Die Sonos-Probleme sind nicht mehr auf das Netzwerk zurückzuführen, sondern gelöst
Am 30. März ist für mich nach rund zweieinhalb Jahren eine Odyssee zu Ende gegangen: Endlich kann ich Musik über die Sonos-App in allen Räumen streamen. Möglich macht es eine neue WLAN-Installation von Plume.
Am Ende behält Sonos wohl Recht: Meine Verbindungsprobleme zwischen der Sonos-App und den Lautsprechern waren auf das Netzwerk zurückzuführen. Aber auch WLAN-Experten konnten das Problem bislang nicht zufriedenstellend lösen, wie Sie hier nachlesen können.
Meine Erleichterung war gross, als das Testpaket mit den drei Plume-Superpods eintraf, die in der Schweiz vom Urdorfer Unternehmen BN AG vertrieben werden. Wer oder was ist Plume? Plume ist ein 2015 in Kalifornien gegründetes SaaS-Unternehmen, das selbstoptimierende, intelligente WLAN-Dienste anbietet. Diese funktionieren mit den genannten Superpods, die als Accesspoints an verschiedenen Orten im Haus oder in der Wohnung in eine Steckdose gesteckt werden und ein Art Mesh-WLAN aufbauen.
Rückansicht eines Superpods mit Schweizer Stecker (Source: zVg)
Einer der drei Superpods übernimmt die Aufgabe, quasi als Mutterschiff, das Internetsignal vom als Bridge konfigurierten Provider-Modem aufzunehmen (in meinem Fall stammt es von Sunrise-UPC). Dieser Superpod baut dann gemeinsam mit den weiteren in der Wohnung zu verteilenden Superpods ein Funknetzwerk auf, das von den unterschiedlichsten Wifi-Geräten als einheitliches WLAN mit einem dedizierten Namen erkannt wird. Wer sich für ein Plume-Netz entscheidet, sollte allerdings darauf achten, dass im gleichen Netz keine weiteren WLAN-Router stören.
Schematische Darstellung einer Plume-Installation über zwei Stockwerke. (Source: zVg)
Und so funktioniert's
Ich sage also Good-bye zu meinem ASUS GT-AC2900 ROG Gaming Router, verbinde mein Sunrise-UPC-Modem via Netzwerkkabel mit dem Superpod und stecke diesen in die Steckdose. Nun öffne ich die Plume Home-Pass-App, die ich vor dem Einstecken des Superpods auf mein iPhone geladen habe, und gebe in der App dem neuen WLAN seinen "alten" Namen und sein "altes" Passwort, in der Hoffnung, dass ich ausser dem Einstecken zusätzlicher Pods keine weiteren Anpassungen mehr vornehmen müsste – weder an meinen 26 (oder mehr) WLAN-fähigen Endgeräten noch sonst wo. Das scheint zu funktionieren, und wenige Sekunden nach dem Einstecken des (Mutter-)Superpods am Strom ist das WLAN-Icon in der Menüleiste meines Macbooks wieder sichtbar, und die Internetverbindung funktioniert. Auch der Philips-Smart-TV akzeptiert das neue WLAN mit den alten Zugangsdaten und streamt munter "Raumschiff Enterprise" mit Captain Kirk in gelber Uniform.
Mit zittrigen Händen stecke ich den nächsten Plume Pod in die Steckdose im Korridor bei der Schlafzimmertür. Hier fängt in meiner Wohnung normalerweise die Sonos-freie Zone an, da es bislang kein Router (auch nicht Sonos Boost) und kein Repeater geschafft haben, das Musiksignal stabil an meinen Sonos-kompatiblen Ikea Symfonisk Lautsprecher zu streamen, der sich gleich um die Ecke im Badezimmer en suite befindet. Ein Blick auf die Home-Pass-App zeigt: Der zweite Superpod ist erkannt (ich nenne ihn "Korridor") und verbindet sich mit dem Superpod im Wohnzimmer. Der "Moment of truth" naht. Ich starte die Sonos-App, wähle "Symfonisk Badezimmer" aus und drücke auf "Play". Und das Wunder geschieht: Der seit September 2020 stumme Ikea Symfonisk reagiert tatsächlich auf meinen Ansteuerungsversuch via Sonos-App auf dem iPhone – und spielt Musik! Ich bin vor Erleichterung den Tränen nah.
Ein Plume-Superpod in einer Schweizer Dreier-Steckdose blockiert nur seinen eigenen Steckplatz. (Source: zVg).
Den dritten Pod stecke ich im Büro bzw. Bügelzimmer im Untergeschoss ein, das über eine steile, schmale Treppe mit dem Wohnzimmer verbunden ist. Ich nenne ihn in der Home-Pass-App "Keller". Dort steht ein HP-Drucker, der sich manchmal nur widerwillig per WLAN mit zu druckenden Daten füttern liess. Ohne zu murren verbindet sich dieser nun mit "Keller".
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Mein WLAN-Setup funktioniert seit dem 30. März 2023 einwandfrei. Die "Magie" dahinter steckt in Plumes cloudbasierter App mit speziellen Algorithmen, die es ermöglichen, genügend WLAN-Power für jedes verbundene Gerät bereitzustellen, ohne übermässig viel Bandbreite zu verbrauchen. Die bei mir im Einsatz befindlichen Plume Superpods Wifi 6E bzw. die damit verbundene Plume-Cloud "lernen", welche spezifische Geschwindigkeit sie für welches spezifische Gerät zu einem spezifischen Zeitpunkt bereitstellen müssen, sei es für Videokonferenzen tagsüber aus dem Homeoffice oder für Videostreaming am Abend vom Smart-TV (oder auch beides gleichzeitig, wenn der Call langweilig ist).
Zu schön, um wahr zu sein?
In mir steigt Unsicherheit auf. Das ist zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich gibt es einen kleinen Haken an der Sache. Die Superpods sind aktuell vor allem über ca. 40 Schweizer Internet Service Provider und einige weitere Vertriebspartner zu bekommen. So bieten etwa GGA Maur, GA Weissenstein, Flims Electric und andere ISPs Plume Superpods an. Auch in der Romandie gibt es Bezugsmöglichkeiten via Provider. Der Bezug der Superpods ist manchmal an ein Internet-Abo des jeweiligen Providers gekoppelt. Einige bieten die Geräte ausserdem nur in einem Mietmodell an. Dies nicht zuletzt, da Plume für die Nutzung seiner Cloudlösung eine jährliche Abogebühr berechnet. WLAN as a Service könnte man das auch nennen. Auf dem freien Markt schlägt dieses Jahresabo mit 75 Franken zu Buche. Gemanagt wird das Plume-Abo via Home-Pass-App. Im Onlineshop des Schweizer Netzwerkdienstleisters Monzoon Networks ist ein Plume SuperPod mit WiFi6 für 189 Franken inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten erhältlich.
GGA Maur hingegen "verleiht" den Superpod nur an seine Abonnenten, verrechnet aber ausser dem "Internet – immer genau genug"-Abo für 59 Franken pro Monat und einem einmaligen Aktivierungsbeitrag von 49 Franken zusätzlich eine Aktivierungsgebühr von 99 Franken pro geliehenem Superpod.
Unschön ist auch, dass bestimmte Provider versuchen, die Kunden mit den Plume Superpods an ihre Services zu binden. So sind etwa Plume-Superpods, die von GA Weissenstein (GAW) bezogen wurden, nicht kompatibel mit solchen, die auf dem freien Markt erhältlich sind, wie der GAW-Website zu entnehmen ist.
Fazit
Für diese von einigen ISPs erzwungenen User-Lock-ins gibt es Abzug in der Gesamtwertung. Die Preisgestaltung liegt allerdings nicht in der Verantwortung von Plume bzw. dessen Importeur BN AG. Aus Konsumentensicht wäre allerdings eine etwas transparentere Preispolitik wünschenswert.
Pluspunkte erhalten die Plume Superpods aufgrund von
- tubeli-einfacher Installation: Die Home-Pass-App führt User Schritt für Schritt durch den Einrichtungsprozess und erkennt die einzelnen Superpods automatisch.
- einwandfreier Performance: Plume analysiert und optimiert die WLAN-Verbindung im Zuhause kontinuierlich aufgrund von Nutzerverhalten, Geräteeigenschaften und hinsichtlich Frequenzen und Kanälen, was Überlagerungen von Signalen vermeidet, welche die Leistung beeinträchtigen würden.
- einfacher Zugangskontrolle: WLAN-Namen sowie Passwörter können von überall via Home-Pass-App geändert, Zugänge gesperrt, Berechtigungen zeitlich und/oder gerätespezifisch beschränkt werden.
- umfassendem Kinderschutz: Individuell definierte Inhalte auf ausgewählten Geräten oder Profilen können gesperrt werden, um etwa Kinder vor unerwünschten Inhalten im Internet zu schützen.
- eingebautem Cyberschutz: Die mit dem Plume-WLAN verbundenen Geräte sind vor Spam, Phishing, Botnets, Malware, Spyware und anderen Cyberbedrohungen geschützt. Plume filtert verdächtige Inhalte mittels künstlicher Intelligenz. Geblockte Cyberereignisse können in der Home-Pass-App eingesehen und verwaltet werden.
- integrierter Bewegungsmelder-Funktion namens "Sense": Sie erkennt Bewegungen zuhause aufgrund Veränderungen im elektromagnetischen Feld, welches das WLAN erzeugt.
Meine Netzwerkprobleme jedenfalls (und damit auch meine Sonos-Probleme) gehören mit den Plume-Superpods der Vergangenheit an. Vielleicht würde Sonos gut daran tun, enger mit Plume zusammenzuarbeiten. Das hätte wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen positiven Effekt auf die durchzogenen User-Feedbacks zur Sonos-App in den App-Stores und könnte viele frustrierte Kunden von ihren Netzwerkproblemen befreien, die erst bei Sonos-Installationen zu Tage treten. Denn die meisten Sonos-Probleme sind wohl auf das Netzwerk zurückzuführen.