IoT und Edge Computing

Die Kühlkette im Blick: IoT-Lösungen für den Pharmatransport

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von Nico Ros, Mitgründer & CTO, Skycell

Temperaturempfindliche Medikamente und Impfstoffe werden meist per Luftfracht transportiert. Doch längst nicht alle Medikamente erreichen ihren Zielort unbeschädigt. IoT-Lösungen sorgen für mehr Kontrolle und erhöhte Sicherheit der wertvollen Fracht.

Weltweit sind bisher 1,16 Milliarden Dosen Covid-Impfstoff verabreicht. Zuvor aber wurden sie zu Impfzentren transportiert. Nie war die Fracht wertvoller. Wenn Wohl und Wehe ganzer Volkswirtschaften an dieser schützenden Spritze hängen, gewinnt die Logistik eine ganz besondere Bedeutung. Umso erschreckender ist das Ergebnis einer Studie der International Air Transport Association (IATA) von 2019. Ihr zufolge erreichen knapp 25 Prozent der Impfstoffe ihren Bestimmungsort beschädigt. In einer aktuellen Studie des Instituts für Supply Chain Management der Universität St. Gallen haben sich unerwartete Qualitätsprobleme als die massgeblichen Kostentreiber erwiesen, zum Beispiel wenn ein Container zur Kontrolle geöffnet werden muss oder der Inhalt nicht mehr verwendet werden kann.

Hier kommt das Internet der Dinge ins Spiel. Funksensoren können sehr vieles überwachen, was für die Sicherheit und Qualitätssicherung relevant ist: von Temperaturschwankungen über den Aufenthaltsort bis zur unerlaubten Öffnung des Frachtbehälters. Temperaturempfind­liche Medikamente und Impfstoffe werden meist per Luftfracht transportiert. Noch vor zehn Jahren war die einhellige Meinung: Funktechnologie und Flugzeug passen nicht zusammen. Inzwischen hat sich das Bild deutlich gewandelt. Internationale Logistikunternehmen statten ihre Pharmacontainer mit IoT-Sensoren aus. Einige haben ein eigenes Funknetz aufgebaut, um die Sensor­daten möglichst ausfallsicher abzurufen.

Gefahr durch Fälschungen und Diebstahl

Die Gefahr in der Medikamentenbranche sind Fälschungen und Diebstahl. Impfstoffe könnten dazu aus Transportcontainern entnommen und durch eine Fälschung ersetzt werden. Container lassen sich in Zukunft so einrichten, dass sie nur durch vorher festgelegte "trusted persons" geöffnet werden können. Wenn Sensoren eine Öffnung registrieren, wird ein Alarm generiert, wenn sich keine "trusted Person" angemeldet hat.

Zukünftig wird diese Überwachung sogar lückenlos möglich sein. Mit der Langwellentechnik LoRa besteht eine Funktechnologie, die es ermöglicht, Daten zur Temperatur oder Luftfeuchtigkeit in den Containern über grös­sere Entfernungen zu senden.

Mittels Big-Data-Analysen lassen sich auch Lieferketten besser planen und vor jedem Transport eine Risikovorhersage erstellen. So lässt sich die sicherste und kostengünstigste Route finden sowie vorhersagen, welche Schwierigkeiten eintreten könnten.

Ausreichend Daten in hoher Qualität

Sollten zu wenige Daten zur Verfügung stehen – etwa bei der Planung neuer Strecken –, kann man den Prozess mithilfe künstlicher Intelligenz simulieren. Die KI berechnet im Vorfeld die optimale Route unter Berücksichtigung von eventuell auftretenden Problemen und Verzögerungen entlang der Strecke. So lässt sich unter anderem einkalkulieren, wie lange der Container bei einer Lieferverzögerung, etwa durch Flugausfall, die Temperatur halten kann, ohne dass die Ladung verdirbt. Wichtig dafür ist allerdings – wie immer in der KI –, dass grosse Mengen an Daten in sehr guter Qualität zur Verfügung stehen. Dass das Internet der Dinge auch in der Pharmalogistik auf breiter Front ankommt, ist daher nur noch eine Frage der Zeit. Und jene, die schon jetzt die dafür nötigen Daten besitzen, haben einen deutlichen Vorsprung.

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