Olive Wetter, Cléa Benz und Mathias Wellig

Ubique über den Master-Titel mit Swisstopo - und das Geheimnis einer guten Map-App

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Ubique Innovation hat mit Swisstopo den Master-Titel bei Best of Swiss Apps 2021 gewonnen. Projektleiter Olive Wetter, Android-Entwicklerin Cléa Benz und CEO Mathias Wellig sprechen über das Geheimnis guter Usability sowie über die Challenges und die Zukunft des Projekts.

Olive Wetter, Cléa Benz und Mathias Wellig von Ubique Innovation. (Source: zVg)
Olive Wetter, Cléa Benz und Mathias Wellig von Ubique Innovation. (Source: zVg)

Herzliche Gratulation zum Gewinn des Master of Swiss Apps 2021! Was bedeutet der Award für Ubique?

Mathias Wellig: Nach der teilweise intensiven Entwicklungszeit, in der wir zusammen mit Swisstopo mit sehr viel Herzblut an dieser App gearbeitet haben, freut uns die Auszeichnung als Master of Swiss Apps ausserordentlich. Insbesondere ist die Auszeichnung eine Anerkennung, dass die App nicht nur dem Projektteam von Ubique und Swisstopo gefällt, sondern auch der breiten Nutzerschaft. Es ist schön, wenn man ein Produkt entwickelt, das gerne und häufig gebraucht wird.

Was hat Sie am Projekt besonders gereizt?

Wellig: Geografie war immer schon meine Leidenschaft und entsprechend gut kannte ich die Schweizer Landeskarten auch vor dem Projekt. Die Challenge, diese weltweit einzigartigen Daten möglichst gut in einer Mobile App zugänglich zu machen, hat mich natürlich schon sehr gereizt. Und das in einem Umfeld, das bereits stark durch die führenden Techkonzerne mit ihren Map-Apps belegt ist. Es ist eine spannende Herausforderung, hier ein Produkt zu entwickeln, das sich gegen diese Schwergewichte behaupten kann.

Olive Wetter: Ich habe in den gängigen Map-Apps stets die Schweizer Landeskarten und das Luftbild mit ihrer einzigartigen Präzision vermisst. Dies nun umsetzen zu dürfen, war sehr reizvoll; zudem kannte ich das VBS, zu dem auch Swisstopo gehört, aus meiner früheren Tätigkeit und bin mit den Prozessen auf Bundesebene vertraut. Die spezifischen Herausforderungen für mich im Projekt bestanden darin, die schiere Menge an Anforderungen in sinnvolle und verdaubare Pakete herunterzubrechen, stets den Überblick über den Stand zu behalten, die Prioritäten richtig zu setzen und, wo nötig, frühzeitig lenkend einzugreifen.

Swisstopo gewann auch Gold in der Kategorie "Functionality", wobei die Jury insbesondere die Usability der App lobte. Was ist das Geheimnis einer guten Benutzerfreundlichkeit?

Wellig: Man muss ein Produkt konsequent während der Entwicklung aus Sicht derer betrachten, die es am Ende nutzen. Wenn man in einem grossen interdisziplinären Team zusammenarbeitet, muss man aufpassen, dass man nicht nur seinen Teil optimiert, sondern das grosse Ganze im Auge behält. Diese Fokussierung auf Usability bei allen Teammitgliedern ist etwas, auf das wir sehr grossen Wert legen. Egal, ob man eine App designt, serverseitige Software schreibt, die App entwickelt oder das Projekt managt, alle sind verantwortlich dafür, dass ihr Teil dazu beiträgt, dass ein cooles Produkt mit einer guten Usability entsteht.

Cléa Benz: Und wir nutzen die App selbst regelmässig. Features werden bereits während der Entwicklung laufend getestet. Ebenfalls braucht es den Mut, um Thesen auch einmal wieder zu verwerfen. Wenn eine Funktion für den User nicht funktioniert, muss sie überdacht werden. Zusätzlich hatten wir auch tatkräftige Unterstützung von Swisstopo. Zum einen erhielten wir sehr viel wertvolles Feedback direkt von den Spezialisten und zum anderen war grosses Verständnis vorhanden, wenn wir für gewisse Funktionen mehrere Iterationen durchliefen, bis wir auf das beste Resultat kamen.

Wie sind Sie bei der Entwicklung vorgegangen?

Wetter: Vor der Entwicklung steht die Konzeptarbeit, und davon hängt schliesslich auch der Gesamterfolg massgeblich ab. Wenn das Konzept stimmt, kann danach eine stimmige Umsetzung im Design und in der Softwareentwicklung stattfinden. Die Entwicklungsarbeit selbst würde ich als sehr agil, iterativ und interdisziplinär bezeichnen. Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch das regelmässige Testing durch verschiedene Benutzergruppen, wo Fehler und Unschönheiten erkannt und anschliessend ausgemerzt werden können. So kann das Produkt im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses reifen.

Benz: Dabei gehen wir die Probleme als Team an und involvieren die Personen, die spezifische Kompetenzen oder ein spezielles Interesse an der Umsetzung eines konkreten Features haben. Dadurch entsteht für alle bei uns eine grosse Identifikation mit dem Produkt mit dem Anspruch, jedes Feature bestmöglich umzusetzen.

Was war besonders knifflig?

Benz: Als Android-Entwicklerin muss ich wohl sagen: die Fragmentierung bei den Android-Geräten. Das hat sich besonders beim Feature für die Offlinedaten gezeigt, aber auch bei der Kartenvisualisierung auf Grafikchip-Ebene. Da jeder Hersteller eigene Anpassungen zum Android-System hinzufügt, müssen teilweise sehr viele Eigenheiten berücksichtigt werden. Diese Bandbreite von Systemen und Geräten sauber abzudecken, ist eine Challenge.

Wetter: Für mich war es besonders knifflig, als Projektleiter bei diesem umfangreichen und anspruchsvollen Projekt als Neuling in der Firma einzusteigen. Nur gerade zwei Arbeitswochen verbrachte ich im Büro mit den neuen Kolleginnen und Kollegen, danach arbeiteten wir alle im Homeoffice. Diese Situation war sehr speziell, hat uns aber als Team zusammengeschweisst und uns gezeigt, dass wir auch mit herausfordernden Situationen umgehen können.

Wie sind Sie mit den Schwierigkeiten umgegangen?

Benz: Analysieren, Lösungswege diskutieren, gemeinsam entscheiden, umsetzen und gemeinsam Verantwortung übernehmen!

Wie lief die Zusammenarbeit mit Swisstopo?

Wetter: Ich bin sehr glücklich mit der Zusammenarbeit. Aus meiner Sicht kamen verschiedene Erfolgsfaktoren zusammen: Alle bringen ihre Stärken ein und sind bereit, die Extrameile für die Swisstopo-App zu gehen. Das Vertrauen ist da, auch unangenehme Sachverhalte anzusprechen und in der jeweiligen Situation die beste Lösung fürs Produkt zu finden. Nicht zuletzt unterstützen auch die Chefs das Vorhaben voll, was für uns als Projektteam sehr wertvoll ist.

Wellig: Ein besonderes Highlight war ein Einführungskurs in die Kartografie, bei dem ich mit weiteren Projektbeteiligten von Ubique bei Swisstopo während eines Tages den Kartografen über die Schulter schauen konnte und selbst hands-on den Prozess der Erstellung der Schweizer Landeskarte miterleben durfte. Das ist nicht selbstverständlich und der Tag hat sehr geholfen, die fachliche Seite besser zu verstehen.

Abgeschlossen ist das Projekt noch nicht. Wie geht es mit der App weiter?

Wetter: Wir dürfen die App in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Diese langfristige Perspektive ist die Basis für Nachhaltigkeit. Sie dürfen auf jeden Fall gespannt sein, was folgt: Bestehende Features werden verbessert und weiterentwickelt. Ein Beispiel dafür ist der Panorama-Modus, der in den nächsten Monaten ausgebaut wird. Neue Features werden dazukommen und neue technologische Grundlagen, etwa im Bereich von vektorisierten Grundkarten auf Mobilgeräten, werden geschaffen.

Gibt es so etwas wie ein Wunsch-Feature, das Sie gerne noch hinzuentwickeln würden?

Wetter: Ideen sind da, aber das wollen wir jetzt noch nicht verraten.

Was war für Sie das wichtigste Learning aus dem Projekt? Oder anders gefragt: Was würden Sie nächstes Mal anders machen?

Benz: Für mich hat sich einmal mehr bestätigt, dass wir als Team wahnsinnig viel erreichen können. Deshalb würde ich die Swisstopo-App wieder genau gleich entwickeln, nur mit noch mehr Vertrauen, dass unser Team super funktioniert.

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DPF8_238098