Spartenranking Standardsoftware

KI kurbelt das Softwaregeschäft an

Uhr

Es ist sozusagen das Brot- und Butterbusiness der Softwarekonzerne: das Geschäft mit Lizen­zen und Abonnements für vorgefertigte Programme, die möglichst viele User adressieren sollen. Das Geschäft mit Standardsoftware boomt – vor allem aufgrund des Hypes um künstliche Intelligenz. Als Alleinstellungsmerkmal taugt die Technologie allerdings schon heute nicht mehr.

(Source: Fxquadro - stock.adobe.com)
(Source: Fxquadro - stock.adobe.com)

Das Geschäft mit Software läuft gut – im Vergleich zu anderen Segmenten des IT-Geschäfts sogar überdurchschnittlich gut, wenn man den Marktforschern von Gartner Glauben schenkt. Gemäss den Analysten steigen die weltweiten Ausgaben für Software 2025 auf über 1,2 Billionen US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr soll der Markt um 14 Prozent zulegen. Das wären knapp 5 Prozentpunkte mehr als das prognostizierte Wachstum der gesamten weltweiten IT-Ausgaben, die sich gemäss Gartner auf rund 5,6 Billionen Dollar belaufen. 

Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist den Analysten zufolge generative KI, deren Entwicklung Software- ­­wie auch Hardware-Upgrades erforderlich macht. Kein Wunder, überbieten sich die Anbieter von Standardsoftware gegenseitig damit, ihre Produkte mit KI-Funktionen zu erweitern und sie so zu vermarkten, dass sie zumindest einen Anschein von Neuartigkeit und Originalität er­wecken. 

Tatsächlich ermöglicht generative KI im Bereich der Standardsoftware Features, die man bislang individualisiert und aufwändig entwickeln musste. Zum Beispiel Schreibassistenten, Übersetzungs- und Transkriptionstools, automatisierte Designvorschläge sowie Text-zu-Bild- und Text-zu-Video-Anwendungen. Das und mehr findet man nicht nur in den abonnementpflichtigen Programmpaketen von Adobe, Google oder Microsoft, sondern auch in kostenlos nutzbaren Webapplikationen – die wohl am häufigsten genutzte ist ChatGPT. Für den Chatbot von OpenAI gibt es zwar mittlerweile auch Abo-Pläne; die zurzeit nach wie vor kostenlose Nutzung des Chatbots auf Basis des Sprachmodells GPT-3.5 dürfte allerdings vielen Nutzerinnen und Nutzern (noch) genügen. 

Warum die Anbieter die Gratisnutzung ihrer KI-Features nach wie vor gewähren, liegt auf der Hand: Sie wollen die Einstiegshürden möglichst tief halten und die Nutzerbindung steigern. Und sie rechnen wohl damit, dass KI-Funktionen in Standardsoftware eine Differenzierung gegenüber Konkurrenzprodukten möglich machen, und vor allem: dass sich die Bereitschaft der User schleichend erhöht, dereinst für die lieb gewonnenen Tools zu bezahlen. Dies natürlich mit dem Argument, dass generative KI einen Mehrwert schafft, der eine Standardsoftware vom Commodity-Produkt zu einem praktischen und produktivitätsfördernden Werkzeugkasten macht. 

Der vermeintliche Wettbewerbsvorteil dürfte allerdings schnell verpuffen, weil alle Anbieter, selbst die Nischenplayer, die Sprachmodelle von OpenAI, Google, Anthropic & Co. über APIs anzapfen und somit ihre Softwarelösungen um einschlägige KI-Funktionen ergänzen können. Die Hersteller von Standardsoftware stehen also vor der Herausforderung, KI gezielt in branchenspezifische Anwendungsfälle zu integrieren und über einen anderweitigen Nutzen, etwa über Datenschutz, Integrationstiefe oder Bedienkomfort, herauszustechen.

Webcode
2fdBhgQ6