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Unternehmen verlassen schrittweise ihre "Wohlfühlzone"

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von Philipp A. Ziegler, Geschäftsführer, MSM Research AG

Die Wachstumsaussichten auf dem Schweizer ICT-Markt haben sich nach dem Minus von 0,3 Prozent im Jahr 2015 und dem marginalen Plus von 0,6 Prozent im vergangenen Jahr wieder aufgehellt. Wir rechnen auf der Basis unseres Frühjahrs-Updates mit einer Zunahme der Ausgaben (B2B) von 1,7 Prozent oder knapp 300 Millionen Franken gegenüber 2016.

Philipp A. Ziegler, Geschäftsführer, MSM Research AG
Philipp A. Ziegler, Geschäftsführer, MSM Research AG

Der Schweizer ICT-Markt 2017 wird auf ein Volumen von 17,35 Milliarden Franken zulegen. Umgerechnet auf einen Arbeitstag bedeutet dies, dass von Schweizer Unternehmen und Verwaltungen durchschnittlich für beachtliche 72 Millionen Franken Aufträge und Projekte vergeben werden. Im Rahmen unseres Herbst-Updates 2016 waren wir noch von einem Wachstum von 1,9 Prozent ausgegangen, das wir nun auf ein Plus von 1,7 Prozent leicht nach unten korrigierten. Die derzeitigen Planungsunsicherheiten aufgrund politischer und wirtschaftlicher Einflussfaktoren sowie der Trend zu einem erneut stärker werdenden Franken haben eine bremsende Wirkung auf ursprünglich gemachte Budgetpläne der Anwender.

KMUs entscheidend für den Gesamtmarkt

Die Entwicklung der ICT-Ausgaben im Schweizer Markt wird aber nicht nur durch globale oder nationale, politische und ökonomische Faktoren beeinflusst. Einen wesentlichen Impact auf das Wachstum des Marktes haben auch die kleineren und mittleren Unternehmen (KMUs, nach unserer Definition Unternehmen mit bis 499 Mitarbeitern). Im laufenden Jahr entfallen auf sie knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Ausgaben im Schweizer Markt. Das Gesamtmarktwachstum hängt also entscheidend vom Ausgabeverhalten der KMUs ab. Unsere Prognose von 1,7 Prozent mehr Ausgaben für den gesamten Markt wird aktuell von den KMUs getragen. Wir rechnen damit, dass die Budgets der «Kleinen und Mittleren» prozentual mit einem Plus von 2,1 Prozent stärker aufgestockt werden als diejenigen der grossen Unternehmen (plus 1,1 Prozent).

Trend zu standardisierten Informatiklösungen

Der Markt 2017 wird auch durch Trends beeinflusst, die sich ausserhalb ökonomisch und politisch bedingter Einflüsse bewegen. So verschieben sich bislang individuell geprägte Infrastruktur- und Anwendungsumgebungen immer mehr in Richtung standardisierte Informatik­lösungen. Die treibenden Faktoren sind hier einerseits der steigende Leidensdruck bei den Kosten, die mit den Individualumgebungen einhergehen. Andererseits stehen die Forderungen nach mehr Effizienz und Agilität im Raum, die standardisierte Lösungen bieten.

Individuelle Anpassungen und Entwicklungen werden nicht verschwinden. Hier gibt es nach wie vor Potenzial für entsprechende Projekte in diversen Branchen, um erzielte Wettbewerbsvorteile absichern und halten zu können. Unsere Erhebungen zeigen allerdings, dass insgesamt betrachtet die derzeitigen Wachstumsraten etwa für Standardsoftware höher liegen als diejenigen für individuelle Entwicklungen. Viele Unternehmen verlassen schrittweise die «Wohlfühlzone» ihrer selbst entwickelten Umgebungen. Sie versprechen sich mit standardisierten Ansätzen eine höhere Kostentransparenz, mehr Flexiblilität und Effizienz in einem zunehmend digitalisierten Wettbewerbsumfeld.

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