Focus: Web Accessibility

KI und Teamwork machen die digitale Welt zugänglicher

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von Patrick Schilling, AI Customer Activation Lead und Accessibility Evangelist, Google Schweiz

Auf künstlicher Intelligenz basierende Technologien haben das Potenzial, die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Dazu gehört, dass ihnen KI-Technologien neue Wege eröffnen, das Web mittels automatisierter Tools besser zu erschliessen. Dafür braucht es in der Entwicklung von Lösungen eine enge Zusammenarbeit mit der Community.

Patrick Schilling, AI Customer Activation Lead und Accessibility Evangelist, Google Schweiz. (Source: zVg)
Patrick Schilling, AI Customer Activation Lead und Accessibility Evangelist, Google Schweiz. (Source: zVg)

Forschung, Unternehmen und Organisationen arbeiten gleichermassen daran, webbasierte Dienste, Inhalte und andere digitale Produkte so zu gestalten, dass sie im Sinne der Inklusion barrierefrei genutzt werden können. Dafür bauen sie auch auf die neuen Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bietet. Die Reise hat gerade erst begonnen. Verschiedene wichtige Fortschritte konnten aber bereits erzielt werden. 

Verbesserter Zugang zu visuellen Inhalten

Das Web ist ein sehr visuelles Medium. Mit KI-unterstützten Screen Readers können sich blinde oder stark sehbehinderte Menschen Texte heute einfach vorlesen lassen. Damit sie eine Idee davon erhalten, was auf einem digitalen Bild zu sehen ist, kann diesem ein Alternativtext hinzugefügt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Foto auf einer Website oder um ein Social-Media-Selfie handelt. Das Problem dabei ist aber, dass viele Bildunterschriften und Alt-Texte von geringer Qualität sind – oder gänzlich fehlen. Tatsächlich ergab eine Studie der Carnegie Mellon University aus dem Jahr 2019, dass von 1,09 Millionen Tweets nur 0,01 Prozent einen von Content Creators hinzugefügten Alt-Text enthielten. 99 Prozent der Bilder waren also für blinde Menschen schwer zugänglich. 
Dank KI lässt sich jetzt auch das ändern. Fortschrittliche, multimodale Language Models ermöglichen seit Kurzem Webapplikationen, die in der Lage sind, Bilder zu verarbeiten und zu beschreiben. Nutzerinnen und Nutzer können mit diesen zudem mündlich oder schriftlich Fragen stellen, um ein noch detaillierteres Verständnis dafür zu erhalten, was auf dem Bild zu sehen ist. 

Gespräche führen ohne Audio

Neben dem Visuellen spielt auch Audio bei der Informationsvermittlung im Web eine bedeutende Rolle. Für Menschen mit einer kognitiven oder einer Hörbehinderung kann es ein grosses Hindernis sein, wenn Untertitel oder ein ausführlicher Begleittext fehlen. Lange nicht alle Videos sind mit solchen versehen und Live-Video-Konferenzen sowie Telefonanrufe stellen eine ganz besondere Herausforderung dar. Dank KI lassen sich nun aber in Browsern, Webapplikationen oder auf Smartphones automatisierte Echtzeit-Untertitel in diversen Sprachen aktivieren. Damit eröffnen sich für Menschen mit einer Hörbehinderung ganz neue Möglichkeiten. Dank zusätzlicher digitaler Funktionen wie «Text to Speech» sind heute sogar Gespräche ganz ohne Audio eine Realität. Mit KI kann künftig zudem leichte Sprache zunehmend Einzug halten.

Gemeinsames Kreieren als zentraler Erfolgsfaktor 

Wer erfolgreich Produkte für eine Vielzahl von Menschen entwickeln will, muss unterschiedliche Perspektiven einnehmen und Bedürfnisse erkennen können. Dieser Grundsatz gilt gerade auch im Hinblick auf die Web Accessibility. Lösungen sollen nicht nur für, sondern immer gemeinsam mit Menschen mit Behinderung entwickelt und getestet werden. So ist es umso wichtiger, dass Inklusion, Gleichberechtigung und ein barrierefreies Arbeitsumfeld gerade auch in Tech-Unternehmen selbst stark gewichtet werden. Ebenso ist die enge Zusammenarbeit mit der Community essenziell. Nur im Team lässt sich eine Welt schaffen, die für alle zugänglich ist – und zu diesem gehört vermehrt die künstliche Intelligenz. 

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