Umstrittenes Geschäftsmodell

Ukraine setzt Gesichtserkennungssoftware Clearview ein

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von Yannick Chavanne und Übersetzung von: René Jaun, pwo

Das US-amerikanische Unternehmen Clearview AI bietet der Ukraine Zugang zu seiner umstrittenen Gesichtserkennungssoftware an. Die Regierung in Kiew soll mit der Technologie Personen finden und identifizieren können.

(Source: Frank Boston / Fotolia.com)
(Source: Frank Boston / Fotolia.com)

Das ukrainische Verteidigungsministerium hat damit begonnen, die Gesichtserkennungssoftware Clearview zu nutzen. Dies berichtet "Reuters". Demnach bot der Entwickler der Software, das US-amerikanische Unternehmen Clearview AI, der Regierung in Kiew einen kostenlosen Zugang an. Diese soll die Software etwa nutzen können, um Tote zu identifizieren, russische Agenten zu erkennen oder geflüchtete Familien wieder zusammenzuführen. Ausserdem soll die Regierung damit Desinformation in sozialen Netzwerken entlarven können.

Das Geschäftsmodell von Clearview AI ist umstritten. Das Unternehmen sammelt öffentlich abrufbare Fotos von sozialen Netzwerken und baut damit eine Datenbank zur Gesichtserkennung auf. Clearview sorgte erstmals Anfang 2020 für Schlagzeilen, und rief unter anderem auch den Schweizerischen Datenschutzbeauftragten auf den Plan, wie Sie hier lesen können. Aktuell habe Clearview AI mehr als 10 Milliarden Fotos gespeichert. Mehr als zwei Milliarden davon kommen aus dem russischen sozialen Netzwerk VKontakte, schreibt Reuters unter Berufung auf Unternehmensgründer und CEO Hoan Ton-That.

Gegenüber Reuters weist Albert Fox Cahn, Geschäftsführer des Surveillance Technology Oversight Project in New York, darauf hin, dass es wegen Clearview in der Vergangenheit zu ungerechtfertigten Verhaftungen gekommen sei, nachdem die Software Personen falsch identifiziert hatte. Entsprechend warnt er davor, dass eine falsche Identifikation durch die Software im Krieg zu zivilen Toten führen könnte.

Im vergangenen November lancierten die Nichtregierungsorganisation Amnesty International, Algorithmwatch Schweiz und Digitale Gesellschaft gemeinsam eine Petition für ein Verbot von Gesichtserkennungssoftware im öffentlichen Raum der Schweiz. Stand heute hat die Petition 6480 Unterstützerinnen und Unterstützer.

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