Wirtschaft

Forschungsstandort Schweiz verliert an Boden

Uhr | Aktualisiert
von asc

Der Forschungsstandort Schweiz verliert an Boden: Immer mehr Forschungsaktivitäten wandern ins Ausland ab. In Zeiten der enormen Frankenstärke und Auslandverschuldung ist dies Gift für die Schweizer Wirtschaft. Und sind auch für IT-Unternehmen keine guten Nachrichten.

Die Schweiz verfügt aktuell über eine starke Innovationskraft, misst man diese an den gesamten privaten Forschungs- und Entwicklungsausgaben. 2008 gaben Privatunternehmen in der Schweiz 12 Milliarden Franken für inländische F&E-Aktivitäten aus. Das entspricht einem Anteil von 2,2 Prozent des BIP. Damit gehört die Schweiz im internationalen Vergleich zur Spitzengruppe, teilt KPMG mit.

Wie eine Studie von KPMG und der Universität St. Gallen (HSG) aufzeigt, haben jedoch umliegende europäische Staaten, die USA und vor allem auch asiatische Länder mit gezielten steuerlichen Fördermassnahmen für F&E die Attraktivität ihrer Standorte deutlich erhöhen können. Nicht zuletzt deshalb verlagern Schweizer Unternehmen ihre F&E-Aktivitäten zunehmend ins Ausland. Bereits 2008 betrugen die F&E-Aktivitäten von Schweizer Unternehmen im Ausland 15,8 Milliarden Franken, jene in der Schweiz aber nur 12 Milliarden Franken. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt.

Bestätigt wird dieser Befund durch eine Umfrage von KPMG und der Swiss-American Chamber of Commerce bei kotierten Unternehmen und grossen Unternehmen in Privatbesitz. Darin geben rund 60 Prozent der befragten Unternehmen an, ihre F&E-Tätigkeit in der Schweiz in den nächsten 5 bis 10 Jahren zu reduzieren.

Stärkung der Innovationskraft nötig – aber ohne Subventionen

Angesichts des äusserst starken Schweizer Frankens, der grassierenden Staatsverschuldungen und der labilen aktuellen Wirtschaftsentwicklung erachtet KPMG Steuererleichterungen für private F&E-Aufwendungen als ein notwendiges und sehr wirksames Instrument, um die Innovationskraft des F&E-Standortes Schweiz aus eigener Kraft zu stärken. Der Vorteil von steuerlichen Massnahmen gegenüber staatlichen Subventionen liegt darin, dass erstere ordnungspolitisch sauber sind, keine Industriepolitik darstellen und insbesondere den KMU zugute kommen. Dies stärkt den Werkplatz Schweiz nachhaltig und sichert hiesige Arbeitsplätze, heisst es in der Mitteilung von KPMG.

Hoher Nutzen für KMU und Werkplatz Schweiz

Innovative Sektoren erwirtschaften mit den eingesetzten Ressourcen überdurchschnittlich hohe volkswirtschaftliche Erträge. Entsprechend macht es Sinn, die Ressourcen dorthin zu lenken, wo sie für die Gesamtwirtschaft die höchsten Einkommen erzielen.

Steuerliche Massnahmen zur Förderung von Forschung & Entwicklung in der Schweiz:

  • Abzugsfähigkeit der gesamten laufenden F&E-Ausgaben von der Steuerbasis zu einem Satz von 130 Prozent (ohne Obergrenze)
  • Erhöhter Abzugssatz von 170 Prozent für F&E-Ausgaben bis 10 Millionen Franken
  • Zeitlich unlimitierter verzinster Steuervortrag für Steuererleichterungen, die infolge zu geringer Steuerbasis in ihrem Entstehungsjahr nicht voll genutzt werden können
  • Barauszahlung ungenutzter Steuererleichterungen in sehr kleinen Unternehmen und Startups
  • Flexibilität bei der Festlegung des Abzugssatzes auf kantonaler Ebene

Gerade junge und hochrentable KMU, die ihre Produktionsstätten in der Schweiz haben, würden von solchen Fördermassnahmen besonders profitieren. Denn obwohl die KMU in den letzten Jahren ihren F&E-Aufwand beträchtlich erhöht haben (Steigerung von 54% zwischen 2004 und 2008), können sich KMU F&E oftmals nicht in dem Umfang leisten, der unternehmerisch sinnvoll und volkswirtschaftliche wünschbar wäre.

Die positiven Auswirkungen von Innovationen beschränken sich zudem nicht auf jene Unternehmen, die selber forschen und entwickeln. Es ergeben sich auch bedeutende positive Nebeneffekte auf andere Unternehmen. Dadurch werden der Wirtschaftsstandort Schweiz im Allgemeinen und der Produktionsstandort im Besonderen weiter gestärkt.

Innovative Unternehmen im Land behalten

Das vorgeschlagene System brächte die Schweiz im internationalen Ranking in Bezug auf F&E-Förderung zwar immer noch nicht in die Spitzenposition, würde ihre Rangierung aber erheblich verbessern. Vor allem aber könnten die Abwanderung von innovativen Unternehmen mit hohem Wachstums- und Beschäftigungspotential gebremst und der Zuzug solcher Firmen gefördert werden.