Personalisierte Werbung auf Whatsapp erntet Kritik
Der zum Facebook-Konzern gehörende Messenger Whatsapp will mit Werbeanzeigen in der App zusätzliche Milliarden verdienen. Europäische Datenschutz-Fachleute kritisieren den Schritt als illegal.

Meta hat am Montag angekündigt, dass es auch auf Whatsapp Werbung einführen will, die auf persönlichen Daten von Facebook und Instagram basiert. Demnach sollen die Werbeanzeigen im Laufe der kommenden Monate weltweit lanciert werden. Angezeigt wird die Werbung im "Aktuelles"-Tab, in dem die WhatsApp-User die abonnierten Kanäle sowie Status-Updates anderer User zu sehen bekommen.
Die unabhängige europäische Datenschutz-Organisation NOYB ("None Of Your Business"), zu deren Gründern der bekannte österreichische Rechtsanwalt Max Schrems gehört, findet deutliche Worte: "Die ursprünglich unabhängige App, die ehemals für eine Gebühr von nur einem US-Dollar pro Jahr ohne Werbung und Datennutzung verfügbar war, wird damit endgültig mit den anderen Meta-Diensten verschmolzen. Meta verfestigt damit sein Social-Networking-Monopol. Eigentlich sollte EU-Recht so etwas verhindern."
Schrems doppelt nach: "Meta macht hier genau das Gegenteil von dem, was das EU-Recht vorschreibt. Die Daten mehrerer Plattformen werden verbunden und Nutzerinnen und Nutzer werden ohne echte Wahl für Werbung getrackt. Ohne eine freiwillige Einwilligung ist die Verknüpfung der Daten und personalisierte Werbung ganz klar illegal." Während Whatsapp zuhause in den USA kaum genutzt werde, sei es im Rest der Welt sehr dominant. Und der grösste Markt, nach Kaufkraft, sei Europa.
Seit der Wahl von Donald Trump scheine der Konzern von Mark Zuckerberg endgültig seinen Kurs geändert zu haben und ignoriere EU-Recht nun offen, so Schrems. Wie auch die Trump-Regierung habe Meta "das Narrativ übernommen", dass bestehendes EU-Recht ein illegitimes Handelshemmnis für US-Konzerne und "fast wie ein Zoll" sei. Dazu passe, dass Meta vor wenigen Wochen informierte, dass es alle in Europa anfallenden Daten für KI-Training verwenden will - ohne die Nutzerinnen und Nutzer vorab um ihre Einwilligung zu bitten.
"Mit WhatsApp kommt nun der nächste Schlag. Die politischen Vorgaben der EU scheinen Meta nicht mehr weiter zu kümmern", sagt Schrems. Die mangelnde Durchsetzung des europäischen Rechts sei schmerzhaft offensichtlich, konstatiert der Jurist. Dabei hätten die EU-Kommission und die nationalen Datenschutzbehörden die Pflicht, die Bürger vor der Nutzung ihrer Daten ohne Einwilligung zu schützen. Noyb werde "auch diesen Rechtsbruch prüfen und gegebenenfalls ein Verfahren gegen Meta einleiten". Die Details würden von der praktischen Umsetzung durch Meta abhängen und könnten daher (juristisch) noch nicht abschliessend eingeschätzt werden.
Wie rechtfertigt sich Whatsapp?
In einem am Montag veröffentlichten Blog-Beitrag versichern die Whatsapp-Verantwortlichen, dass die persönlichen Nachrichten, Anrufe und Statusmeldungen mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt blieben. Niemand könne die entsprechenden Inhalte sehen beziehungsweise anhören, auch der Meta-Konzern nicht. Und es würden keine personenbezogenen Daten "wie Telefonnummern, Nachrichten, Anrufe und Gruppen von Nutzern" für gezielte Werbung verwendet.
"Wenn wir für dich interessante Werbeanzeigen in den Bereichen "Status" und "Kanäle" ausspielen, verwenden wir dafür nur eingeschränkte Informationen, zum Beispiel dein Land oder deine Stadt, deine Sprache, die Kanäle, denen du folgst, und deine Interaktionen mit Anzeigen." Weiter verspricht der US-Techkonzern, er werde niemals die Telefonnummer der User mit Werbetreibenden teilen. Die persönlichen Nachrichten, Anrufe und Chat-Gruppen würden nicht zur Auswahl von Werbeanzeigen verwendet.
Max Schrems empfiehlt derweil den Wechsel zur datenschutzfreundlichen Signal-App. Jener Dienst funktioniere genauso gut wie Whatsapp, sei aber gemeinnützig und werde durch Spenden finanziert. "Wir erwarten, dass Metas Vorstoss, Werbung auf Whatsapp zu schalten, zum nächsten grossen Exodus zu Signal führen wird."
Dieser Beitrag ist zuerst bei "Watson" erschienen.

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