Halbzufriedene Halbleiterhersteller
Die Halbleiterhersteller kämpfen. Mit sinkender Nachfrage nach Funkchips, mit der technischen Entwicklung und mit sich selbst. So durchwachsen wie ihre Geschäfte, sind auch die Aussichten auf eine Verbesserung ihrer Lage.
Die Halbleiterindustrie beliefert heute praktisch alle Branchen in deren Produkten auf irgendeine Weise Strom fliesst und Daten ausgetauscht werden. Tiefkühler, Tablets, Transportfahrzeuge – die Palette ist schier endlos.
Da immer mehr Produkte auf irgendeine Weise einen Chip verwenden, sollte der Markt eigentlich stark wachsen. Stattdessen kämpfen die Halbleiterhersteller mit schwankenden, stagnierenden oder gar schrumpfenden Umsätzen. Ein Trend der sich derzeit durch die gesamte Branche zieht, wie RBC-Analyst Doug Freedman gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte. Besonders hart, scheint es die Anbieter von Funktechnik wie Wlan oder Mobilfunk zu treffen.
Umsatzrückgang bei STMicroelectronics
Jüngstes Beispiel ist der Schweizer Halbleiteranbieter STMicroelectronics (STMicro). Dieser hat gestern, Dienstag, für sein drittes Geschäftsquartal einen Verlust von 142 Millionen US-Dollar ausgewiesen. Der Halbleiterhersteller mit Hauptsitz in Genf musste zudem einen Umsatzrückgang von 7,1 Prozent auf 2,01 Milliarden Dollar hinnehmen. Analysten hatten im Vorfeld der Veröffentlichung der jüngsten Geschäftsdaten noch mit einem Erlös von 2,05 Milliarden Dollar gerechnet. Zwar verzeichnete der Hertsteller gute Geschäfte im Automobil-Bereich. Dennoch verlief das Geschäft schleppend.
Schwerwiegend wirkte sich das Mobilfunkgeschäft auf die Bilanz des grössten europäischen Halbleiterherstellers aus. Rund ein Viertel der Einnahmen sollen aus dem Mobilfunkgeschäft stammen, wie das Handelsblatt unter Berufung auf Analysten der Bank JP Morgan berichtet.
STMicro kämpft in diesem Geschäft an mehreren Fronten. So fiel etwa die Nachfrage nach Smartphones aus dem asiatischen Raum geringer aus, als ursprünglich angenommen. Und nicht nur das: Die Art der gewünschten Komponenten habe sich verändert. STMicro-CEO Carlo Bozotti erklärte in einer Telefonkonferenz gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass zwar die Bestellmengen vorhanden wären, aber die Abnehmer inzwischen eher low-endige Mobiltelefone bauen würden, statt High-End-Geräte zu produzieren. Ein Trend den man auch bei den Mitbewerbern sehen könne, ergänzte Bozotti.
Ausserdem verschiebt sich derzeit der Markt für die Geräte-Anbieter. Rund 10 Prozent der Umsätze des Halbleiterherstellers sollen von den Smartphone-Anbietern Nokia, Blackberry und HTC stammen. Alles ehemalige Branchengrössen, die heute ihren Platz im Mobilfunkmarkt suchen. Hinzu kommt, dass sich Branchen-Riese Apple als Kunde zurückzog und Bosch mit der Fertigung eines Bewegungssensors beauftragt hatte.
Um das Geschäft wieder auf Kurs zu führen, hatte STMicro sich im August Ericsson getrennt. Gemeinsam hatten die Unternehmen über eine Tochterfirma Chips für Handys hergestellt für Kunden wie Nokia.
Bozotti hält gemäss Medienteilung an dem Ziel des Herstellers fest, eine operative Marge von 10 Prozent zu erreichen. Allerdings werde STMicro dieses Ziel erst mit einem halben Jahr Verspätung erreichen. Bozotti hofft, dass sein Unternehmen Mitte 2015 dieses Ziel erreicht haben wird. Für das vierte Quartal rechnet er hingegen nur mit geringen Umsatzzuwächsen. Für diese Botschaft wurde das Unternehmen an den Aktienmärkten abgestraft. Der Aktienkurs fiel heute um 5 Prozent, wie Reuters meldet.
Langsame Chipentwicklung bei Broadcomm
Mit Broadcomm kämpft auch ein weiterer Zulieferer der Mobilfunkbranche mit der aktuellen Marktentwicklung. Der Umsatz im dritten Quartal stieg um 0,8 Prozent auf 2,15 Milliarden Dollar im vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Reingewinn stieg im Jahresvergleich von 220 Millionen auf 316 Millionen Dollar. Dem Hersteller macht der nachlassende Bedarf nach seinen Funkchips zu schaffen. Der Aktienkurs tauchte nach Bekanntgabe der jüngsten Geschäftszahlen um rund 8 Prozent teilte Reuters mit.
Broadcomm produziert Mobilfunkchips für den 3G-Empfang. Eine Produktgruppe die mit dem LTE-Trend immer weniger nachgefragt wird und in der aggressive Preise die Margen wegschmelzen. Daher arbeitet der Chiphersteller seit geraumer Zeit an LTE-Chips, kommt aber zu wenig voran.
Broadcomm leitete bereits Massnahmen ein, um wieder voranzukommen. Hierzu zählt die Übernahmen des japanischen Mitbewerber Renesas, um die Entwicklung der eigenen 4G-Chips zu beschleunigen. Erste Produkte kündigte CEO Scott McGregor für das nächste Jahr an. Die Übernahme wird allerdings bis zu 1150 von den rund 12’000 Mitarbeitern den Job kosten. Viele von ihnen stammen von Renesas.
Auch RF Micro enttäuscht Analysten
Der Zulieferer RF Micro konnte seinen Umsatz zwischen Juli und September im Jahresvergleich um 48 Prozent steigern. Der Erlös betrug 310,7 Millionen US-Dollar – ein Rekord, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Zu den grössten Kunden des Herstellers zählen im Mobilfunkgeschäft Samsung und Apple.
Für das vierte Quartal dämpfte der Hersteller jedoch die Vorfreude der Analysten, die den Aktienkurs auch prompt um über 6 Prozent bachab schickten. RF Micro glaubt, dass im Weihnachtsquartal weniger Produkte für WiFi-fähige Geräte gebraucht werden.
Kaum Besserung in Sicht
Eine Entspannung der Lage scheint erstmal nicht in Sicht. Solange sich die Weltwirtschaft weiterhin nur schwach entwickelt, werden die Hersteller ihre Lager nur zurückhaltend mit neuen Chips füllen, glaubt Analyst Freedman.

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