragen sofort die Betreuung übernehmen. Dies verhindert unnötige Rehospitalisationen aufgrund von Missverständnissen oder Fehlern in der Medikation und führt damit zu einer Reduktion der Behandlungskosten.

Die Argomed will den "eMediplan" in einem überregionalen Projekt gemeinsam mit weiteren Projektpartnern als Standard-Format für Medikationspläne in der medizinischen Grundversorgung etablieren. Indema und Argomed streben eine vernetzte Zusammenarbeit von Spitälern und Arztpraxen an und unterstützen den Informationsaustausch über den "eMediplan" mit praktischen Werkzeugen. Sinn und Zweck ist es, Fehler in der Medikation und der Anwendung zu vermeiden.

Mit dem Kantonsspital Baden KSB wird gegenwärtig ein Pilotprojekt vorbereitet, um die Zuweiser und die stationäre Welt in puncto Medikation besser miteinander zu verbinden. Ein vollständiger "eMediplan" unterstützt die Anamnese bei der ambulanten Konsultation wie auch beim stationären Eintritt und dient damit der Qualität im Spital. Umgekehrt hilft der beim Spitalaustritt durch das Spital abgegebene "eMediplan" sowohl den Patienten wie den Hausarztpraxen, dank verlässlichen Medikamenteninformationen nahtlos mit der Behandlung weiterzufahren. Benedikt Niederer, Leiter Unternehmensentwicklung am KSB, ist überzeugt: "Es ist ein Geben und Nehmen im Spital und bei den Grundversorgern zugunsten unserer Patienten."

"eMediplan"

Der "eMediplan" ist von eHealth Suisse als EPD-kompatibel anerkannt und als ­Umsetzungsformat empfohlen. Der ­logische nächste Schritt ist die "eMedikation". Dieser Standard bietet mehr Vorteile für zusätzliche Anspruchsgruppen, ist aber noch entfernt von der Umsetzung und Etablierung für den täglichen ­Gebrauch.

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DPF8_189290