SPONSORED-POST Disruption im Finanzsektor

Regulierte Digital Assets – Grundlage für Centralized Decentralized Finance

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von Ante Plazibat, Head PM Digital Assets, Finnova, und Sascha Hofer, Product Owner Digital ­Assets, Finnova.

Die Anwendungsfelder von Digital Assets gehen weit über diejenigen von Kryptowährungen ­hinaus. Die Fähigkeit der Banken, das regulierte traditionelle Finanzgeschäft (Traditional Finance) in das regulierte dezentrale Finanzgeschäft (Centralized Decentralized Finance) zu überführen, bestimmt, ob die Disruption im Finanzsektor vollzogen werden kann, ohne dass sich ein Fintech oder eine ausländische Neobank am Kundenstamm der Banken bedient.

Ante Plazibat (l.), Head PM Digital Assets, Finnova, und Sascha Hofer, Product Owner Digital ­Assets, Finnova. (Source: zVg)
Ante Plazibat (l.), Head PM Digital Assets, Finnova, und Sascha Hofer, Product Owner Digital ­Assets, Finnova. (Source: zVg)

Das Internet hat für immer die Art und Weise verändert, wie Informationen ausgetauscht werden. Bei Wertobjekten wie Immobilien orientiert sich die Wirtschaft jedoch immer noch an mittelalterlich anmutenden Prozessen. Zu diesen Prozessen gehört auch die Führung eines zentralen Transaktionsregisters durch einen zentralen Intermediär (in diesem Fall das Grundbuch). Nun hat die Kryptotechnologie den Grundstein gelegt, um zu einem dezentralen Transaktionsregister zu wechseln. Je schneller sich die Banken auf die neue, Blockchain-basierte Welt einlassen, desto eher behalten sie ihre Vormachtstellung in den Bereichen Zahlen, Anlegen und Finanzieren.

Vom klassischen Banking zum Digital Asset Banking

Im Folgenden sollen die Veränderungen der Wertschöpfungsprozesse der Banken hinsichtlich der anstehenden Transformation hin zum Digital Asset Banking beleuchtet werden.

Zahlen und Finanzieren – Banking, wie es im ­Geschichtsbuch steht

Die Wurzeln des ältesten Kantonalbankengesetzes reichen ins Jahr 1869 zurück. Damals legte der Kanton Zürich Folgendes fest: «Die Kantonalbank hat den Zweck, nach Massgabe ihrer Mittel den Kantonseinwohnern die Befriedigung ihrer Kredit- und Geldbedürfnisse zu erleichtern.» Die Zürcher Kantonalbank war geboren. Seither hat sich die Welt stark verändert. So wurden etwa die Glühbirne, der Personal Computer und das Smartphone erfunden. Die Art und Weise, wie Finanzgeschäfte abgewickelt werden, ist aber grösstenteils gleich geblieben. Beispielsweise dient Bargeld immer noch als Tauschmittel; und zusätzliches Kapital für eine effiziente wirtschaftliche Leistungserbringung wird meist noch über Banken als Kredite zur Verfügung gestellt. Die Methoden fussen auf zwei symptomatischen Hauptpfeilern: erstens auf dem Vertrauen in die Institutionen und Banken und zweitens auf ineffizienten Rekonzilierungsmechanismen. 

Die Kritik, dass die Blockchain-Technologie eine Lösung für ein inexistentes Problem sei, verstummt nach und nach. Schliesslich ermöglicht die Technologie das weltweite, schnelle und kostengünstige Ausführen von Zahlungen. In Zukunft soll es zudem weltweit reguliert möglich sein, bestehende Non-­Bankable Assets zu fraktionalisieren sowie Kreditanfragen via Smart Contracts zu erstellen und abzuwickeln. Damit sind der Diversifikation keine Grenzen mehr gesetzt. Die Öffnung und die Dezen­tralisierung bieten den Banken sowie Herrn und Frau Schweizer Vorteile. Auf der Basis eines regulierten Rahmens werden die Banken ein bisher unerreichbares Niveau an Prozesseffizienz erreichen. Und die Bankkundinnen und -kunden von morgen werden Zugang zu neuen Lösungen und Produkten erhalten – über einen vertrauenswürdigen Intermediär, nämlich ihre Hausbank. 

Das Beste aus beiden Welten: Centralised ­Decentralised Finance

Durch die Kombination einer zentralen Gegenpartei (Bank) mit den Anwendungsfeldern von Decentralised Finance (DeFi) entsteht eine neue Win-win-win-win-Situation. Die Banken festigen ihre Position als Single Point of Contact für Finanzfragen. Für den Finanzsektor wächst durch die Integration von DeFi das Automatisierungspotenzial. Der Regulator hat neu die Möglichkeit, über die Banken seine Vorgaben im Bereich DeFi durchzusetzen. Und zu guter Letzt haben die Bankkunden einen vertrauenswürdigen Partner in Finanzfragen, der durch automatisierte und somit kostengünstige, fehlerfreie Prozesse überzeugt.

Stabilität als Voraussetzung

Eine zwingende Voraussetzung für die zuvor aufgeführten Anwendungsfälle ist eine stabile Basiswährung (Underlying). Ein volatiler Geldwert führt zu volkswirtschaftlichen Verzerrungen und dementsprechend zu einer Fehlallokation von Ressourcen. Somit muss das Underlying aktuell für alle institutionellen Anwendungsfälle (etwa Zahlungen im Zusammenhang mit Smart Contracts) mit Ausnahme der Geldanlage ein Stable Coin sein. 

Gerade in der jüngeren Vergangenheit kam es mehrmals vor, dass ein Stable Coin einen Depeg vom Basiswert erfuhr. Wie konnte das geschehen? Im Fall von Terra Luna kam es zu einem «Run» auf die Kryptowährung LUNA, analog zu einem «Bank Run» im traditionellen Banking. Der Wert des Stable Coins (Terra USD) war nicht in Fiatgeld (also USD) hinterlegt. Stattdessen funktionierte der Pegging-Mechanismus über die gekoppelte Kryptowährung (LUNA). Deshalb kollabierte der Pegging-Mechanismus, als die Anlegerinnen und Anleger das Vertrauen in den LUNA verloren und ihr Geld abzogen.

Im Fall von USD Coin war der Wert des Stable Coins in Fiatgeld hinterlegt. Allerdings lag ein Teil des Geldes auf Bankkonten der Silicon Valley Bank. Als die Bank Insolvenz anmeldete, kam es zu einem Depeg, denn ein Teil der Sicherungswerte erschien durch die Insolvenz wertlos.

Die Lösung für das Depeg-Problem bei Decentralised ­Finance ist dieselbe wie im traditionellen Banking. Eine Banknote ist eine Schuldforderung gegenüber der Nationalbank, ein Bankkonto jedoch nur eine Schuldforderung gegenüber einer Geschäftsbank. Folglich ist das Risiko von Stable Coins erst vollständig mitigiert, wenn eine Nationalbank ein Central Bank Digital Currency Token (kurz CBDC) herausgibt. 

Zahlen mittels Blockchain-Technologie

Bereits heute ist es möglich, die Blockchain-Technologie für Zahlungen zu nutzen und Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu verwenden. Dies ergibt im Standard-Setup jedoch nur Sinn, wenn es sich beispielsweise um kostspielige und zeitintensive Auslandszahlungen handelt. Der Grund: Die nationalen Zahlungssysteme sind zwar noch zentralistisch, aber dennoch hocheffizient und automatisiert. Das heisst, sie arbeiten kostengünstiger und schneller als die Blockchain. 

Nichtsdestotrotz besteht Weiterentwicklungspotenzial, wie das Beispiel der sogenannten «Layer 2 Solutions» im Fall des Bitcoin Lightning Networks zeigt. Layer 2 Solutions sind Off-Chain-Erweiterungen von Blockchain-Protokollen, die hinsichtlich Skalierbarkeit optimiert sind. Über das Lightning Network können beispielsweise Zahlungen innerhalb von Sekunden und zu einem Bruchteil eines Rappens getätigt werden. Dadurch steigt die Anzahl Anwendungsfälle für Blockchain-Zahlungen rapide und sogar Micropayments werden möglich. Am Ende eines Transaktions­zyklus wird das Delta aller Off-Chain-Transaktionen in einer On-Chain-Transaktion zwischen den Beteiligten abgerechnet. Wie in der Finanzwelt üblich, gibt es aber auch hier nichts umsonst. Das Off-Chain Netting bedingt, dass die Parteien Vertrauen in den Layer 2 haben, denn dieser agiert als zentraler Intermediär.

Anlegen – bestehende Chancen nutzen und den Aufbruch in die dezentrale Finanzwelt vorbereiten

Die Blockchain-Lösungen im Bereich Anlegen gehen weit über das Handeln und Verwahren von Kryptowährungen hinaus. Die Tokenisierung von Non-Bankable Assets, wie etwa von Oldtimern oder Gemälden, und von traditionellen Anlagen eröffnet dem Retailkundensegement neue Investitionsopportunitäten und die Möglichkeit, entsprechende Instrumente zu nutzen, die bisher nur institutionellen Investoren zur Verfügung standen. Es wird nun möglich, zukünftig ein Hundertstel eines Mercedes-Benz Silberpfeil, ein Tausendstel eines Picassos oder 0,01 Aktien von Lindt & Sprüngli zu erwerben. Die Verwahrung der erwähnten Tokens kann analog dem bestehenden Krypto-Setup im Bankwallet abgewickelt werden. So wird ein weiterer Intermediär im Anlageprozess wegrationalisiert, namentlich die Depotstelle. Bleibt einzig die Frage: Wie wird der jährliche Schokokoffer für das fraktionalisierte Aktionariat aufgeteilt?

Das von der Bank im Bereich Digital Assets aufzubauende Fundament (in Grafik 2 grün dargestellt) ist notwendig, um einfache Dienstleistungen zu ermöglichen. Ein Beispiel hierfür wäre das Handeln und das Verwahren von Digital Assets wie Krypto­währungen. Um einen hohen Automatisierungsgrad zu erreichen, muss die Bank die Wertschöpfungskette der Kernsysteme ohne Medienbrüche orchestrieren. Zu betonen ist: Zwischen dem Fundament des Asset Tradings beziehungsweise des Asset-Transfers und neuen Leistungen kommen keine weiteren Systeme hinzu, die das Setup verkomplizieren. Nebst den erwähnten einfachen illustriert Grafik 2 auch innovative Anwendungsfälle wie etwa das Staking. Mit diesem Dienstleistungsangebot eröffnen die Banken ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, neue Ertragsquellen zu erschliessen. Entweder unterhält die Bank dabei selbst einen Validator Node, der im Proof-of-Stake-Konsens-Mechanismus partizipiert, oder sie delegiert den Unterhalt des Validator Nodes an eine vertrauenswürdige Drittpartei. 

Grafik 2 zeigt: Banken können bereits heute sukzessive DeFi-Fähigkeiten aufbauen, um sich bestmöglich auf eine zunächst hybride und schliesslich komplett dezentrale Finanzwelt vorzubereiten.

Finanzieren

Einem unbekannten Dritten ohne Besicherung Geld zu leihen, ist ein Risiko. Dies gilt sowohl im traditionellen Banking als auch bei der Verwendung der Blockchain-Technologie. Die Pseudo­anonymität der Blockchain würde unlautere Geschäfte wahrscheinlich sogar fördern. Das heisst, die Blockchain-Technologie kann Stand heute keine standardisierte Lösung für Blankokredite anbieten. Bei Lombardkrediten auf Kryptowährungen ist die Blockchain-Technologie jedoch von grosser Relevanz.

Ein Beispiel: Eine Bank möchte aufgrund der hohen Volatilität selbst keine Lombardkredite auf Kryptowährungen anbieten. Durch die Interaktion mit institutionellen Liquidity Pools kann diese Bank das Exposure an Dritte auslagern. Das heisst, die Bank agiert nur als Gatekeeperin zur DeFi-Welt und bietet beispielsweise die Due Diligence der Protokolle oder das Management der On-Chain Assets inklusive Buchführung über die Transaktionen an. Die effektive Gegenpartei des Kreditnehmers ist ein Dritter aus der DeFi-Welt. Dies zeigt, dass Banken bereits heute sukzessive DeFi-Fähigkeiten aufbauen können, um sich bestmöglich auf eine zunächst hybride und schliesslich komplett dezentrale Finanzwelt vorzubereiten.

Webcode
GSxzDvr5