Wild Card von Daniel Liebhart

Alles im Fluss

Uhr

Zwei Lichtblicke gibt es auf dem Weg hin zu automatisierten und umweltschonenden Warenflussmodellen: Logistik-Ökosysteme und die Automatisierung der "letzte Meile".

(Source: h)
(Source: h)

Der Digitalrat weiss es: Gemäss der E-Commerce-Studie "Wie kaufen Herr und Frau Schweizer 2020 online ein?" bestellen wir im Schnitt mehrmals im Monat online und lassen uns das Gekaufte ins Haus liefern. Und das wird noch zunehmen, wie die "KPMG DACH Online-Shopping Studie" im April 2021 bestätigte. Die Konsequenzen für den Warenverkehr liegen auf der Hand: Die Menge wird in den nächsten Jahren signifikant zunehmen und die momentane Art und Weise, Waren von A nach B zu transportierten, ist zu teuer und zu arbeitsintensiv.

Die Checkliste

Wir kaufen online ein, meist ohne uns darum zu kümmern, wie genau geliefert wird. Dabei weist die "Checkliste Heimlieferung B2C/Distanzhandel" des GS1-Standards "Warenflussmodelle – eine Anleitung für Praktiker" 27 Punkte aus, die es zu beachten gilt. Der Fachverband für nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke zeigt in seiner Publikation im Detail auf, dass es selbst eine einfache Logistikkette wie der Versandhandel in sich hat. Andere Modelle wie die Lagerbelieferung, das Cross Docking, die Filial-Direktbelieferung und das Streckengeschäft sind entsprechend umfangreich.

Veränderungen

Abgesehen vom Onlinehandel sind es gemäss der "Branchenanalyse Logistik" der Hans-Böckler-Stiftung Faktoren wie die Globalisierung, die vernetzte und flexible Produktion sowie die Ökologie und die Nachhaltigkeit, die dazu führen, dass sich die traditionelle Art, Waren zu liefern, verändert. Diese Veränderung betrifft sämtliche Akteure der Branche. Also die Spediteure, die Transporteure, die KEP-Dienste (Kurier, Express und Paket) und die Plattform­anbieter. Die Informationstechnologie steht im Zentrum dieser Veränderung. Und zwar auf zwei Ebenen: auf der Ebene der Steuerung des Gesamtablaufs und auf der Ebene der Automatisierung von Teilschritten. Nicht weniger als 20 "Disruptionspotenziale" sieht das Beratungsunternehmen Roland Berger in seinem "FreightTech-Whitepaper 2020" auf dem Weg vom Versender (erste Meile – Lager – Fernverkehr – Lager – letzte Meile), also entlang der gesamten Lieferkette. Die Steuerung des Gesamtablaufs stand bisher im Fokus der IT: Supply Chain Management (SCM) war das Zauberwort. Der Erfolg dieser Technologie war und ist bescheiden. Standardlösungen konnten sich nie richtig etablieren. Die Struktur der Abläufe, die unterschiedlichen Interessen der Akteure, die Vielzahl der Einflussfaktoren sowie die situative Natur der Tätigkeit an sich (Transportgeschäft ist ein Tagesgeschäft) verhinderte dies bisher.

Zwei Lichtblicke

Zwei Lichtblicke gibt es auf dem Weg hin zu automatisierten und umweltschonenden Warenflussmodellen: Logistik-Ökosysteme und die Automatisierung der "letzte Meile". Die Ökosysteme der Logistik von morgen sollen intelligent und integriert sein. Ein Anspruch, den bereits die SCM-Systeme hatten. Er wird nur langfristig einzulösen sein und mit der Standardisierung der Warenflüsse einhergehen. Wesentlich spannender sind die Entwicklungen im Bereich der "letzten Meile", also der Lieferung nach Hause. Gemäss einer in der Juli-Ausgabe des "Communications of the ACM" veröffentlichten Recherche des Technologie-Journalisten Paul Marks fallen hier 40 Prozent aller Transportkosten an. Deshalb ist der Einsatz von Lieferrobotern, Drohnen und fahrerlosen Fahrzeugen so zentral. Sie sind das wichtigste Instrument, um die Schlüsselkriterien Preis, Versandtempo und Genauigkeit der Ankunftszeit bei gleichzeitiger Minimierung des ökologischen Fussabdruckes zu verbessern.

Tags
Webcode
DPF8_238233