Nachgefragt

2024 fehlen mehr als 25 000 ICT-Fachkräfte

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Immer mehr Personen arbeiten in der ICT-Branche. Der Bedarf an Fachkräften übersteigt aber das Angebot. ­Ausbildung und Zuwanderung können die Lücke nicht schliessen. Durch die Masseneinwanderungsinitiative könnte sich der Mangel weiter zuspitzen, meint ICT-Berufsbildung Schweiz.

ICT-Berufsbildung hat zusammen mit dem Institut für Wirtschaftsstudien Basel eine Prognose zum Bedarf an ICT-Fachkräften vorgelegt. Alle zwei Jahre wirft der Verband darin einen Blick auf die nächsten acht Jahre.

Aktuell arbeiten rund 211 000 Personen in diesem Segment. Laut einer Mitteilung soll die Zahl der ICT-Beschäftigten in den nächsten Jahren weiter steigen. Bis 2024 rechnen die Studienautoren mit 24 000 weiteren Stellen. Damit liege das Wachstum der ICT-Branche doppelt so hoch wie das der Gesamtwirtschaft. Durch die Frankenstärke und den Brexit kühlte sich das Wachstum jedoch etwas ab, wie es weiter heisst.

Bedarf kann nicht gedeckt werden

Besonders gefragt seien ICT-Führungskräfte und Softwareentwickler. Der Bedarf soll bei 5100 beziehungsweise 4000 Personen liegen.

Bis 2024 müssten jedoch nicht nur die 24 000 neuen Stellen besetzt werden. Durch Pensionierung, Abwanderung und sonstige Abgänge gehen die Studienautoren von einem Gesambedarf von rund 75 000 ICT-Fachpersonen aus. Dieser könne durch Einwanderung und Ausbildung jedoch nur zu zwei Dritteln gedeckt werden. Daher rechnet ICT-Berufsbildung mit einem Fachkräftemangel in der Grössen­ordnung von 25 000 Personen bis zum Jahr 2024. Der Mangel verteilt sich nicht gleichmässig auf alle Berufsgruppen. Die fehlenden 25 000 Fachkräfte verteilen sich zu je einem Drittel auf Infrastrukturtechniker sowie Entwickler und Softwareanalytiker. Rund 20 Prozent sind ICT-Führungskräfte und 9 Prozent Grafiker, wie aus der Studie hervorgeht.

Ausbildung stärken

Sollte die Masseneinwanderungsinitiative mit einem Kontingent von 40 000 Personen umgesetzt werden, würden sogar 35 000 Personen fehlen, errechnen die Autoren. «Die Erhöhung der Drittstaatenkontingente ist wichtig, in diesem Zusammenhang aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Eine Bildungsoffensive auf allen Stufen ist absolut notwendig», fordert daher Christian Wasserfallen, Nationalrat und Vorstand von ICT-Berufsbildung Schweiz, in der Mitteilung. Durch den sich verschärfenden Mangel an Fachkräften müssten Unternehmen vermehrt auf Quereinsteiger zurückgreifen. Ausserdem würden immer mehr Aktivitäten ins Ausland verlagert, was der Wertschöpfung der ICT-Branche in der Schweiz schade. Gerade auch, da ICT in Bereichen wie Pharma, Detailhandel oder Logistik an Bedeutung gewinne.

ICT-Berufsbildung fordert daher, mehr in die Ausbildung zu investieren. Die Berufsmatura und die praxis­nahe Ausbildung müssten gestärkt werden. Ausserdem sollen jährlich 400 zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden, um die Bedarfslücke zumindest teilweise schliessen zu können. In den letzten Jahren konnte diese Anzahl an neuen Lehrstellen geschaffen werden.

Geringe Anzahl Erwerbslose

Erfreulich sei, dass die Arbeitslosenquote im ICT-Bereich in den letzten Jahren deutlich unter der Erwerbslosenquote der gesamten Schweiz rangierte. 2015 waren rund 2,5 Prozent der ICT-Fachkräfte arbeitslos, im Vergleich zu etwas mehr als 4 Prozent über alle Branchen hinweg.

Mit dem Alter steigt die Arbeitslosenquote an. Bei den unter 54-Jährigen liegt der Wert bei über 2 Prozent. In der Gruppe der 55- bis 65-Jährigen kletterte die Quote auf fast 4 Prozent. Diese ist tiefer als der Schweizer Durchschnitt.

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