Merkwürdiges aus dem Web

Business the Monkey Way

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CE- und IT-Welt fördern immer wieder Erstaunliches und Kurioses zutage, das zum Schmunzeln anregt. Die seltsamsten ­Kurznews immer in der Rubrik «Curiosities». Gute Unterhaltung!

(Source: blueringmedia - stock.adobe.com; Netzmedien)
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fsi. Wer den Uluwatu-Tempel in Bali besucht, sollte sich vor den Langschwanzmakaken in Acht nehmen. Diese diebischen Primaten haben sich nämlich darauf spezialisiert, Touristen Wertgegenstände abzunehmen. Einige haben es auf wertvolle Objekte wie Handys, Brillen oder Geldbörsen abgesehen, und weniger Wertvolles wie Hüte oder Haarklammern lassen sie links liegen. Das Absurde daran ist aber, dass die Tiere ihre Raubzüge nicht einfach aus einer Laune heraus unternehmen, sondern auf Lösegeldzahlungen aus sind, wie «Der Standard» schreibt. Wer seinen gestohlenen Besitz zurückhaben will, muss den Makaken nämlich zuerst etwas Essbares anbieten – wobei der Wert des «Lösegelds» natürlich demjenigen des entwendeten Gegenstandes entsprechen muss. Bietet man zu wenig, riskiert man, dass das Handy oder die Brille beschädigt oder gar nicht zurückgegeben wird. Immerhin sind die einheimischen Tour­guides mittlerweile Experten in solchen «Verhandlungen» und halten dafür Vorräte an Früchten und – für hartnäckige Fälle – bei den Makaken beliebte rohe Eier bereit. Das Tauschhandelsystem der Makaken ist so faszinierend, dass Forschende der University of Lethbridge in Kanada es jahrelang beobachtet und dokumentiert haben. In einem Paper von 2021 werden den Affen sogar «in der Tierwelt bisher beispiellose wirtschaftliche Entscheidungsfähigkeiten» zugesprochen. Anscheinend funktioniert das Meme «Return to Monke» auch in Bezug auf den Kapitalismus.

Wovon Cyborg-Insekten ab dem Fliessband träumen

cka. Was erzählen sich Schaben wohl, wenn sie unter sich sind? Vielleicht tauschen sie Horrorgeschichten aus, von Gehirnwäsche und Gedankenkontrolle per Implantat. Vielleicht kennt eine Schabe eine andere Schabe, diese erzählte von ihrem Onkel, der eines Tages einen blinkenden Rucksack erhalten habe; seitdem sei er nicht mehr derselbe gewesen und wirke stattdessen wie von einer für Schaben unfassbaren Macht gelenkt. Eine Horror-Story aus Sicht von Schaben – eine Erfolgsmeldung aus der Sicht der Nanyang Technological University (NTU) und der Japan Science and Technology Agency. Einem Forschungsteam um Hirotaka Sato gelang es schon vor einigen Jahren, Schaben fernzusteuern. So können die Cyborg-Insekten etwa für die Suche nach Katastrophenopfern eingesetzt werden. Nun verkündete die NTU einen weiteren Durchbruch: Sie kann nun Cyborg-Insekten ab Fliessband bauen. In einer Minute wird ein Rucksack an einem Insekt befestigt – zuvor dauerte der Prozess eine Stunde. Dies würde nun auch Grosseinsätze ermöglichen. «Unsere Innovation macht den Traum, eine grosse Zahl von Cyborg-Insekten in realen Szenarien einzusetzen, deutlich praktikabler», sagt Sato dazu. Was aber die Schaben davon halten und ob sie vielleicht schon von ihrem eigenen Kakerlaken-Spartacus träumen, der sie aus der Sklaverei führt – ­danach fragt niemand.

Löschen gegen die KI-Auferstehung

rja. Einmal kurz mit Einstein, Shakespeare oder gar Jesus chatten? Das ist heutzutage problemlos möglich – zumindest laut findigen KI-Start-ups. Sie nehmen die Daten der Persönlichkeiten, mixen sie mit den neuesten Technologien und brauen daraus einen KI-Avatar. Auf diese Weise, verspricht die Werbung, könne man künftig jede beliebige Person KI-mässig auferstehen lassen. Victoria Haneman jedoch findet diese Zukunftsvision nicht erstrebenswert. Wie «The Register» berichtet, will die Anwältin verstorbenen Menschen mindestens die Möglichkeit geben, ihre ­KI-­Auferstehung zu verhindern. Sie plädiert für ein ­«begrenztes Recht auf Datenlöschung» für Verstor­bene. Deren gesetzliche Vertreter sollten demnach nicht nur etwa gedruckte Briefe, sondern auch Daten in der Cloud vernichten dürfen. Ob Einstein, Shake­speare oder Jesus dieses Recht in Anspruch genommen ­hätten, ist freilich nicht bekannt.

Das Auge isst mit – und dank KI nicht nur auf dem Teller

dwi. Rot steht für Top, Blau für Flop – wer dachte, Restaurant-Bewertungen seien schon oberflächlich genug, hat die Rechnung ohne Riley Walz gemacht. Der 22-jährige Programmierer aus San Francisco hat eine Website namens «Looksmapping» gebaut, die nicht das Essen bewertet, sondern die Gäste – nach Attraktivitätslevel. Damit bekommt das Sprichwort «Das Auge isst mit» eine ganz neue Bedeutung. Eine KI analysierte laut dem Nachrichtenportal «Der Standard» nämlich Profilbilder aus Google-Maps-Rezensionen und zack: Das indische Lokal in Midtown East in New York landete auf einer 8,7 im Hotness-Ranking, während der Italiener nebenan mit einer mageren 2 von 10 eher in die Kategorie «ästhetische Diät» fällt. Kritiker sprechen laut Bericht von Diskriminierung, Walz winkt ab: Das Ganze sei Satire und eine Parodie auf KI. Wer also demnächst in New York, Los Angeles oder San Francisco unterwegs ist, kann nun nicht nur durch die Speisekarte scrollen, sondern auch durch die Hot-or-Not-Karte der Gäste. 

Prompt süchtig

jor. Es klingt morbid, fast wie aus einer dystopischen Erzählung – doch es gibt sie tatsächlich: Menschen, die eine Sucht nach KI-Assistenten entwickelt haben und nun in Selbsthilfegruppen zusammenfinden, um dagegen anzukämpfen. Eine dieser Gruppen heisst «Internet and Technology Addicts Anonymous» (ITAA) und richtet sich neu auch explizit an Menschen mit «KI-Sucht», wie «Der Standard» berichtet. Die Organisation orientiert sich am 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker – und bietet einen Grossteil ihres Angebots zur Bekämpfung von digitalen Verhaltenssüchten ironischerweise online an. Vielleicht wäre etwas Ironie auch im Kampf gegen die Sucht nach KI eine gute Strategie: Statt mit ChatGPT & Co. zu chatten, bekommen Betroffene im Sinne einer Ersatztherapie jeden Tag eine Stunde Zeit mit Clippy, der animierten Büroklammer aus den Microsoft-Office-Versionen der späten 1990er-Jahre. Clippy – im deutschen Sprachraum auch bekannt als Karl Klammer – sah zwar lustig aus, hatte aber einen miserablen Ruf. Und gerade deswegen könnte er auf heutige Chatbot-User womöglich abschreckend wirken. Denn Clippy ist begriffsstutzig, aufdringlich, nahezu krankhaft hilfsbereit – und als besonders frustrierendes ChatGPT-Substitut bestünde sein sprachliches Repertoire aus nur einem Satz: «Es sieht so aus, als würden Sie einen Prompt verfassen – kann ich Ihnen dabei helfen?»

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