"E-Nose" erkennt Schnäpse

Elektronische Nase soll Whisky-Fälscher entlarven

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von Joël Orizet und lha

Forscher einer australischen Universität haben eine Lösung entwickelt, die Fusel von feinstem Feuerwasser unterscheiden kann. Die sogenannte E-Nose soll dazu dienen, echte Whisky-Sorten zu verifizieren und Fälschungen zu erkennen. Das System soll aber auch weit über den Spirituosenhandel hinaus zum Einsatz kommen - unter anderem für die Diagnose von Krankheiten.

(Source: Dylan de Jonge / Unsplash.com)
(Source: Dylan de Jonge / Unsplash.com)

Scotch Whisky, irischer Whiskey oder US-amerikanischer Bourbon - das ist die Welt der im Holzfass gereiften Destillate aus vergorener Getreidemaische. Für die Kennerinnen und Kenner ist die Spirituose ein Kulturgut. Kein schneller Schnaps, sondern eine Investition in den Genuss. Kein Laster, sondern Leidenschaft. Und nicht zuletzt ein hoch gehandeltes Luxusgut.

Und wie in den meisten Luxusgütermärkten gibt es auch im Whisky-Geschäft Fälscherbanden, die den Herstellern sowie Händlern das Geschäft streitig machen - und den Käuferinnen und Käufern das Vergnügen vermiesen. 2017 bezahlte beispielsweise ein chinesischer Reisender im Hotel Waldhaus in St. Moritz knapp 10'000 Franken für einen vermeintlichen Tropfen Macallan Single Malt aus dem Jahr 1878. Labortests hätten jedoch im Nachhinein gezeigt, dass es sich um eine Fälschung handelte. Wahrscheinlich steckte in der Flasche nichts weiter als ein knapp 50-jähriger Blended Scotch, wie unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete.

Schluss mit Mondpreisen für Moonshine

Forscher der University of Technology Sydney haben nun eine Lösung entwickelt, die Whisky-Fälscher überführen soll. Die Wissenschaftler nennen ihre Erfindung "E-Nose". Sie soll in der Lage sein, zwischen Marken und Herkunft von getesteten Whiskys zu unterscheiden. Das System, das man lapidar als elektronische Nase bezeichnen könnte, soll gemäss "Pressetext" dazu dienen, echte Whisky-Sorten zu verifizieren, um nicht auf illegale Umetikettierungen hereinzufallen.

Die E-Nose soll teure Labortests überflüssig machen. "Bisher erforderte die Erkennung der Unterschiede zwischen Whiskys entweder einen ausgebildeten Whisky-Kenner, der allerdings auch Fehler machen kann, oder eine komplexe und zeitaufwendige chemische Analyse durch Wissenschaftler in einem Labor", sagt Steven Weidong Su. Das von ihm mitentwickelte System ermögliche hingegen eine schnelle, einfach zu bewerkstelligende Analyse von Whisky zur Bewertung der Qualität und zur Aufdeckung von Fälschungen. Sowohl Grosshändler wie auch Käuferinnen und Käufer sollen davon profitieren.

Acht Gassensoren für eine hohe Trefferquote

Das Forscherteam testete die elektronische Nase, um die Markennamen, die Herkunft und den Stil von zunächst sechs Whisky-Sorten zu identifizieren. Das gelang in jeweils vier Minuten. Es ging um drei Blended Malts und drei Single Malt Whiskys. Die Herkunft erschnüffelte E-Nose in 100 Prozent aller Tests, die Markennamen waren in 96,15 Prozent aller Fälle korrekt und bei der Erkennung des Stils lag die Trefferquote bei 92,31 Prozent.

Die Forscher haben den Algorithmus von "E-Nose" anhand von zahlreichen Whisky-Düften trainiert. (Source: uts.edu.au)

Das System funktioniert mit acht Gassensoren. Diese setzt man für den Test einem Hauch von Whisky aus. Dabei entsteht gemäss "Pressetext" eine für die jeweilige Whisky-Sorte einzigartige Signalmatrix, die eine Software anschliessend auswertet. Die Forscher trainierten die Software zuvor anhand von zahlreichen Whisky-Düften.

Das Verfahren soll auch dabei helfen, gefälschtes Parfüm oder Teile von geschützten Tieren zu erkennen, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden. Selbst zur Diagnose von Krankheiten könne die E-Nose zum Einsatz kommen, heisst es.

Die Forscher haben die Ergebnisse im Fachjournal "IEEE Sensors Journal" publiziert.

Übrigens: Der Genfer Aromen- und Duftstoffhersteller Firmenich hat für seine Geschäftskunden eine App entwickelt, mit der sich die Herkunft natürlicher Duftstoffe zurückverfolgen lässt. Nutzerinnen und Nutzer sollen damit mehr über die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Produktion herausfinden können.

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