Interview mit Stefan Schärer, CEO von Houzy und Conreal

So begleitet Houzy Eigenheimbesitzer

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Stefan Schärer ist ein alter Hase in der Schweizer Immobilienbranche. Mit viel Unternehmergeist ­lancierte der frühere Direktor von Immoscout24 2017 die Immobilienplattform Houzy, die Eigenheimbesitzer während des gesamten Lifecycles ihrer Liegenschaft begleitet.

Stefan Schärer, CEO von Houzy und Conreal. (Source: Deuring Photography)
Stefan Schärer, CEO von Houzy und Conreal. (Source: Deuring Photography)

Was ist aus Ihrer Sicht an Plattformen wie Houzy und Conreal attraktiv?

Stefan Schärer: Mit Houzy sprechen wir private Hauseigentümer an. Conreal ist ein Ökosystem für den Innenausbau, das die verschiedenen Beteiligten zusammenbringt: vom Auftraggeber über den Handwerker bis zum Hersteller mit seinen Produkten. Die beiden Plattformen ergänzen sich gut. Conreal ist auf der Idee von Houzy entstanden, das Dienstleistungen rund um die Immobilie anbietet, vom Kauf über die Nutzung bis zum Verkauf. Attraktiv an der Plattform Houzy ist, dass sie neutral, kostenlos und unverbindlich ist. Nutzer können sich 24/7 die gewünschten Informationen beschaffen, es gibt proaktive Benachrichtigungen, man bekommt kostenlosen Rat und Unterstützung und findet einfach qualifizierte Handwerker aus der Region. Dahinter steckt ein mit Google vergleichbares Geschäftsmodell – die User "bezahlen" mit ihren Daten, diese bieten Chancen für Vermittlung von relevanten Geschäften. Und an diesen Vermittlungen partizipieren wir.

Warum haben Sie sich für die Immobilienbranche entschieden, um solche Plattformen zu bauen?

Als wir mit Houzy 2017 angefangen haben, gab es keine vergleichbaren Portale für Eigenheimbesitzer, sondern vor allem solche, die Verkäufer und Käufer beziehungsweise Vermieter und Mieter zusammenbrachten. Für den Zeitraum dazwischen, also die Zeit während des Wohnens im Eigenheim mit Unterhalt, Renovation etc., gab es nichts. Mit Houzy decken wir heute die 360-Grad-Sicht für den Eigenheimbesitzer während des gesamten Lifecycles seiner Immobilie ab. Dass unsere Vision mit Houzy von 2017 im Markt angekommen ist, beweisen heute diverse neuere Konkurrenten. Um Ihre Frage nach dem "Warum" zu beantworten: Die Immobilienbranche ist sehr wertschöpfungsintensiv. Liegenschaften bilden für Eigentümer ausserdem oft deren grösste Investition beziehungsweise deren grösstes Asset. Ausserdem sind Immobilien mit Emotionen besetzt, und die Eigenheimbesitzer möchten ihr Haus oder ihre Wohnung selbstverständlich pflegen und instand halten. Dafür ist Houzy da.

Inwiefern beteiligen sich Finanzinstitute an Houzy und Conreal und in welchen Rollen?

Bei Conreal gibt es noch kein Finanzinstitut als Partner bzw. Investor an Bord. Wir haben mit UBS und Baloise aber zwei Minderheitsaktionäre bei Houzy. Mit ihnen bieten wir gemeinsame Services auf der Plattform an und werden diese auch weiter ausbauen. Ausserdem entwickeln wir gemeinsame Marketingmassnahmen. Die UBS hat zudem ihre Key 4 Plattform bei uns integriert und bietet in diesem Zusammenhang Hypotheken an. Vergleichbare Dienstleistungen verkauft auch die Baloise auf Houzy für die Versicherungsseite.

Wie müssen sich Banken auf Plattformen beziehungsweise in Ökosystemen positionieren?

Es ist nicht einfach. Ich glaube, eine offene, neutrale 360-Grad-Plattform bietet Usern den maximalen Value. Kunden wollen heute vergleichen können und haben im Internet die Transparenz. Gewisse Produkte wie Hypotheken werden Commodity. Als Premium-Partner einer Plattform hat eine Bank aber gute Chancen, mehr zu sein als ein Produktlieferant. Interessant könnten für Banken auch clevere Bundlings mit Nicht-Banking-Services- und -Lösungen sein.

Wie können Banken ihre Angebote hin zu integrierten Kundenservices entwickeln?

Das ist eine spannende Frage. Banken und Versicherungen rücken im Normalfall bei Eigenheimbesitzern nur alle fünf bis zehn oder zwanzig Jahre in den Fokus. Wenn etwa eine Hypothek abgelöst wird oder ein Schadenfall eintritt. Wenn Banken und Versicherungen regelmässiger im Bewusstsein der Eigenheimbesitzer erscheinen möchten, müssen sie sich auch mit Betriebsthemen rund ums Haus auseinandersetzen und entsprechende Services anbieten – sonst werden sie nicht in der Lage sein, die Kundenschnittstelle zu besetzen.

Zur Person

Stefan Schärer studierte Wirtschaftswissenschaften an der Uni Zürich (lic. oec. publ) und spielte daneben 12 Jahre in der Handball-Nationalmannschaft bis 1998. Seit dem Ende seiner Aktivkarriere ist Schärer im Online-Business tätig, unter anderem für Ringier Digital und als CEO von Immoscout24 und Moneyhouse. Seit 2017 ist er als Unternehmer, Investor und Verwaltungsrat in der digitalen ­Immobilienbranche unter anderem als Gründer und CEO von Houzy und Conreal tätig.

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