Axa Cybersorgenmonitor

Cyberdelikte machen der Schweizer Bevölkerung Sorgen

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von Filip Sinjakovic und rja

Laut dem Cybersorgenmonitor der Axa machen Cyberdelikte einem Grossteil der Bevölkerung Sorgen. Viele wurden bereits selbst Opfer von Cyberverbrechen und wissen oft nicht, wie man sich in solchen Fällen verhalten soll. Das Vertrauen in den Bund ist allerdings hoch.

(Source: Markus Spiske / Unsplash)
(Source: Markus Spiske / Unsplash)

Die Zunahme von Cyberdelikten ruft in der Schweizer Bevölkerung Sorgen hervor. Gemäss dem erstmals durchgeführten Axa Cybersorgenmonitor, den Versicherer Axa zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Sotomo erstellte, sehen 78 Prozent der 1706 befragten Personen aus der Deutsch- und Westschweiz Cyberkriminalität als grosse gesellschaftliche Herausforderung – ähnlich stark wie Krankenkassenprämien oder die Altersvorsorge. Das Unbehagen vor Cyberrisiken empfinden Menschen aus allen politischen Lagern.

Angst vor Infrastrukturschäden und Leichtsinn im Netz

47 Prozent der Befragten sind besonders besorgt über Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen, 44 Prozent über Cyberbetrug und ebenfalls 44 Prozent über Desinformation oder gefälschte Profile. Geringeres Sorgenpotenzial wiederum sehen 17 Prozent bei der technischen Abhängigkeit von ausländischen Tech-Konzernen, 18 Prozent bei den negativen sozialen und 16 Prozent bei den mentalen Folgen von Cyberdelikten.

Wie es weiter heisst, sorgen sich Frauen mehr um persönliche Risiken wie Cyberbetrug und Cyberbelästigung, während Männer häufiger Angriffe auf kritische Infrastrukturen als Gefahr ansehen. Unternehmen und der Staat werden als besonders stark betroffen eingestuft; bei Privatpersonen sieht gut die Hälfte der Befragten Cyberdelikte als bedeutende Herausforderung.

Hinsichtlich des Online-Verhaltens sehen 71 Prozent der Befragten das Verhalten der Bevölkerung im Internet als zu risikoreich, 55 Prozent schätzen jedoch ihr eigenes Verhalten als angemessen ein. 27 Prozent betrachten sich sogar als eher zu vorsichtig. Die Abhängigkeit von digitalen Geräten wie Smartphones spiele dabei ebenfalls eine Rolle, schreiben die Autoren der Studie weiter. So würden 46 Prozent der Befragten gerne weniger Zeit an privaten digitalen Geräten verbringen. Vor allem die 18- bis 29-Jährigen sowie Frauen äussern diesen Wunsch, mit 57 beziehungsweise 52 Prozent.

Betrug und Belästigung sind die häufigsten Delikte

Cyberbetrug ist laut dem Cybersorgenmonitor die verbreitetste Form von Cyberdelikt, welche die Befragten schon selbst erlebten. Die Ergebnisse der Studie würden sogar die offiziellen Zahlen übertreffen. Demnach fielen 15 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz – aus allen Altersgruppen und Bildungsniveaus – Internetbetrügern zum Opfer; 12 Prozent von ihnen in den letzten fünf Jahren, knapp 4 Prozent davor.

Zu den häufigsten Betrugsmaschen zählen gefälschte Online-Shops mit 38 Prozent und Phishing-Attacken mit 33 Prozent. Ein Drittel der Betroffenen habe dabei über 1000 Franken verloren, heisst es weiter. Jedoch würden nur 34  Prozent aller Betroffenen den Betrug der Polizei melden, selbst bei hohen Verlusten seien nur 46 Prozent dazu bereit. Laut den Autoren der Studie seien eine geringe Aufklärungswahrscheinlichkeit sowie Scham die Hauptgründe für die geringen Meldezahlen. 

An zweiter Stelle der häufigsten Cyberdelikte stehen gemäss dem Cybersorgenmonitor Cyberbelästigungen wie Cybermobbing, Hassrede oder Cyberstalking, die 14 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz betreffen. Cybermobbing mache dabei allein 39 Prozent aller Fälle aus. 8 Prozent machten diese Erfahrungen dabei in den letzten fünf Jahren, bei 6 Prozent liegen sie schon länger zurück. Männer und Frauen seien dabei gleich häufig betroffen, so die Autoren.

Hoch ist ausserdem die emotionale Belastung durch Cyberbelästigungen. 55 Prozent der Befragten fühlten sich stark emotional belastet, wobei Frauen mit 66 Prozent hier die Mehrheit bilden. Gemäss dem Cybersorgenmonitor meldeten nur 23 Prozent der stark belasteten Opfer Fälle von Cyberbelästigung der Polizei. 40 Prozent zogen es vor, die jeweilige Online-Plattform zu kontaktieren, 26 Prozent konfrontierten die Täter direkt. 21 Prozent jedoch unternahmen nichts.

Fehlendes Wissen, aber hohes Vertrauen in den Staat

Sowohl bei Betrugs- wie auch bei Belästigungsfällen stellt die Studie fest, dass viele Menschen nicht wissen, wie sie bei Cyberdelikten reagieren sollen. Nur ein Fünftel der Befragten fühlten sich ausreichend über die Gefahren informiert. Bei Personen ohne Betrugserfahrung sind es 68 Prozent, bei Betrugsopfern mit hohem finanziellen Schaden nur 46 Prozent. Das zeige, dass vielen erst nach einer negativen Erfahrung klar wird, dass sie nicht gut genug informiert sind, heisst es weiter.

Wie die Autoren der Studie anmerken, sei das Vertrauen in Behörden auffallend hoch. Zwei Drittel der Bevölkerung vertrauen dem Bund und dessen zuständigen Ämtern wie etwa dem Bundesamt für Cybersicherheit (BACS), den Schutz vor Cyberdelikten zu verbessern. Die Internetkonzerne bewerteten die Befragten dagegen deutlich pessimistischer, mit nur 20 Prozent. Die Autoren führen dies auf die laufende Debatte bezüglich der Regulierung von Online-Plattformen zurück. Demnach würden die Ergebnisse des Cybersorgenmonitors zeigen, dass viele Schweizerinnen und Schweizer die freiwillige Selbstregulierung durch die Plattformen als nicht ausreichend betrachten.

 

Nicht nur Privatpersonen sind schlecht auf Cyberdelikte vorbereitet, sondern auch die Mehrheit der Schweizer Unternehmen. Laut einer Studie von Cisco hat sich ein bereits im Vorjahr dunkles Bild noch einmal verdüstert. Allerdings wollen fast alle befragten Unternehmen ihre Cybersecurity verbessern.

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