X.Days

Improvisation, Idee und Realität an den X.Days

Uhr | Aktualisiert

"Heute Idee. Morgen Realität" ist das Motto der diesjährigen X.Days, die gestern und heute in Interlaken stattfinden.

Ernesto Graf, Geschäftsführer und Mitbegründer von Karl's kühner Gassenschau, sprach über Hürden und Erfolge seiner Theatertruppe. (Quelle: Netzmedien)
Ernesto Graf, Geschäftsführer und Mitbegründer von Karl's kühner Gassenschau, sprach über Hürden und Erfolge seiner Theatertruppe. (Quelle: Netzmedien)

Improvisation ist alles. Das war das Motto des Eidgenössischen Improvisationstheaters (EIT) gestern Mittwoch an den X.Days in Interlaken. Mit viel Witz und Ironie stellte es das Leben einer fiktiven IT-Managerin mit drei Kindern und Hausmann dar, die Job und Familie unter einen Hut bringt – oder eben nicht. Zumindest endete ihre Karriere mit Kind und Kegel in Malta, wo sie, wenn sie denn nicht gestorben ist, noch heute gemeinsam mit ihrem Mann eine Cocktail-Bar betreibt.

Auf das EIT folgte Miriam Meckel, Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. In ihrer Keynote sprach sie über die Verbindung von Mensch und Maschine und wie diese immer mehr verschmilzt. Zum Beispiel Google Glass oder die Vision der Forschung, mittels Infrarot die eigene Handfläche als Touchscreen nutzen zu können.

Nicht die Flinte ins Korn werfen

Ein weiterer Referent am Vormittag war Raul Krauthausen, der aufgrund der im Volksmund genannten "Glasknochen-Krankheit" (Osteogenesis imperfecta) im Rollstuhl sitzt und sich für die deutsche Organisation "Sozialhelden" engagiert.

Krauthausen beschrieb, wie aus einer Idee Realität werden kann, wenn man nicht gleich beim ersten Misserfolg die Flinte ins Korn wirft. So hatte sein Cousin die Idee, dass Konsumenten bei der Rückgabe von Pfandflaschen auf das Pfand verzichten und diese für einen guten Zweck spenden können. Die ursprüngliche Idee eines Knopfes bei der Kasse, den der Konsument hätte drücken müssen, wenn er das Geld hätte spenden wollen, erwies sich als nicht praktikabel. Die Kosten und die Hürden für die dazu nötigen Umbauten in den Supermärkten wären viel zu hoch gewesen. Aber statt aufzugeben, vereinfachte Rauls Cousin seine Idee. Heute erwirtschaftet "Pfandtastisch helfen" in Deutschland immerhin 100'000 Euro pro Jahr durch Pfandbons.

Karl und seine Gassenschau

Ein weiteres Highlight des Tages war die Keynote von Ernesto Graf am Nachmittag, Geschäftsführer und Mitbegründer von Karl's kühner Gassenschau. In erfrischenden Anekdoten beschrieb er die Hürden und Katastrophen, die die erfolgreiche Theatertruppe in den Jahren seit ihrer Gründung durchgestanden hat. Dazu gehört unter anderem, wie die Truppe für ihre Aufführung Akua nach einem Stück Wasser am Zürichsee suchte.

"Leider erwies es sich als unmöglich, für einen Sommer ein Stück Seeanstoss am Zürichsee zu mieten", so Graf. Also habe man kurzerhand einen eigenen See in einer Kiesgrube in Würenlos gebaut – diese war so gross, dass das Wasser von der Gemeinde in zehn Portionen geliefert werden musste, weil sonst den Bewohnern von Würenlos das Wasser ausgegangen wäre.

Nüchterne Realität

Ansonsten präsentierte sich der gestrige Tag der X.Days unter dem Motto "Heute Idee. Morgen Realität" in der nüchternen Realität eines Kongresses seiner Grössenordnung: Aussteller und Besucher drängten sich eng im Congress Centre Kursaal Interlaken, networkten, was das Zeug hielt und versuchten verzweifelt, einen Stehtisch für den Lunch oder einen Sitzplatz zum Arbeiten zu ergattern.

Und mit grosser Sicherheit fielen alle Teilnehmer nach all den Business-Tracks, Keynotes, der Podiumsdiskussion und dem Abendprogramm wie Steine ins Bett, um für den heutigen zweiten Tag der X.Days wieder frisch und munter zu sein – oder es zumindest zu versuchen.

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