"Wir finden den Grosshandel sexy"

Also-CEO Möller-Hergt nennt 5 Gründe für das starke Wachstum

Uhr
von Coen Kaat

Der Also-Konzern hat erfreuliche Jahreszahlen für 2019 publiziert: Der Umsatz stieg um 16,5 Prozent und der Gewinn liegt erstmals über 100 Millionen Euro. An der Bilanzmedienkonferenz nannte CEO Gustavo Möller-Hergt 5 Gründe für das Wachstum. Zudem sagte er, wieso Game-Streaming auch für industrielle Anwender interessant ist.

Also CEO Gustavo Möller-Hergt. (Source: Netzmedien)
Also CEO Gustavo Möller-Hergt. (Source: Netzmedien)

Der Also-Konzern mit Sitz in Emmen hat erfreuliche Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr 2019 vorgestellt. Der Umsatz etwa kletterte um 16,5 Prozent auf 10,7 Milliarden. 2019 war für den Konzern in allen drei Geschäftsbereichen – Also spricht von Geschäftsmodellen – ein gutes Jahr. Im Bereich Supply, der grösste Bereich, stieg der Umsatz um 16,4 Prozent auf knapp 8,4 Milliarden.

Der Solutions-Umsatz kletterte um 16 Prozent auf fast 1,9 Milliarden. Services, der kleinste Geschäftsbereich, kann dafür das grösste Wachstum im Jahresvergleich vorweisen: Der Umsatz wuchs um 21 Prozent von 352 auf 426 Millionen.

Dazu beigetragen habe auch die Akquisition in Polen. Aufgrund der schnellen Integration habe die dortige Also-Gesellschaft bereits erste Ergebnisbeiträge geliefert. CEO Gustavo Möller-Hergt betonte an der der diesjährigen Bilanzmedienkonferenz in Zürich jedoch, dass 52 Prozent des Wachstums organisch ist. Der Konzern habe in verschiedenen europäischen Ländern Marktanteile gewonnen.

Hanna Osetek-Pasquet, Managing Direktor von Also Polen. (Source: Netzmedien)

Zur Situation in der Schweiz gab der Konzern nicht viel bekannt. Laut dem ausführlichen Geschäftsbericht stieg der Nettoerlös von 882 Millionen auf knapp 966 Millionen Euro. Dies entspricht einem Wachstum von 9,5 Prozent.

5 Gründe für den anhaltenden Erfolg

"Der Reingewinn der Gruppe liegt erstmals über 100 Millionen Euro", sagte Ralf Retzko, CFO der Also Holding. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Gewinn um 23,6 Prozent. Wie Retzko erklärte, stieg auch der Cash-Bestand. Diese Entwicklung nutze der Konzern, um einen Teil der Nettoschulden abzubezahlen. Diese gingen von 163 auf 34 Millionen Euro zurück. Die Anzahl Seats stieg von 2,3 auf 3,8 Millionen.

"Jahresergebnisse sind nett", kommentierte CEO Gustavo Möller-Hergt, "aber wichtiger ist es, einen Track Record vorweisen zu können." Andernfalls sei ein Erfolg nur eine Momentaufnahme. Also könne hingegen seit 10 Jahren eine praktisch konstante Leistung vorweisen. So biete der Konzern Partnern und Kunden auch eine gewisse und wichtige Vorhersagbarkeit.

Für Möller-Hergt ist der Erfolg des Konzerns auf 5 wesentliche Faktoren zurückzuführen:

  1. "Wir haben ein super Team!", sagte der CEO. Seine Mitarbeiter seien in der Lage, sich ständig anzupassen, um stets neue Geschäftschancen nutzen zu können. Dabei seien die Mitarbeiter und der Konzern als ganzes immer selbstkritisch und transparent. Retzko ergänzte, dass Also keinen einzigen Offshore-Arbeitsplatz habe. Alle Mitarbeiter würden in der Region arbeiten, für die sie operativ tätig sind.

  2. "Wir haben ein exzellentes Ökosystem", sagte Möller-Hergt. Das Netzwerk des Konzerns sei sehr breit abgestützt – sowohl auf der Hersteller- als auch auf der Kunden- beziehungsweise Resellerseite. "Das gibt uns eine wahnsinnige Stabilität." So könne der Konzern es etwa auch abfedern, wenn ein Hersteller Probleme habe. "Wir finden den Grosshandel sexy – nicht peinlich wie andere", ergänzte Möller-Hergt.

  3. "Wir haben eine klare Strategie", sagte er. Gemeint ist die im Geschäftsjahr 2012 eingeführte MORE-Strategie. Die Abkürzung steht für Maintain, Optimize, Reinvent und Enhance. Aufgrund des Erfolgs halte der Konzern weiterhin an dieser Strategie fest.

  4. Ein weiterer Faktor sind gemäss dem CEO die drei sehr unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Die drei Standbeine böten ebenfalls eine gewisse Stabilität. "Wir stellen Technologien als Box, als Lösung oder als nutzungsorientierte Lösung zur Verfügung."

  5. Der letzte Faktor sind die digitalen Plattformen des Konzerns, um das Grosshandelsgeschäft zu unterstützen. Dazu zählen etwa der Webshop sowie Plattformen für Themen wie Cybersecurity. Streaming, Cloud und das IoT. Die Plattformen bieten laut dem CEO Skalierbarkeit, Kundentreue und die Möglichkeit zu technologischen Expansionen. "Wir arbeiten derzeit an weiteren Plattformen", sagte er. Darüber werde der Konzern "in nächster Zeit" mehr bekannt geben. Derzeit teste das Unternehmen die Plattformen aber noch selbst – getreu dem Motto "eat your own dogfood", wie Möller-Hergt erklärte.

Ralf Retzko, CFO der Also Holding. (Source: Netzmedien)

Die Stichworte "Transparenz" und "Ökosystem" brachten den CEO zu einem anderen Thema: das Coronavirus. Verschiedene Unternehmen, darunter etwa Apple und Microsoft, haben unlängst Gewinnwarnungen veröffentlicht.

Also verfolge die Situation schon seit Anfang Februar täglich. So konnte der Konzern mit dem breiten Ökosystem die Auswirkungen abschwächen. "Wenn das Virus einen Impact haben würde, würden wir das auch kommunizieren.

"Realistische Ziele" für 2020 und darüber hinaus

Für 2020 erwartet Also ein EBITDA zwischen 210 und 220 Millionen Euro. Somit liegt das geplante Wachstum im Vergleich zu 2019 zwischen 6,8 und 11,8 Prozent. Mittelfristig peile der Konzern ein EBITDA zwischen 250 und 310 Millionen Euro an. CEO Möller-Hergt hält diese Ziele für realistisch, wie er an der Konferenz sagte.

Der Return on Capital Employed (ROCE) bleibt für 2020 und mittelfristig darüber hinaus unverändert bei 13 bis 14 Prozent. Die Kennzahl misst wie effizient und profitabel ein Unternehmen mit seinem eingesetzten Kapital umgeht. Der Grund dafür, dass sich die Kennzahl nicht ändert: "Wir wollen weiter investieren", sagte der CEO.

Ein Thema, das in den nächsten Jahren relevant werden soll, ist Streaming. Nicht nur für den Consumer- sondern auch für den Commercial-Bereich. Denkbar wäre etwa ein virtuelles Lager für Digital Twins. Kunden könnten diese Daten dann streamen, um etwa Ersatzteile zu drucken.

Was sind Digital Twins? Die Antwort finden Sie hier im Hintergrundbericht.

Gaming ist die Lösung für industrielle Streaming-Applikationen

Wenn Unternehmen diese Daten selber lagern, müssten sie in ein eigenes Rechenzentrum investieren. Neben kosten für Server, Kühlung und Räumlichkeiten, sei dies auch mit einem höheren CO2-Fussabdruck verbunden, sagte der Also-CEO. Ein professionelles RZ bei einem Reseller sei daher eine sinnvolle Alternative.

Von links: CFO Ralf Retzko, Hanna Osetek-Pasquet, Managing Direktor von Also Polen, und CEO Gustavo Möller-Hergt. (Source: Netzmedien)

Also suchte seine Streaming-Lösung im Gaming-Bereich: Vergangenen Februar kündigte der Konzern gleich zwei Partnerschaften an. Mit Mondia und Ludium Lab will Also nun einen cloudbasierten Gaming-Service auf den Markt bringen.

Warum Gaming? Weil im Gaming-Bereich die Latenz enorm wichtig ist, erklärte der CEO. Gamer seien diesbezüglich unnachgiebig. "Ist die Verbindung zu langsam, verlieren sie das Spiel und sind stocksauer."

Lesen Sie hier mehr zu Alsos Plänen mit Mondia und Ludium Lab im Bereich Game-Streaming.

Webcode
DPF8_172055