Focus: Multi-Cloud

Führt Multi-Cloud-Sicherheit zu Duplikationen oder Synergien?

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von Carlo Gebhardt, ­Eraneos Group

Eine Multi-Cloud-Strategie nutzt die Stärken verschiedener Anbieter, erhöht aber auch die Komplexität im Bereich der ­Informationssicherheit, da jede Plattform eigene Management- und Betriebsanforderungen benötigt. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Zentralisierung und Duplizierung ist entscheidend für eine effektive Cybersicherheit.

Carlo Gebhardt, Partner und Head of Cybersecurity, ­Eraneos Group. (Source: zVg)
Carlo Gebhardt, Partner und Head of Cybersecurity, ­Eraneos Group. (Source: zVg)

Die Verbreitung von Multi-Cloud-Lösungen reflektiert die zunehmende Spezialisierung der Anbieter. Einige spezialisieren sich auf Datenmanagement, andere auf die Bereitstellung fortschrittlicher Compliance-Funktionen oder die globale Verfügbarkeit, während private Clouds für ihre Datenschutzgarantien geschätzt werden. Unternehmen nutzen eine Multi-Cloud-Strategie, um ihre Infrastruktur auf geschäftliche und regulatorische Anforderungen zuzuschneiden, schaffen damit aber auch erhebliche Sicherheitskomplexität. 

Jede Plattform hat ihre eigene Architektur, Namenskonventionen, Tools für Identitäts- und Zugriffsmanagement sowie spezifische Ansätze für Compliance und Datenschutz. Selbst Basisfunktionen wie Asset-Inventarisierung und Netzwerksegmentierung unterscheiden sich, was Unternehmen zwingt, mehrere Logiken gleichzeitig zu beherrschen. Diese Vielfalt ermöglicht Flexibilität, birgt jedoch das Risiko einer fragmentierten Sicherheitslandschaft mit doppelt implementierten Kontrollen und Prozessen. 

Um dieser Fragmentierung entgegenzuwirken, setzen viele Unternehmen auf zentralisierte Verwaltungsplattformen, um einheitliche Richtlinien und Asset-Kontrollen über alle Anbieter hinweg durchzusetzen. Sicherheitsanforderungen wie Mindestverschlüsselungsstandards oder grundlegende Netzwerksegmentierung können einmal definiert und auf verschiedene Umgebungen übertragen werden. Dies reduziert manuellen Aufwand und das Risiko von Abweichungen beim Ausbau der Infrastruktur, wodurch sich klare Synergien ergeben. 

Diese Zentralisierung bringt hingegen eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Cloud-Security-Provider führen häufig neue Funktionen ein, was regelmässige Updates erfordert. Zudem sind detaillierte Plattformkenntnisse notwendig, da zentral definierte Richtlinien nicht immer reibungslos auf jede Architektur anwendbar sind. Management-Tools bieten zwar Vorteile, verlangen jedoch detailliertes Plattform-Know-how, womit ein gewisses Mass an Doppelarbeit unvermeidlich ist. 

Besonders herausfordernd bleibt die Sicherheitsüberwachung in Multi-Cloud-Umgebungen. Die Ereignisprotokolle und Warnsysteme der einzelnen Anbieter sind oft nicht darauf ausgelegt, Daten über mehrere Clouds hinweg zu konsolidieren. Unternehmen müssen entweder Überwachungs-Toolchains duplizieren oder Transparenzverluste durch Silos akzeptieren. Einige fokussieren sich auf risikobasierte Ansätze, indem sie sensible Daten und Anwendungen bei einem Anbieter konsolidieren. Das vereinfacht das Monitoring, löst jedoch nicht das Grundproblem der Harmonisierung unterschiedlicher Datenformate und Ereignisstrukturen. Für eine konsolidierte Ansicht sind benutzerdefinierte Integrationen oder externe Plattformen nötig, die Sicherheitsereignisse normalisieren und korrelieren, was wiederum die Komplexität erhöht. 

Die Debatte über Synergien versus Duplikation in der Multi-Cloud-Sicherheit zeigt: Eine perfekte Lösung gibt es nicht. Zentralisierte Verwaltungs- und Richtlinientools können Sicherheit vereinfachen und Risiken mindern. Doch die Unterschiede zwischen Anbietern führen unweigerlich zu einer Duplizierung von Prozessen, Fähigkeiten und Kontrollen. Der Schlüssel liegt in der Balance aus Zentralisierung und plattformspezifischem Fachwissen. Mit fortschreitender Automatisierung, offenen Standards und besseren Analysen könnte der Aufwand in Zukunft sinken und echte Synergien für Sicherheitsteams leichter erreichbar werden. 

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