Mediennutzungsindex 2015

Live-TV verliert an Bedeutung

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Immer mehr Schweizer sind mobil im Internet unterwegs. Gleichzeitig legte die Verbreitung von mobilen Geräten weiter zu. Das klassische Fernsehgerät ist in Gefahr.

Die Y&R Group hat den "Mediennutzungsindex 2015" (Media Use Index 2015) für die Schweiz vorgelegt. Untersucht wurden dabei ausser dem Konsum von TV- und Radio-Programmen auch der des Internets. Die Studienautoren befragten 2000 Personen im Alter von 14 bis 69 Jahren in der Schweiz. Laut den Autoren ist die Studie für die West- und Deutschschweiz repräsentativ.

Internet wird immer häufiger mobil genutzt

Die mobile Nutzung des Internets legt noch einmal deutlich zu. 85 Prozent der Befragten gaben an, über Smartphone, Tablet oder Laptop online zu gehen. Dabei nutzen 80 Prozent der Schweizer das Smartphone und knapp die Hälfte das Tablet.

Bei der Verbreitung von mobilen Geräten näherten sich die Altersgruppen an. Besonders bei den Befragten zwischen 55 und 69 Jahren stieg die Smartphone-Verbreitung um 10 Prozentpunkte auf 70 Prozent. Fast jeder Schweizer der Altergruppe der 14- bis 29-Jährigen besitzt ein Smartphone. Die Durchdringung liegt bei 91 Prozent. Der Wert bei den 30- bis 54-Jährigen stieg auf 83 Prozent.

Deutliche Unterschiede gibt es hingegen beim Surfen. Mehr als die Hälfte der jüngeren Generation geht mehrheitlich über das Smartphone online. Bei der mittleren Altersgruppe sind es hingegen nur knapp 30 Prozent und bei der älteren Kohorte 16 Prozent. Hier spielen die klassischen Desktop-PCs eine grössere Rolle.

Mediennutzung im Umbruch

In allen Altersgruppen ist das Internet inzwischen das wichtigste Medium. Der Wert liegt fast gleichauf bei über 90 Prozent. An zweiter beziehungsweise dritter Stelle folgt das Fernsehen. Mit dem Alter nimmt die Bedeutung zu.

Bei der jüngeren Generation sehen 64 Prozent das Fernsehen als wichtig an. Bei den älteren Semestern steigt der Anteil auf 81 Prozent. Etwa gleich ist der Trend beim Radio. Knapp mehr als die Hälfte der Jüngeren erachtet das Fernsehen als ein wichtiges Medium. Bei der Generation 55 plus steigt der Wert auf fast 80 Prozent.

Im Schnitt ist Google die wichtigste Medienmarke in der Schweiz. Nur bei der jungen Generation hat Whatsapp eine noch leicht grössere Bedeutung. Fernsehkanäle wie SRF1 und SRF2 stehen bei den älteren Befragten hoch im Kurs.

Überraschenderweise schaffte es ausser Whatsapp kein soziales Netzwerk unter die wichtigsten Medien. Hierzu passt auch, dass soziale Netzwerke kaum noch Zuwächse bei der Nutzung erfuhren. Jedoch bewegten sich die Zahlen auch im Vorjahr schon auf einem hohen Niveau.

Es muss nicht immer Live-TV sein

Auch bei der TV-Nutzung gab es im letzten Jahr Veränderungen. Mit einem Anteil von 88 Prozent sank die Zahl der Fernsehschauer leicht. Die Nutzung von Live-TV war mit 61 Prozent einen Prozentpunkt niedriger als im Vorjahr. Deutlich stieg hingegen die Nutzung von zeitversetzten TV-Angeboten und Streamings.

Zeitversetzt schauten 34 Prozent der Befragten fern (plus 20 Prozent), und bald jeder Zweite (43 Prozent) streamte TV-Inhalte. Bei der jungen Generation nutzte mehr als die Hälfte Streaming-Angebote. Deutliche Zuwächse gab es bei der mittleren Altersgruppe, wo die Nutzerzahl von 31 auf 41 Prozent anstieg.

Alle Altersgruppen nutzten weniger klassische Fernsehgeräte. Im Schnitt betrug das Minus 4 Prozentpunkte auf nunmehr 74 Prozent. Deutliche Zuwächse gab es bei Desktop-PCs (plus 13 Prozent), Smartphones (plus 28 Prozent) und Tablets (plus 12 Prozent). Bei den mobilen Geräten ist der Anteil der jüngeren Generation am höchsten, die deutlichsten Zuwächse gab es aber bei mittleren und älteren Jahrgängen.

Der beliebteste Streaming-Dienst ist laut der Studie Swisscom TV. Fast jeder zweite Nutzer wählt diesen Zugang. Netflix und UPC Cablecom kommen mit ihren Diensten auf knapp 25 Prozent. Darauf folgen Apple TV mit 18 Prozent und Sunrise TV mit 12 Prozent.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass die Bedeutung des Streamings in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Im Vergleich dazu werde der klassische Live-Konsum von TV-Inhalten weiter zurückgehen.

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