Neuer CEO Damian Schärli im Interview

So wirkt sich die Übernahme durch Swisscom auf JLS Digital aus

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Damian Schärli ist seit dem 1. Juli CEO von JLS Digital. Rund einen Monat zuvor übernahm ­Swisscom die Agentur. Im Interview spricht der neue CEO über die Chancen dieser Zusammenarbeit und das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Chef bei Swisscom.

Damian Schärli, CEO von JLS Digital. (Source: Netzmedien)
Damian Schärli, CEO von JLS Digital. (Source: Netzmedien)

Sie sind seit dem 1. Juli der neue CEO von JLS Digital. Sie waren schon vorher in verschiedenen Führungspositionen bei der Agentur tätig. Was hat sich jetzt für Sie tatsächlich verändert?

Damian Schärli: Es gibt schon kleine Veränderungen. Ich war zuvor bereits einmal in allen Bereichen operativ tätig. Ich arbeitete lange in der Softwaresparte, verantwortete danach das Business Development und habe in den letzten zwei Jahren das Digital-Signage- und Communication-Geschäft geleitet. Ich war also immer wieder stark in einen bestimmten Bereich von JLS Digital involviert. Jetzt verantworte ich mehrere Bereiche in der Breite und setze mich wieder mit allen Sparten auseinander, von denen ich die vergangenen zwei Jahren etwas Distanz gewonnen habe. Ausserdem bin ich als CEO auf einer anderen Ebene wieder dabei, wo Zahlen und strategische Themen eine wichtigere Rolle spielen – wobei ich strategisch schon vorher stark involviert war. Grundsätzlich hat sich also nicht so viel verändert. Natürlich habe ich mehr Verantwortung, aber es wäre vermessen zu sagen, seit dem 1. Juli ist alles anders.

Wie kam es dazu, dass Sie der neue CEO wurden?

Das war ein normaler Evaluationsprozess – intern wie extern. Der Prozess erfolgte praktisch zeitgleich wie die Übernahme von JLS durch Swisscom, was zu einer Veränderung des Verwaltungsrats geführt hat. Die Gespräche wurden daher erst nach Abschluss der Transaktion intensiviert, weshalb sich natürlich auch die Neubesetzung des CEO-Postens ein wenig in die Länge zog. In den Gesprächen mit dem neuen VR wurde jedoch klar, dass unsere Ideen über die künftige Ausrichtung deckungsgleich waren. Ich habe die vergangenen Jahre die Strategie mitentwickelt und vorangetrieben und kenne das Unternehmen bestens. Im Endeffekt war es eine beidseitige Intention, dass ich diese Position übernehme.

Was sind Ihre Ziele als neuer CEO von JLS Digital?

Wie gesagt bin ich bereits zuvor strategisch ins JLS-Digital-Business involviert gewesen und kenne auch die operative Arbeit. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass unsere derzeitige Strategie die richtige ist. Abgesehen davon lege ich auf folgende Punkte wert: Erstens bewegt sich das ganze Digital-Signage-Umfeld sehr schnell, weshalb es in der Strategie eine gewisse Flexibilität braucht, um vorwärtszukommen. Zweitens will ich weiter den One-Company-Gedanken verkörpern. JLS Digital besteht aus drei Bereichen, zwei Signage- und eine Softwaresparte. Mir ist wichtig, dass wir weiter daran arbeiten, gemeinsam als JLS Digital aufzutreten und am Markt zu zeigen, was unser kombiniertes Portfolio aus Digital Signage, Communications und Softwarelösungen zu bieten hat. Das liegt mir besonders am Herzen, weil ich selbst in allen Sparten tätig war und genau dieser Leistungsmix im Schweizer Markt einmalig ist. Drittens ergibt die Übernahme durch Swisscom ein grosses Potenzial für Synergien. Dieses Potenzial gilt es nun zu evaluieren und zu etablieren.

Was möchten Sie künftig anders machen als Ihr Vorgänger?

Das kann ich nicht einfach so sagen. Der Markt verändert sich schnell. Man muss sich weiterentwickeln und den Mut haben, neue Sachen auszuprobieren. Das Ziel ist es, stets aufmerksam gegenüber den Kunden zu sein. Das hilft zu verstehen, was der Markt derzeit braucht. Dabei muss man anpassungsfähig bleiben und auf sich verändernde Bedürfnisse reagieren können. Aber es gibt keinen definierten Plan, was ich anders machen werde als mein Vorgänger.

Beeinflusst denn Corona den weiteren Weg, den Sie einschlagen wollen?

Corona hat uns intern sicher stellenweise beeinflusst. Wir waren es etwa gewohnt, an einem Ort zusammenzusitzen und in kleinen agilen Teams über den Tisch hinweg zu kommunizieren und dadurch schnell vorwärtszukommen. Dann kam Corona und alle mussten von zuhause aus arbeiten. Das brachte gewisse Herausforderungen mit sich, auf die wir uns einstellen mussten. Glücklicherweise hatten wir drei oder vier Monate zuvor unsere Möglichkeiten ausgebaut, was die Onlinezusammenarbeit betrifft. Wir hatten zu Beginn der Pandemie bereits alle Funktionen von Microsoft 365 bereit. Auf der Projektseite sind wir ebenfalls sehr gut durchgekommen. Wir hatten bis heute keine einzige Projektabsage wegen Corona. Es gab durchaus kleinere Anpassungen und Verschiebungen, doch dank des grossen Einsatzes unseres Teams konnten wir die Krise insgesamt sehr gut meistern.

Also beeinflusst die Pandemie auch die künftige strategische Ausrichtung nicht?

Nein, sie hat nur die Art und Weise der Digitalisierung rund um den Point of Sales (POS) verändert. Dies beeinflusst die Strategieausrichtung aber im Grundsatz nicht. Digital Signage wird breiter eingesetzt als zuvor. Zum Beispiel haben wir neue Desinfektionsständer mit eingebauten Digital-Signage-Elementen produziert und installiert. Da ist ein neues Feld aufgegangen. Ob solche Lösungen aber langfristig Bestand haben werden, ist eine andere Frage.

Worauf freuen Sie sich in Ihrer neuen Position am meisten?

Es ist eine Kombination aus allem, auf die ich mich freue. Man ist äusserst diversifiziert unterwegs, einerseits mit Kennzahlen, andererseits strategisch und operativ. Es ist diese Abwechslung, die mir Spass macht und aus der ich meine Energie ziehe. Ausserdem freue ich mich darauf, noch stärker mit den Kunden zu interagieren und die Marktbedürfnisse so noch etwas genauer ausloten zu können.

Sie haben es bereits angesprochen: Seit diesem Frühling gehört JLS Digital zu Swisscom. Was bedeutet die Übernahme für die Agentur?

Für die Agentur bedeutet das kaum eine Veränderung. Wir sind ein eigenständiges Tochterunternehmen von Swisscom. Das zieht einige neue Mechanismen mit sich, aber nichts Grösseres. Auch in der strategischen Ausrichtung bleiben wir weiter auf dem bisherigen Kurs. Für die Mitarbeitenden war die bisher grösste Veränderung der Erhalt eines Swisscom-Batchs (lacht).

Bedeutet ein neubesetzter VR nicht eine gewisse Beeinflussung?

Klar, das ist ja aber auch die Funktion des VR. Denn er bringt Ideen und steuert die Organisation auf der strategischen Ebene. Ich sehe durch die neuen Personen ein klares Potenzial: Swisscom hat im B2B-Bereich ein riesiges Netzwerk von Kunden, das uns extrem viele Möglichkeiten eröffnet. Gleichzeitig bieten sich durch die Zusammenarbeit Synergiepotenziale. So können wir beispielsweise künftig für gewisse Aufgaben, die wir als KMU bisher selbst erledigt haben, direkt auf Swisscom-Ressourcen zugreifen. Derzeit gilt es zu evaluieren, welcher dieser Synergiepotenziale wir für uns nutzen können.

Wie verändert sich das Angebot von JLS Digital durch die Zusammenarbeit mit Swisscom?

Wir versuchen über die Synergiepotenziale natürlich, unser Portfolio zu ergänzen und unseren Kunden erweiterte Dienstleistungen anzubieten. Wir sind schon heute oft mit Swisscom-Leistungen bei unseren Kunden unterwegs, etwa wegen der Internetleitungen. Zudem nimmt das Interesse an Digital Signage mit einem alleinstehenden CMS immer stärker ab. Die Kunden suchen komplett integrierte, interaktive Lösungen am POS, zum Beispiel mit zugehörigen Mobile Apps oder Websites. Oder sie wünschen Integrationen in die Kern-IT wie SAP und weitere. Wenn wir und Swiss­com am Markt mit unserem gemeinsamen Angebot auftreten und aus einer Hand einen grossen Blumenstrauss anbieten können, birgt das viel Potenzial. Trotzdem wird JLS Digital an seinem Kernbusiness festhalten. Wichtig wird sein, innerhalb von Swisscom den eigenen Fokus zu finden und sich mit Alleinstellungsmerkmalen innerhalb des Konzerns zu positionieren.

Der Ex-JLS-CEO Patrick Minder ist Leiter des Swisscom-Bereichs, in den JLS Digital nach der Übernahme eingegliedert wurde. Wie ist es für Sie, wieder mit Ihrem ehemaligen Chef zusammenzuarbeiten?

Für mich war es ein grosser Glücksfall. Patrick Minder und ich kennen uns seit über zehn Jahren, haben zusammen mit zwei weiteren Partnern die Software­sparte von JLS Digital gegründet und uns in unserer gemeinsamen Zeit immer komplementär ergänzt. Jetzt wieder bei ihm in der Organisation angehängt zu sein, ist für uns sogar ein doppelter Glücksfall. Auf der einen Seite kann ich von den Erfahrungen profitieren, die Patrick in den Jahren als CEO gesammelt hat. Auf der anderen Seite kennt er unser Unternehmen bestens und kann unsere Positionierung innerhalb von Swisscom unterstützen und viele Kontakte herstellen.

Das erneute Zusammenarbeiten mit dem ehema­ligen Chef hätte für den nachfolgenden CEO ja je nachdem auch problematisch sein können.

Ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies in einer anderen Zusammensetzung vielleicht schwieriger hätte sein können. Aber wir funktionieren sehr gut miteinander und haben das auch schon immer. Natürlich kann es auch mal zu Diskussionen kommen, aber das gehört dazu. Deshalb sehe ich die aktuelle Situation für mich nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als Bereicherung für uns und die Zukunft.

Wie sieht nun die Zusammenarbeit respektive das Arbeitsverhältnis zwischen Patrick Minder und Ihnen konkret aus?

Operativ rapportieren wir an ihn, weil wir seiner Abteilung bei Swiss­com angehängt sind. Dadurch hat er auch einen Einfluss auf das Unternehmen. Gleichzeitig haben wir einen VR, der uns führt und mit Personen aus dem Swisscom-Konzern besetzt ist. Sprich: Mein Vorgesetzter ist unser Verwaltungsratspräsident. Es findet auf allen Ebenen einen regelmässigen Austausch zu verschiedenen Themen statt.

Auf welches kommende Ereignis, an dem JLS ­Digital beteiligt ist, freuen Sie sich am meisten?

Derzeit ist es leider noch etwas zu früh, um etwas Konkretes zu kommunizieren. Aber es laufen aktuell einige Projekte, die für JLS ein grosses Potenzial haben. Intern gesehen freue ich mich darauf, die Leute wieder physisch zu sehen, wieder alle beisammenzuhaben und sich auch mal wieder informell auszutauschen.

Welche Rolle spielen virtuelle Showrooms oder ­vergleichbare Lösungen in Zukunft für Digital ­Signage?

Ob solche Lösungen zukunftsträchtig sind, wird die Zeit zeigen. Corona hat verschiedene technologische Innovationen hervorgebracht. Ein bekanntes Beispiel ist der Digital-Signage-Eingangsstopper mit Sensoren, der die Anzahl Personen etwa in Räumen kon­trolliert. Diese Geräte gab es plötzlich wie Sand am Meer. Ein typisches Beispiel dafür, wie eine unveränderliche Marktsituation zu einem Bedürfnis und danach zu Innovation geführt hat. Wie viele dieser Geräte nach Covid-19 wirklich Bestand haben werden, wird sich erst noch zeigen. Lösungen wie virtuelle Showrooms sind für mich das perfekte Beispiel, wie man etwas dank digitaler Technologien annähernd wieder so haben kann, wie man es schon zuvor gewohnt war. Trotzdem ist noch unklar, ob solche Lösungen auch dann noch gefragt sind, wenn wir Showrooms wieder physisch besuchen und Produkte real erleben können.

Also glauben Sie, dass digitale Showrooms oder auch etwa digitales Einkaufen nach der Pandemie wieder an Attraktivität verlieren?

Ich glaube nicht, dass der Trend Bestand haben wird, bei dem alles von Zuhause aus rein digital erledigt wird. Es wird künftig eine Mischform geben. Nachdem eine gewisse Normalisierung der Situation eingetreten ist, gibt es im ersten Moment vielleicht sogar eine gegenteilige Bewegung. Dann wird vorübergehend Physisches bevorzugt, bevor sich alles in der Mitte einpendelt. Trotzdem hat die Digitalisierung ganz grundsätzlich eine starke Beschleunigung erfahren und entsprechende Mischkonzepte nehmen stark zu. Heute muss mehr und mehr digitalisiert werden, auch etwa als Einkaufsladen. Warum sollte die Kundschaft heute wieder in einen Laden gehen, wenn sie jetzt längere Zeit alles von Zuhause aus erledigen konnte? Das alleinige Bedürfnis, etwas zu besorgen, reicht meiner Meinung nach nicht mehr aus. Vielmehr muss das Einkaufen im Laden ein Erlebnis sein, bei dem man etwa Produkte und Marken anders wahrnehmen und erleben kann, als es von Zuhause aus möglich ist. An diesem Punkt müssen Geschäfte ansetzen, dort muss mitunter Digital Signage ansetzen, dort muss Kommunikation generell ansetzen. Der POS wird grundsätzlich digitaler und vermehrt zu einem Erlebnisort.

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