Technik fürs Handgelenk

Schweizer Firma mischt den Smartwatch-Markt auf

Uhr | Aktualisiert
von Corine Fiechter

Während es Gerüchte gibt, dass IT-Grössen Smartwatches auf den Markt bringen wollen, ist Limmex bereits mit einer Notruf-Uhr auf Erfolgskurs. Das Schweizer Unternehmen setzte sich an der Mobile World in Barcelona an der "M2M Challenge" gegen 200 Konkurrenten aus 44 Ländern durch.

Der rechte Knopf der Limmex-Uhr ist eine Notrufzentrale mit eingebautem Mikrofon. (Quelle: Limmex)
Der rechte Knopf der Limmex-Uhr ist eine Notrufzentrale mit eingebautem Mikrofon. (Quelle: Limmex)

Auf den ersten Blick sieht die Notfall-Uhr wie eine ganz normale Uhr aus. Doch gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Der rechte Knopf der Uhr ist eine Mini-Notfallzentrale mit eingebautem Mikrofon. Wird er gedrückt, ruft die Uhr direkt einen abgespeicherten Kontakt an, der Hilfe holt. Erfinder ist Limmex, ein Unternehmen, das Lösungen für die Personensicherheit anbietet. Es hat die Uhr gemeinsam mit dem privaten Forschungsunternehmen Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique (CSEM) mit Hauptsitz in Neuenburg entwickelt.

Die Uhr funktioniert derzeit innerhalb der Schweiz. Zwei Swisscom-Abos stehen zur Auswahl. Mit dem ersten Abo, Security Basic, können bis zu zehn Nummern definiert werden, die nacheinander gewählt werden, bis jemand abnimmt. Mit dem zweiten Abo, Security plus, können die Nutzer drei Nummern definieren, die nacheinander kontaktiert werden. Antwortet niemand, wird der Anruf automatisch an eine Limmex-Notrufzentrale weitergeleitet.

Für Ältere, Sportler oder Kinder

Die Notruf-Uhr ist seit einem Jahr auf dem Markt. Sie wurde primär für ältere oder kranke Menschen entwickelt, ist aber auch für Berufstätige mit einer risikoreichen Tätigkeit nützlich. Daneben soll sie sich für Kinder oder Sportler eignen. Eingesetzt wird sie derzeit vor allem im Telecare. Sie ermöglicht dort älteren oder kranken Menschen wie zum Beispiel Diabetikern mehr Selbstständigkeit. Das Potenzial der Uhr ist zudem bei Unfällen mit Stürzen sehr hoch: Laut Daniel Grob, Chefarzt und Medizinischer Leiter am Waidspital Zürich, verunglücken so jährlich rund 500 000 ältere Personen in der Schweiz.

Der Hauptsitz von Limmex ist in Zürich. Produziert wird die Uhr in Biel von der Firma Xantia. Das Unternehmen hat Partnerschaften mit wichtigen Organisationen und Unternehmen abgeschlossen. Darunter sind etwa der Schweizer Bijoutier Christ, das Rote Kreuz in der Schweiz und in Deutschland, Swisscom, die Deutsche Telekom und die Klinik Hirslanden. Limmex ist zudem mit potenziellen Partnern in der Schweiz, Deutschland, Frankreich und anderen Ländern im Gespräch.

Wann kommen die Smartwatches?

Um sogenannte Smartwatches ranken sich seit geraumer Zeit Gerüchte. Dabei ist die Idee nicht neu. Microsoft hat 2003 einen ersten Prototypen auf den Markt gebracht. Laut einem Bericht des "Wall Street Journals" soll das Unternehmen das Projekt inzwischen wieder aus der Schublade geholt haben. Zudem hat Microsoft nebst anderen Komponenten 1,5-Zoll-Touchscreens von asiatischen Lieferanten gekauft. Microsoft hat die Gerüchte bisher weder bestätigt noch dementiert.

Die "Financial Times" wiederum berichtet, dass Google eine Android-Smartwatch entwickeln soll. Diese verfüge über Lokalisierungsfunktionen. Das Tool beinhalte einen Prozessor, einen drahtlosen Sender und eine Kamera, die mit einem ausklappbaren Bildschirm ausgerüstet sei. Google hat bereits ein Patent für eine Smartwatch eingereicht, aber bis jetzt gegenüber der Öffentlichkeit noch geschwiegen.

Zudem soll auch Apple eine sogenannte iWatch entwickeln. Gemäss der "New York Times" und "Bloomberg" arbeiteten etwa hundert Ingenieure daran. Sie würde gewisse Funktionen des iPhones und des iPads zusammen mit mobilen Bezahlfunktionen und einem Schrittzähler bieten. Es stelle sich einzig noch die Frage, ob die iWatch eine Ergänzung zum iPhone oder ein eigenständiges Produkt werden soll.

Von den grossen IT-Anbietern hat bisher einzig Samsung offiziell bekannt gegeben, an einer Smartwatch zu arbeiten. Die konkreten Funktionen sind zwar noch nicht bekannt, dürften aber einen Musik-Player, Landkarten und einen Message-Client beinhalten, die mit einer eigens dafür entwickelten Android-Version funktionieren. Eines steht zumindest fest: Derjenige Marktplayer, der die Uhr als Erster auf den Markt bringt, dürfte die anderen unter Zugzwang bringen.

Wie lange hält die Batterie?

Nebst der Notfall-Uhr von Limmex gibt es bereits Smartwatches wie etwa die Pebble Smartwatch. Diese verbindet sich mit dem iPhone und macht den Nutzer per Vibration am Handgelenk auf einkommende Anrufe, E-Mails und Nachrichten aufmerksam.

Ein Knackpunkt für die Technik stellt zudem die Batterielaufzeit dar. Limmex löst dies mit zwei eingebauten Batterien, eine für die Uhr selbst und eine für die Notruffunktion. Wird die Funktion nicht genutzt, soll die Batterie über drei bis sechs Monate laufen – wenig, verglichen mit einer klassischen Quarz-Uhr. Daher empfiehlt Limmex, die Batterie nach einem Notruf zu wechseln. Was die Smartwatches betrifft, sollten sie zudem über einen genügend grossen Bildschirm verfügen, damit die Schrift lesbar bleibt. Gleichzeitig muss sie klein genug sein, damit man sie noch am Handgelenk tragen will.

Nicht zuletzt muss der Nutzen einer Smartwatch noch bewiesen werden. Zumindest hat Nick Hayek, CEO der Swatch Group, im vergangenen Jahr während der Präsentation der Swatch-Group-Zahlen offen den Sinn einer Smartwatch infrage gestellt. Damit dämpfte er die Hoffnungen derjenigen, die sich bereits ausgemalt hatten, dass die Bieler Uhrengruppe die iWatch gemeinsam mit Apple lancieren könnte.