Aufladen mit Köpfchen

Damit das Handy nicht das Haus abfackelt

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von Daniel Schurter (Watson), lha

Noch immer werden viele Smartphones und andere Geräte mit Lithium-Ionen-Akku über Nacht aufgeladen. Dabei gilt es einiges zu beachten.

(Source: Andreas Haslinger / Unsplash)
(Source: Andreas Haslinger / Unsplash)

Hängen Sie Mobilgeräte am Abend an die Steckdose? Da immer mehr kosten- und umweltbewusste Menschen ihre Smartphones, Laptops und Co. möglichst lange verwenden und auch der Handel mit Occasions-Hardware blüht, ist es angebracht, ein paar Punkte in Erinnerung zu rufen.

Wo ist das Problem?

1. Das Sicherheits-Restrisiko
Lithium-Ionen-Akkus können in Brand geraten. Das passiert zwar selten, kommt aber immer mal wieder vor. Insbesondere bei älteren und alten Mobilgeräten. Und unerwartet.

Der Vorfall ereignete sich Anfang Jahr in einer Wohnung in Cincinnati, USA, und wurde von einer privaten Sicherheitskamera erfasst. Das iPhone 4 lag zum Aufladen auf dem Küchentisch, als es plötzlich in Flammen aufging. Die ganze Familie habe geschlafen und nichts mitbekommen von dem Feuer, wie die Mutter einem US-TV-Sender erzählte:

"Wir hatten grosses Glück, einen Wohnungsbrand zu vermeiden. Unsere Kinder haben letzte Nacht unser altes iPhone 4 mit dem Apple-Ladegerät aufgeladen, und es ist explodiert und hat in unserer Küche Feuer gefangen, während wir geschlafen haben. Zum Glück hatten wir gerade den Tresen aufgeräumt, da dort normalerweise viele Schulbücher und Papiere liegen."

2. Unnötig langes Aufladen
Wenn ein Mobilgerät über Nacht geladen wird, hängt es unnötig lange an der Steckdose respektive am Stromnetz. Wenn man das regelmässig tut, können es - über das Jahr gerechnet - drei bis vier Monate sein. Zwar gewährleisten moderne Chips, dass die angeschlossenen Geräte nicht "überladen" werden. Doch obwohl die Hersteller (vermutlich) ihr Bestes geben, verringert sich unweigerlich die Akku-Kapazität. Mehr zum Thema zu langes Aufladen können Sie hier nachlesen

Ladekabel verbrauchen übrigens auch Strom, wenn gar kein Gerät angeschlossen ist. Die verbrauchte Strommenge ist zwar relativ klein, summiert sich aber übers Jahr. Wenn das Ladekabel täglich über mehrere Stunden (auch ohne Mobilgerät) in der Steckdose verbleibt, verbraucht das schätzungsweise 2,5 Kilowattstunden (kWh) im Jahr.

Das ist wenig für die einzelne Person, läppert sich aber für ganze Gesellschaften zusammen. Und angesichts der sich abzeichnenden Klimakatastrophe und der Umstellung auf erneuerbare Energien lohnt sich jede eingesparte kWh.

3. Ein Kabel für alle(s)
Ab 2024 sind USB-C-Ladekabel in Europa gesetzlich vorgeschrieben, spätestens dann ist Schluss mit Apples Extrawurst, respektive dem originären Lightning-Anschluss.

Ladekabel ist allerdings nicht gleich Ladekabel. Billigst-Produkte aus China erhöhen das Brandrisiko. "Kassensturz" berichtete Anfang 2022, dass bei Tests einige Handy-Netzstecker heiss liefen und zu viel Strom verbrauchten. Mehr darüber lesen Sie hier. 

Wenn in Zukunft alle Mobilgeräte über USB-C angeschlossen werden können, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass fehlerhafte Netzstecker Probleme verursachen.

Wie geht es richtig?

Ganz einfach: Das Mobilgerät über Nacht ausschalten, nicht nur in den Ruhemodus versetzen! Regelmässiges Abschalten verlängert die Lebensdauer des Geräts: Das Aufladen im ausgeschalteten Zustand schont den Akku und dieser verliert später an Kapazität. Alternativ kann man das Gerät tagsüber aufladen. Und dies sollte man nur über zertifizierte Netzteile tun.

Wer das Mobilgerät unbedingt am Abend ans Ladekabel hängen und über Nacht dort belassen will, sollte sich eine schaltbare Funksteckdose anschaffen. Dann lässt sich zum Beispiel festlegen, dass die Steckdose zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ausgeschaltet bleibt. Zudem kann man so auch Strom sparen.

Natürlich gibt es auch günstige Steckdosenleisten mit Kippschalter. Aber dann müsste man sich jeden Abend daran erinnern, das Teil vorübergehend vom Netz zu nehmen.

Wenn mehrere Ladegeräte an einer Steckdosenleiste eingesteckt sind, wie das in vielen modernen Haushalten vorkommen dürfte, dann lohnt es sich auf jeden Fall, diese über Nacht - beziehungsweise bei Nichtgebrauch - auszuschalten. Und damit lässt sich auch die Gefahr ausschliessen, dass ein defekter Ladeadapter oder ein Gerät das Haus abfackelt.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Watson.ch 

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