Interview

«Die Digitalisierung sollte jetzt auf die Agenda der Geschäftsleitungen»

Uhr

Digitalswitzerland will 2017 die Digitalisierung in Schweizer KMUs pushen. Patrick Warnking, Country Director von Google Schweiz, ist Gründer und Vorstandsmitglied der Initiative. Die Redaktion hat nachgefragt.

Patrick Warnking, Country Director, Google Schweiz
Patrick Warnking, Country Director, Google Schweiz

Digitalswitzerland will sich mehr mit KMUs befassen. Was ist ­geplant?

Patrick Warnking: Die digitale Transformation ist für KMUs eine Herausforderung. Sie müssen interne Prozesse, die Gewinnung von Neukunden und den Service für Bestandskunden überdenken. Unternehmen sollten Mehrwert für Kunden heute auch über digitale Kanäle schaffen. Oft fehlt dafür aber das Know-how. Hier setzen wir an.

Wie genau?

Wir lancierten im September eine Suchplattform für digitale Angebote, educationdigital.ch, für die Fortbildung zu Digitalthemen. Firmen und Privatpersonen können sich kostenlos über mehr als 20 Partner mit über 250 Kursen informieren. Helfen können wir auch bei Themen rund um Innovation, Start-ups, Technologien, Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodellen. Ich denke da etwa an Smarthomes, Smart Mobility, Smart Energy, das Internet der Dinge und mobile Websites mit Bewegtbildinhalten.

Schweizer KMUs sind oft nicht digitalisiert. Warum?

Die Digitalisierung wird in Geschäftsleitungen oft unterschätzt. Wir nutzen alle Smartphones – darauf müssen Firmen reagieren. Rufen Sie mal die Website Ihres Lieblings-KMU auf, versuchen Sie einen Termin zu vereinbaren oder in einem Video mehr über Produkte zu erfahren. Wie gut klappt es? Ist die Ladezeit unter 3 Sekunden? Sind die Inhalte aktuell und relevant? Kundenorientierung ist aufwändig – es gibt aber keine Alternative.

Welche Rolle spielt die Geschäftsleitung bei der Digitalisierung?

Die Leidenschaft für die Kundenorientierung über digitale Kanäle muss von der Geschäftsleitung ausgehen. Die Digitalisierung muss 2017 und 2018 Chefsache sein.

Wie müssen Schweizer KMUs ihre Geschäftsmodelle anpassen, um von der Digitalisierung zu profitieren?

Lassen Sie mich diese Frage aus der Sicht der Konsumenten betrachten. Wie können Unternehmen dem potenziellen Kunden das beste Erlebnis bieten? Im Mittelpunkt der Digitalisierung stehen Geschäftsprozesse und Kundenerlebnisse. Firmen können mit digitalen Initiativen neue Kunden gewinnen, Bestandskunden besseren Service bieten, und die Wünsche der Kunden besser verstehen. Hier muss die Innovation ansetzen.

Sie sagen, Digitalisierung ist Chefsache. Wie können Geschäftsführer in Schweizer KMUs die Digitalisierung vorantreiben?

Setzen Sie es auf die Agenda für 2017! Setzen Sie klare Ziele und beziehen Sie Mitarbeiter in die Konzeption digitaler Kundenerlebnisse und Inhalte mit ein! Da Digitalisierung Chefsache ist, muss jede Führungsperson auch selbst digitales Know-how haben. In vielen Geschäftsfeldern wird das Digitale den persönlichen Kontakt zu Kunden nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Heisse Themen sind Reichweite, kundenfreundliche und mobile Websites, die Vermittlung relevanter Inhalte via Video, der Umgang mit grossen Datenmengen und der Schutz der Privatsphäre. Geschäftsführer von Schweizer KMUs sollten 2017 handeln und in die Fortbildung der Mitarbeiter im Digitalbereich investieren. Dieses Thema sollte Teil der Planung für 2017 werden. So kann die digitale Transformation erfolgreich angegangen werden.

Webcode
DPF8_8864